Neue Fachbücher zur Filmanalyse

Bewegte Bilder

4. Mai 2017
von Börsenblatt
Die Digitalisierung verändert die Kultur auf allen Ebenen, das Erzählen sowieso: Positionen der Filmwissenschaft und  Medientheorie.

Sehnsucht nach Gestern

Analog und digital gelten nach wie vor als Gegensätze – obwohl im Alltag längst alles ineinanderfließt. Mit welchen Assoziationen die Begriffe daherkommen und welche Diskurse sie aktuell auslösen, das beschreibt Dominik Schrey, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie. Schrey nimmt dabei eine medienübergreifende Perspektive ein, seine Beispiele stammen aus den Segmenten Film, Fotografie, Medienkunst und Musik.

Dominik Schrey: "Analoge Nostalgie in der digitalen Medienkultur", Kadmos, 432 S., 29,80 €

Digitalkultur als Neverending Story 

Geert Lovink gehört zu den Pionieren der Netzkritik und beschäftigt sich seit Jahren aus medientheoretischer Perspektive mit den Folgen der Digitalisierung. In seinem neuen Band geht er der Frage nach, wie unsere Welt aussehen wird, wenn Technologien sich weiter in die Alltagskultur hineinfressen.  

Geert Lovink: "Im Bann der Plattformen", Juni, Transcript, 266 S., 24,99 €

Soziologie der Medienkommunikation

Die Integrationsprozesse der alten Massenmedien sind passé, heute lautet das Gebot der Stunde: Diversifizierung. Fliegt nun alles auseinander, bröckelt der gesellschaftliche Zusammenhalt? Und lassen sich Modelle dafür finden? Forscher haben sich dieses Spannungsfeld intensiv angeschaut – der Sammelband bündelt ihre Positionen. 

Olaf Jandura, Manuel Wendelin, Marian Adolf, Jeffrey Wimmer (Hrsg.): "Zwischen Integration und Diversifikation", Springer VS, 276 S., 44,99 €

Alles ist machbar 

Filmemacher haben, technisch gesehen, heute unendliche Möglichkeiten – die Auswirkungen auf die Filmästhetik sind immens. Thomas Morsch, Filmwissenschaftler an der FU Berlin, analysiert und hinterfragt die Erzählkonzepte der Gegenwart – ein Stichwort dabei ist die Hypermedialität.

Thomas Morsch: "Vom Abbild zum Affekt", Bertz + Fischer, Juli, ca. 120 S., 14,90 €

Von der Ideologie zur Utopie

Berglandschaften sind kein Kitsch, der sich mal eben so versendet. Filmemacher spielen bis heute damit, nutzen Berge als kraftvolle Kulisse für ihre Weltentwürfe. Silke Martin analysiert die Erzählmuster und Inten­tionen – anhand von sechs Filmen des zeitgenössischen deutschen Kinos, etwa "Nanga Parbat" von Joseph Vilsmeier und "Winter­schläfer" von Tom Tykwer.

Silke Martin: "Berg und Film", Schüren Verlag, 224 S., 24,90 €

Narrativer Dokumentarfilm

"Bowling for Columbine", "Full Metal Village", "Waltz with Bashir": Dokumentarfilme sind ein Fall für sich, aber in ihrer Erzählweise den Spiel­filmen oft recht ähnlich. Filmwissenschaftlerin Magali Trautmann beleuchtet die ästhetischen Muster und diskutiert anhand zahlreicher Beispiele die unterschiedlichen Erzählformen. Damit liefert sie einen wichtigen Beitrag zur Dokumentarfilmtheorie.

Magali Trautmann: "Show and Tell. Der narrative Kinodokumentarfilm von 1995 – 2015", Herbert von Halem Verlag, 386 S., 49 €

Konstruierte Welterfahrung

Schuldgefühle auf der Leinwand – wie sie entstehen, welches Kalkül dahinter steckt und was sie bewirken, nicht nur beim Einzelnen, sondern in der Gesellschaft insgesamt: Das untersucht Matthias Grotkopp, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Uni Berlin, an konkreten Beispielen. Lohnend sowohl für Film- und Medienwissenschaftler als auch für Historiker.

Matthias Grotkopp: "Filmische Poetiken der Schuld", De Gruyter, 374 S., 69,95 €