Neue Gartenbücher

So wird jeder Daumen grün

4. März 2016
von Stefan Hauck
Die Gartensaison ist eröffnet: Neue Ratgeber liefern handfeste Tipps für Planung und Pflege. Und sorgen sogar auf dem Balkon für üppige Ernte.

Wussten Sie, dass Monet auch ein begeisterter Gärtner war? In fast 43 Jahren schuf der Maler in Giverny ein Gartenparadies, von dessen zauberhafter Aura bis heute unzählige Gemälde künden. Jean-Pierre Gilson hat in aktuellen Fotografien ("Claude Monet in Giverny. Der Maler und sein Garten", Hirmer, 136 S., 24,90 Euro) die Stimmungen dieser Bilder in natura eingefangen, sodass man sich von Monets Gespür für Farben und Formen inspirieren lassen kann und Lust bekommt, zu Hause den Spaten in die Hand zu nehmen.

Inspiration allein reicht allerdings nicht aus, zum Gärtnern braucht man auch Erfahrung. Die liefert Nancy Ondra in ihrem Buch "Das 5 Pflanzen Prinzip" (Kosmos, 184 S., 20 Euro): Darin gibt sie nützliche Tipps, wie man Gärten strukturiert und je fünf mehrjährige Stauden in unterschiedlichsten geometrischen Formationen und Farben gruppiert. Zeichnungen, Einkaufslisten, Fotos und Tricks helfen dabei, Idyllen zu schaffen, vom Regenbeet bis zu eleganten Weg­rändern.

Neben der Flora gehört auch die Fauna dazu: Im alten Pompeji war ein Garten erst dann perfekt, wenn er von Vögeln angenommen wurde. So betrachtet auch Dorothée Waechter das Gärtnern als ein Gestalten von Lebensräumen, in denen sich Insekten, Vögel und andere Tiere wohlfühlen. Ihr "Biogarten im Handumdrehen" (Thorbecke, 136 S., 19,99 Euro) präsentiert 50 ungewöhnliche Ideen, mit denen der Garten in Etappen naturnäher wird – von der Erdbeerwiese als Hangbefestigung bis zur aus Baum­ruten geflochtenen Beetbegrenzung.

Die Freude am Pflanzen und Ernten kann man auch Kindern nahebringen: "Nichts schmeckt so gut wie das, was ­du selbst hast wachsen sehen": Das ist das Motto, unter dem die Schwestern Bella Linde und Vanja Sandgren dem Nachwuchs erklären, wie sie von Tomate bis Mais 14 Obst- und Gemüsesorten anbauen können. Mithilfe vieler Zeichnungen und Fotos wird in "Mein kleines Gartenbeet. Säen, ernten, essen" (Jacoby & Stuart, 70 S., 14,95 Euro) die Pflanzanleitung und Pflege Schritt für Schritt erklärt, als Plus gibt's leckere Rezepte obendrauf.

Mit Blick auf eine gesunde Ernährung werden Nutzgärten immer beliebter: Selbst anbauen und ernten ist Trumpf! Auf kleinstem Raum gelingt das mit dem Buch "Der Selbstversorger-Balkon" (Blv, 144 S., 16,99 Euro): Welche Gefäße und welche Erde man braucht, wie man richtig bewässert, welche Mischkulturen wann ausgesät werden, das vermittelt Michael Breckwoldt leicht nachvollziehbar in übersichtlichen Häppchen. Dazu liefert er viele Infos über Gemüse, Kräuter und Obst im Topf (und die entsprechenden Schädlinge ...).

In puncto Pflanzgefäße bietet "Große Ernte auf kleinstem Raum" (DK, 256 S., 16,95 Euro) vielerlei originelle Ideen: Balkon-Satteltaschen, Erbeersiebe, Pflanz­rinnen, Bohnenbögen, Anlehn­regale ... Mit seinen Modellen, rasch gebaut aus vorhandenen Materialien, können selbst handwerklich minimal Begabte glänzen. Gute Beschreibungen (die 15 ertragsreichsten Sorten, die bes­ten Pflanzen für Sonne und Schatten) bringen jeden Minigarten zum Blühen.

