Netzwerk "Städte der Zuflucht"

Finanzierung in Frankfurt gestoppt

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Stadt Frankfurt und die Frankfurter Buchmesse haben die Finanzierung des Programms "Städte der Zuflucht" in Frankfurt "auf Eis gelegt", bestätigte eine Sprecherin der Buchmesse. Möglichst bis zum Oktober soll nun eine weitere Beteiligung am Projekt geprüft werden.

Man wolle etwa klären, so Buchmesse-Pressesprecherin Katja Böhne gegenüber boersenblatt.net, ob das Programm noch das richtige Format sei, um die Meinungsfreiheit zu fördern. Weitere Motive für die Entscheidung nannte sie nicht. Die Prüfung werde gemeinsam von der Stadt Frankfurt, der Frankfurter Buchmesse und Litprom − Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika durchgeführt. Gemäß "Frankfurter Rundschau" wollen Stadt und Buchmesse ihre Teilnahme am Programm zum 31. Mai aussetzen − dann endet das Asyl des derzeitigen Frankfurter Städteflüchtlings Mohammad Baharlo. Die Mitgliedschaft der Stadt Frankfurt im Netzwerk Städte der Zuflucht (ICORN) bleibe jedoch erhalten.

Der Chairman des Netzwerks, Peter Ripken, kritisierte den Beschluss laut "Frankfurter Rundschau" als "eindeutig falsches Signal", vermutet Sparzwänge als Grund (die Stadt Frankfurt zahlte zuletzt 27.000 Euro pro Jahr für das Programm). Letzerem widerspricht Kirsten Grote-Bär, Referentin im Frankfurter Kulturdezernat, auf Anfrage von boersenblatt.net. Man habe den Etat für 2014 "auf Null gesetzt", weil die Evaluierung vorgesehen war. Die SPD-Fraktion im Frankfurter Römer forderte inzwischen den Magistrat auf, das Programm "Frankfurt − Stadt der Zuflucht" fortzusetzen. Der Nachtragshaushalt biete "jetzt Gelegenheit diesen Fehler zu korrigieren", heißt es in einer Presseinformation der Partei. 

Zum Netzwerk "Städte der Zuflucht"

Das Programm "Städte der Zuflucht" wurde 1994 vom Internationalen Schriftsteller-Parlament entwickelt. Nach dessen Auflösung wurde es 2006 vom Internationalen Netzwerk Städte der Zuflucht (ICORN) fortgeführt. Derzeit gehören dem Netzwerk weltweit mehr als 40 Städte an. Die Städte nehmen für mindestens ein Jahr einen Autor auf, dessen Arbeit als Schriftsteller gefährdet ist. Gewährt wird eine Wohnung und ein Stipendium.

Die Stadt Frankfurt trat 1997 der Initiative bei. Ein Jahr später beschloss die Frankfurter Buchmesse, das Programm mitzutragen. Das Projektmanagement wurde vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main und der Frankfurter Buchmesse der Gesellschaft Litprom übertragen. Die Mittel für das Stipendium für den jeweiligen Gast stellte die Frankfurter Buchmesse, die Stadt Frankfurt am Main Wohnung und Krankenversicherung.