Navid Kermani und Peter Feldmann zu Gast auf dem mediacampus frankfurt

Campus-Gespräche mit Friedenspreisträger und Stadtoberhaupt

27. Januar 2017
von Börsenblatt
Der 26. Januar war auf dem mediacampus frankfurt ein ganz besonderer Tag: Lange hatte sich die zentrale Aus- und Weiterbildungseinrichtung der Branche um einen Besuch von Navid Kermani bemüht, nun konnte sie den Friedenspreisträger am selben Tag begrüßen wie Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann.


In gelöster Stimmung hießen mediacampus-Geschäftsführerin Monika Kolb-Klausch, Ausbildungsleiter Jürgen Lemke und Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller zunächst Oberbürgermeister Peter Feldmann und zahlreiche Gäste willkommen. Bei einem kurzen Rundgang konnten die Besucher das Campusgelände kennenlernen. Neben der Buchmesse und vielen Verlagen stärke auch diese Berufsschule Frankfurts Rolle als die Buchstadt Deutschlands, betonte Feldmann. Für Staunen sorgte vor allem die Campusbuchhandlung, in der die Schüler alles rund um die Verkaufssituation und die Warenpräsentation im Sortiment lernen. Nicht nur Feldmann zeigte sich von der liebevoll eingerichteten Buchhandlung und den spannenden Thementischen begeistert.

Ursprünglich war die Campusbuchhandlung als Juniorfirma konzipiert, doch die Idee hat sich schnell zerschlagen. Der örtliche Buchhandel sollte keine Konkurrenz aus den Reihen des mediacampus bekommen. Attraktiv bleibt die Campusbuchhandlung trotzdem, denn den Schülern biete sie viele Möglichkeiten, sich ohne Risiko auszuprobieren, so Kirsten Dehler, Dozentin und Campusbuchhändlerin. Auch Jürgen Lemke lobte das Engagement der Schüler. Das reiche nämlich durchaus bis in die Freizeit hinein, so der Ausbildungsleiter.

Frankfurts Oberbürgermeister hat Wünsche an die Buchbranche 

Einige der engagierten Schüler traf Feldmann schließlich in der gut gefüllten Piper Lounge, wo der Frankfurter Oberbürgermeister ihnen Rede und Antwort stand. Der Politiker verriet den interessierten Schülern zum Beispiel, dass die Familie aufgrund seines beruflichen Kalenders grundsätzlich zu kurz komme, er jedoch die Zeit mit den Liebsten durchaus auch mal einem Empfang vorziehe. Während die Presse dafür weniger Verständnis zeige, würden die Frankfurter solche Entscheidungen begrüßen.

Natürlich ließen auch Fragen zur Leseförderung und zur Buchbranche nicht lange auf sich warten. Feldmann betonte vor den Schülern die Bedeutung des Kulturguts Buch, aber auch, dass der Zugang zum Buch nicht in die Wiege gelegt, sondern erlernt werde und deshalb allen Bürgern ermöglicht werden müsse. Doch auch für die Buchbranche hatte er eine deutliche Botschaft: mehr Engagement der Verlage! Seit Jahren laufe er nun den Verlagen und Medien hinterher, erzählte Feldmann, um sie von einer Sonderzeitung für Kinder und Jugendliche zu überzeugen, die zur Frankfurter Buchmesse in den Schulen verteilt werden solle. Bisher konnte er seine Idee noch nicht durchsetzen, doch Feldmann betonte: "Ich werde nicht Ruhe geben, bis ich einen Verlag von dieser Idee überzeugt habe." Und auch für die Buchmesse der Mainmetropole hat Feldmann bereits eine Idee. So wünscht er sich, dass man dort einmal den Fokus auf Kinder- und Jugendliteratur statt auf ein Ehrengastland legt.

Navid Kermani beleuchtet die Rolle der Rezensenten

Ein weiteres Highlight des Tages war die Lesung von Friedenspreisträger Navid Kermani. Sein Besuch war lange geplant und fiel nun zufällig mit dem Besuch des Oberbürgermeisters zusammen. Nach der Begrüßungsrunde übernahm Dozent Osama Ishneiwer die Bühne. Genau wie Oberbürgermeister Feldmann zuvor in der Gesprächsrunde nutzte er die Gelegenheit, um sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auszusprechen und erntete dafür tosenden Applaus. Und schließlich kam er dann: Der Moment, in dem Navid Kermani ans Podium trat, um seine Romane "Große Liebe" und "Sozusagen Paris" vorzustellen, beide im Hanser Verlag erschienen.

Im Anschluss stellte sich auch Kermani den Fragen der Schüler. Die wurden von der Lese-AG zusammengetragen, die sich zuvor unter anderem mit den beiden genannten Romanen beschäftigt hatte. Seinen Gesprächspartnerinnen Louisa Fromm, Esther Kolbe und Marlene Mathewson beantwortete er trotz seines knappen Zeitbudgets geduldig alle Fragen.

Er schaue alle Rezensionen zu seinen Büchern durch, verriet Kermani den Schülern. Und merkte mit einem Augenzwinkern an, dass ein Autor anhand der Rezension wisse, welcher Rezensent das Buch wirklich bis zum Ende gelesen hat. Natürliche kenne auch er Selbstzweifel, doch besonders beim Schreiben von Romanen empfinde er vor allem eines – Freiheit.