Wer mehr ernten möchte, braucht auch mehr Raum, und dafür gibt es mittlerweile Mietmodelle in der Landwirtschaft. Wanda Ganders und Natalie Kirchbaumer haben 2010 begonnen, mit ihrer Firma Meine Ernte an Großstadträndern Gemüsegärten von Landwirten professionell vorbereiten und bepflanzen zu lassen, ab Ende April kümmern sich dann die Laiengärtner (derzeit 3 000) darum. Ihre geballte Erfahrung geben sie in "Das 100% Ernte-Glück-Buch" (Blv, 144 S., 19,99 Euro) weiter, von Basics für Garteneinsteiger (Standort, Bodenbeschaffenheit, Un­kräuter, Vorziehen etc.) über anfallende Arbeiten im Gartenjahr bis hin zu Verarbeitungs­tipps.

Stärker nach Pflanzenarten gegliedert ist der Titel "Ackerhelden – Biogärtnern für Einsteiger" (DK, 160 S., 14,95 Euro), der ähnliche Informationen samt Anbauplanung vermittelt – nur mit Blick aufs biologische Gärtnern. Denn das von Birger Brock und Tobias Paulert 2012 gegründete Unternehmen Ackerhelden, das ebenfalls vorbepflanzte Schollen vermietet, ist Bioland-Mitglied. Welches der vorgestellten Bücher auch immer Sie nehmen: Mit dieser Lektüre müsste es klappen.

Über den Siegeszug des biologischen Gärtnerns kann eine Benediktinerin wie Christa Weinrich vermutlich nur müde lächeln: Ihr Klostergarten in Fulda wird seit über 60 Jahren naturnah mit Mischkultur bewirtschaftet, mit einem geschlossenen Boden-Pflanze-Boden-Kreislauf. Ihr geballtes Wissen gibt sie in "Schwester Christas Mischkultur" (Ulmer 176 S., 24,90 Euro) weiter. Auch eine Schlossherrin und eine Fernseh­gärtnerin berichten von ihrer Gartenpraxis. Die persönlichen Erfahrungen machen das Buch zu einem angenehmen Lesebuch, ohne dass Planung, Kalkulation, Grundlagen und Pflanzenkunde deshalb zu kurz kämen. Die zahlreichen Fotos und Zeichnungen haben eine ganz eigene Faszination.

Die Achtung vor der Natur zieht sich auch durch Wolfgang Funkes "Der heilsame Garten" (Blv, 144 S., 19,99 Euro), der 33 heilsame Pflanzen von Goji bis zur Weide porträtiert, ihre Anwendungsgebiete und Verarbeitungsmöglichkeiten zeigt – weniger ein Pflanzbuch denn ein Werk, das die Heilkräfte der Natur nutzbar macht.

Ähnlich geht Gabriele Bickel in "Meine Gartenapotheke" (Kosmos, 192 S., 20 Euro) vor: Nach Einführungen in Anbaupraxis, Zeitmanagement und Anwendungsmöglichkeiten beschreibt sie ausführlich 42 Kräuter, 15 Gemüse- und 13 Obstsorten.

Wer all die Ratschläge in den vorgestellten Werken umsetzt, wird dennoch den einen oder anderen Misserfolg verkraften müssen – sollte sich aber nicht entmutigen lassen. Das ist die Botschaft von "Gelassen gärtnern" (Oekom, 144 S., 14,95 Euro). Charles Dowding hat 99 Gartenmythen entzaubert: Ist es wirklich besser, abends zu gießen und ist lockerer Boden tatsächlich fruchtbarer? Vergnügliche Lektüre, die dazu ermuntert, eigene Erfahrungen zu machen. Ausprobieren schadet ja nichts.