Neues Konditionenmodell

»Remissionen sind das Teuerste in unserem Geschäft«

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Im Interview äußert sich nun RandomHouse-Vertriebsleiterin Susanne Lange zu dem neuen, wachstumbezogenen Hardcover-Konditionenmodell, das ab 25. Mai gilt.

Zu dem gestaffelten, jahresumsatzbezogenen Basis-Rabatt gibt es noch einmal einen Aufschlags-Rabatt, beginnend bei einem Prozent (ab drei Exemplaren eines Titels) bis zu 2,5 Prozent ab 20 Exemplaren. Ein remittiertes Exemplar schlägt nach der neuen Gutschriftsrichtlinie mit einem Aufschlag von einem Prozent zu Buche, bei 20 Exemplaren sind es dann drei Prozent.

 

Sind die Remissionen so hoch, dass man sie sonst nicht mehr in den Griff kriegt?
Lange: Die Verlagsgruppe Random House hat seit Jahren eine stabile Remissionsquote, daher spielten eine derartige Überlegungen gar keine Rolle. Bekannt und immer wieder bestätigt ist, dass die Remissionen für alle Beteiligten das Teuerste in unserem Geschäft sind. Verlage und Sortimenter beraten ja auch in der AG Pro vom Börsenverein darüber, wie man dieses Thema gemeinsam verbessern kann.

Welche Überlegungen haben dann bei RandomHouse dazu geführt, das Konditionenmodell für Hardcover zu verändern?
Lange: Wir haben in der Vergangenheit immer mehr und immer wieder Nachfragen nach einheitlichen Jahreskonditionen bekommen. Auch waren unsere Kunden der Meinung, dass der alte Reiseauftrag mit großen Bestellmengen und - damit verbunden - langer Bevorratung ausgedient hat. Unsere Sortimenter müssen immer häufiger kurzfristig auf Medienereignisse reagieren und wollen sich auch grundsätzlich nicht mehr länger als für 6-8 Wochen bevorraten. Damit einher gehen veränderte Bestellstrukturen. Über das Jahr gesehen schicken uns unsere Kunden schon seit längerer Zeit mehr Bestellungen mit durchschnittlich weniger Exemplaren pro Rechnung.
Gleichzeitig haben die Themen Bündelung und wirtschaftliches Bestellen für viele unserer Kunden an Bedeutung zugenommen. Unser neues HC-Konditionenmodell verbindet nun diese beiden Bausteine - eine Jahreskondition mit gleichzeitigem Anreiz, die Bestellstrukturen wirtschaftlich zu optimieren.
 
Ist das Modell ein Versuch, die Sortimenter zu »erziehen«? Also eine bewusste Abkehr von den handelsüblichen Usancen?
Lange:
Nichts liegt uns ferner als unsere Kunden »zu erziehen«. Die Wünsche und Anforderungen wurden an uns herangetragen und wir haben versucht, mit unserem neuen HC-Bezugsmodell darauf eine Antwort zu geben.

Um wie viel niedriger liegt der Basis-Rabatt im Vergleich zu dem noch bis 24. Mai gültigen Modell?
Lange:
Der Grundrabatt liegt wie nach wie vor bei 40 %. Hier hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Viele Buchhandlungen bekommen einen höheren Basisrabatt als vorher.

Muss die Buchhandlung nach der neuen Gutschriftrichtlinie bei 20 Exemplaren ordentlich draufzahlen?
Gegenfrage:
Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass von 20 bestellen Exemplare  auch 20 Exemplare remittiert werden? Der Normalfall sieht doch so aus, dass 20 Exemplare erst disponiert werden, dann 10 Exemplare wegen des TV Auftritts eines Autors z.B. bei Kerner nachgezogen werden und dann nochmals 5 Exemplare nachbestellt werden. Wegen der abbrechenden Nachfrage werden schlussendlich dann 3 Expl. zurückgegeben. Der Aufschlagsrabatt bei diesem Einkauf von 5/10/20 Exemplaren liegt zwischen 1,5 und 2,5 %, der Remissionsrabatt (Abzug) mit 3 Exemplaren liegt bei 1% und steht somit in einem guten Verhältnis zum Einkaufsrabatt.
Aber falls tatsächlich jemand 20 Exemplare bestellt und auch wieder remittiert, bekommt er in diesem Fall einen 0,5 Prozentpunkte schlechteren Gutschriftsrabatt als Bezugsrabatt. Das macht bei 40% Grundrabatt 10 Cent pro Exemplar. Sobald der Buchhändler auch nur eines der 20 Bücher verkauft, also 19 oder weniger Exemplare remittiert, stellt er sich bei der Gutschrift nicht schlechter als beim Bezug.
 
Sehen Sie die Gefahr, dass die Buchhandlungen künftig vorsichtiger und damit weniger bestellen?
Lange:
Unsere Kunden bestellen viel bewusster und vorsichtiger als vor Jahren. Die »Just-in-time« Belieferung hat seit geraumer Zeit auch in unserer Branche Einzug gehalten. Das wird Ihnen jeder - ob Verlag oder Buchhandlung - bestätigen. Insofern erwarten wir hier keine Änderung.