Neue Buchmesse in Mailand

Moderato – mäßig bewegt

24. April 2017
von Börsenblatt
Zum ersten Mal fand vom 19. bis 23. April die Mailänder Buchmesse „Tempo di Libri“ statt. Über die neue Messe wurde im Vorfeld viel diskutiert, da sie in unmittelbarer zeitlicher Konkurrenz zum Salone del Libro (18. bis 22. Mai 2017) stattfindet.

Zwei Hallen auf dem 35.000 Quadratmeter großen Expo-Gelände belegten die Stände der Verlage und Bühnen oder Sonderpräsentationsflächen wie „La cucina a tavola“. Alle großen Verlag von Mondadori über Feltrinelli bis hin zur Gruppo editoriale Mauri Spagnol waren natürlich da ­– insgesamt wurden etwa 550 Verlage im Katalog gelistet (zum Vergleich: in Turin nehmen in der Regel ca. 700 Verlage teil).

Unter den kleineren Ausstellern war beispielsweise Gianni Geraci, von der Edizioni Casagrande aus dem Tessin. Er glaubt nicht, dass beide Messen – Turin und Mailand – bestehen werden können und hofft eher auf Turin, weil er sich dort heimischer fühle und die Messe auch nicht so teuer wie Mailand sei. Ganz anders natürlich die Einschätzung von Alfieri Lorenzon, dem Geschäftsführer des italienischen Verlegerverbands (Associazione Italiana Editori). Er ist zufrieden mit dem Auftritt und definiert als Erfolgsfaktor, die Popularität des Buches beim italienischen Volk zu erhöhen. „Sie müssen wissen, gerade einmal 44 Prozent der Italiener lesen jährlich ein Buch, die restlichen 56 Prozent wahrscheinlich gar keins. Ich freue mich also, wenn wir mit der Messe das Publikum ansprechen.“ Als wichtiges Ziel für die italienischen Verlage gibt er an, den Handel mit Lizenzen voranzutreiben. In den letzten Jahren habe man in diesem Geschäftsbereich bereits Steigerungsraten von 200 Prozent realisieren können.

In gerade einmal sechs Monaten haben Lorenzons Team und das eigens dafür gegründete Unternehmen „La Fabbrica del Libro“ die Messe und ein Lesungsprogramm in Mailand und Umgebung mit über 2000 Autoren an über 60 Veranstaltungsorten auf die Beine gestellt. Für den Rechtehandel wurde in der gleichen Zeit, angelehnt an das Turiner System, ein Rechtecenter eingerichtet. Die beiden Organisatorinnen Emanuela Riccio und Benedetta Lenzi berichten, dass sich 470 Teilnehmer (300 italienische, 170 aus 34 weiteren Ländern) angemeldet haben und über die digitale Registrierungsplattform 3.700 Treffen vereinbart wurden. Auch die Deutschen sind hier vertreten unter anderem mit Goldmann, S. Fischer, Hanser, Ullstein oder Wagenbach. Am Freitagnachmittag waren das Rechtezentrum und die Hallen allerdings eher mäßig belebt.

Mehr als 60.000 Besucher der Buchmesse wurden gezählt (weniger als von den Veranstaltern erwartet); zusätzlich mehr als 12.000 Besucher nahmen die Veranstaltungen außerhalb des Messegeländes wahr, gab die AIE nach der Messe bekannt. Die zweite Auflage der neuen Buchmesse sei schon in Planung, so die AIE.