Neue Ratgeber zur Vermögensbildung

Wo Geld noch arbeitet

28. Juli 2016
von Andreas Trojan
Lebensversicherungen, die immer weniger wert sind, Negativzinsen, Eurokrise – keine guten Zeiten für Sparer. Wie man sein Geld trotzdem vermehrt, verraten aktuelle Bücher zur Vermögensbildung.

"Nach Golde drängt, / Am Golde hängt / Doch alles." Goethes Verse, die er Fausts Gretchen in den Mund legt, sind bekannt. Doch weniger geläufig sind ihre Schlussworte: "Ach wir Armen!" Tag und Nacht geht’s ums liebe Geld, ob in den Höhen der Finanzpolitik oder in den Niederungen privater Anlagestrategien. Und die Zeiten sind schwierig: Eurokrise, Brexit, Grexit, Nullzinspolitik. Ach, wir Armen, denn guter Rat scheint teuer. Doch es gibt ihn – und zwar recht kostengünstig in Buchform!

Das "Finanztest Jahrbuch 2017" (Stiftung Warentest, Dezember, 240 S., 12,80 Euro) führt in 90 Tests und Reports die besten Produkte und Dienstleistungen auf, warnt allerdings auch vor den vielen Fallen bei Geldanlage und Altersvorsorge.

Mit der Publikation "Finanzen nebenbei" (Oktober, 224 S., 16,90 Euro) möchte die Stiftung Warentest dem Thema Geld die Schwere nehmen und Menschen ansprechen, die spontan eher keine Lust haben, sich mit Vermögensaufbau, Zinsanlagen oder Aktienfonds zu beschäftigen. Sie bekommen jede Menge leicht umsetzbarer Tipps und hoffentlich auch Lust, Finanzdinge selbst in die Hand zu nehmen.

Willi H. Grün ist Diplom-Finanzwirt und in Deutschland ein bekannter Steuer- und Aktienkolumnist. Natürlich hat er zum Thema zahlreiche Bücher verfasst. In seinem komplett aktualisierten Klassiker "Mehr Geld mit Aktien verdienen" (Finanzbuch Verlag, September, 400 S., 19,99 Euro) lehrt er Neueinsteiger das Einmaleins der Börsenstrategien. Wie erzielt man Gewinne? Wo kauft man Aktien? Wie sichert man sich ab? Wie muss man Börsentipps bewerten? Das sind nur einige der vielen Fragen, die Willi H. Grün fachmännisch beantwortet. Eines ist klar: Es gibt keine risikolose Anlage, aber das Risiko lässt sich minimieren.

Ähnlich sieht es der US-Amerikaner Jeremy Siegel. Er ist ein alter Fuchs im Aktienmarkt. Seine Kernaussage in dem Buch "Aktien für die Ewigkeit" (Finanzbuch Verlag, September, 500 S., 49,99 Euro) lautet: Investment in Aktien lohnt sich immer – man sollte nur einen langen Atem haben und seine Emotionen zügeln. Wer Panikverkäufe vermeiden, aber auch nicht auf überbewertete Aktien hereinfallen will, lernt bei Jeremy Siegel den richtigen Umgang mit dem Aktiengeschäft. Laut Siegel wäre es ideal, einen Plan für die nächsten 20 Jahre zu erstellen. Er empfiehlt also mittel- und langfristige Strategien. Dabei zeigt Siegel, wie man auch als Anfänger ein stabiles Anlageportfolio aufbauen kann – trotz aller Schwankungen im Aktienmarkt.

Bei Wiley-VCH gibt es zwei interessante Titel in Sachen Investment: zum einen in der fünften Auflage "Börse für Dummies", verfasst von dem Autorenduo Bortenlänger und Kirstein (September, 400 S., 19,99 Euro). Wer bei null anfängt, lernt hier, wie die Börse tickt.

Das andere Buch stammt von Chris-Oliver Schickentanz. Er weiß, wovon er spricht, denn Schickentanz ist Chief Investment Officer der Commerzbank. In "Einfach richtig Geld verdienen mit Grundlagen der Börse" (September, 240 S., 14,99 Euro) bietet er seinen Lesern eine atemberaubende Gesamtschau. Das beginnt mit einer Geschichte der Börse vom alten Rom bis zur Tokioter Börse und endet mit den "Zehn Geboten der Geldanlage". Dazwischen behandelt Schickentanz detailliert Anlagemöglichkeiten bei Aktien, Investmentfonds, Zertifikaten, Immobilien, Rohstoffen, aber auch bei Kunst, Wein und Oldtimern. Erklärt wird auch, wie man ein persönliches Portfolio zusammenstellt. Dabei hat Schickentanz eine goldene Regel für alle Anleger parat: Kaufe nur das, was du auch verstehst.

Gary Antonacci, der seit über 40 Jahren erfolgreich an der Börse aktiv ist, arbeitet in seiner neuesten Publikation "Doppeltes Momentum für doppelte Gewinne" (Börsenbuchverlag, September, 300 S., 24,99 Euro) eine ganz spezielle Strategie heraus: "Momentum" bedeutet finanztechnisch die Messung der Stärke oder Schwäche einer Kursbewegung. Antonacci möchte diese Form der Finanzanalyse auch Kleinanlegern näherbringen. Dabei bietet er ein robustes Modell, in dem sich verschiedene Momentum-Ansätze zu einem Ganzen verbinden lassen. Schritt für Schritt wird der Leser mit diesem Modell vertraut gemacht, um dann die bestentwickelten Aktien selbst zu ermitteln.

Etwas allgemeiner packt Hartmut Walz das Thema an. Als Professor für Finanzwesen gibt er gern Anregungen, die auch Laien zugänglich sind. In seinem neuesten Buch "Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen" (Haufe-Lexware, September, 250 S., 19,95 Euro) stehen umsetzbare Empfehlungen für Privatanleger im Fokus. Das Nullzinsniveau verleitet viele Kleinanleger zu Risiko-Investments. Durch die Niedrigzinspolitik ist die Lage prekär: Wer als junger Mensch heute eine Lebensversicherung abschließt, muss unter Umständen mit Negativzinsen rechnen. Was bleibt, sind nach Walz' Meinung zwei Dinge: Risikoprämien anvisieren, also ein Portfolio mit Aktien oder illiquide Anlagen, etwa Immobilien. Und der Autor hat noch einen Tipp: Ein bisschen Gold schadet nie.

Wer mehr über diese Anlageform wissen möchte, ist bei Markus Bußler an der richtigen Adresse. Der "Mister Goldfinger" unter den deutschen Finanzjournalisten gibt in "Gold. Player, Märkte, Chancen" (Börsenbuchverlag, September, 240 S., 24,99 Euro) gekonnt Antwort auf Fragen, die für die Anleger von morgen relevant sind: Wo wird der Preis für Gold gemacht? Welche Faktoren spielen eine Rolle? Wo kauft man überhaupt Gold ein? Man kann übrigens nicht nur mit Gold spekulieren, sondern auch mit Aktien von Goldminen. Dazu sollte man wissen, wo sie liegen, wie die Bohrergebnisse ausfallen und was eine Mine tatsächlich abwirft. So ist es nur folgerichtig, dass Bußlers Buch mit einem kleinen Minen-ABC abschließt. Kauf und Lagerung von Goldmünzen kommen bei ihm ebenfalls nicht zu kurz. Wer sich für Anlagen in Gold interessiert, wird an Markus Bußlers Buch nicht vorbeikommen.

"Nach Golde drängt, / Am Golde hängt / Doch alles." Psychologisch gesehen hat sich seit Goethes Zeiten nicht viel verändert. Aber hinsichtlich des Finanzmarkts, der heute global funktioniert, liegen Welten dazwischen. Wer sich also mit Geldanlagen beschäftigen will, muss in diese Welt eintauchen. Die geeigneten Publikationen dazu liegen parat.