Non-Books: Buchhändler und ihr Zusatzgeschäft

So schön, so schwierig

7. August 2018
von Tamara Weise
Riesige Auswahl, gute Margen – aber auch Hersteller, die Mindestbestellmengen fordern: Das Zusatzgeschäft mit Non-Books, Papeterie und Spielwaren könnte einfacher sein, sagen Buchhändler. Doch selbst Barsortimente müssen beim Einkauf immer wieder Hürden nehmen.  

Das Geschäft mit Non-Books, Papeterieprodukten und Spielwaren kennt wenig Höhen und Tiefen. Umsatzseitig zumindest: Laut Betriebsvergleich erwirtschaften Buchhandlungen mit den Segmenten, für die ein Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gilt, durchschnittlich 15 Prozent ihrer Einnahmen, der Anteil ist seit Jahren konstant. Im Grunde, ließe sich vorläufig bilanzieren, hat sich die Sache gut eingespielt.

Problem: Mengenpflichten

Nur Masse ist klasse? In der Praxis sieht es anders aus – eingespielt hat sich zwar tatsächlich einiges, nicht aber unbedingt so, wie sich das weite Teile des Buchhandels wünschen. Dass sie aufgrund von ambitionierten Mindestbestellmengen bei Anbietern zum Teil nicht direkt ordern können, stört sie.

Conny Prinz, Geschäftsführerin der Buchhandlung Idstein in Oestrich-Winkel, rätselt bis heute, warum die Formel, mit der Hersteller rechnen, sich so hartnäckig hält. "Wenn wir sehen, dass wir für die Mindestabnahmemenge nicht genug Kunden haben, lassen wir es lieber bleiben", schreibt sie in ihrem Meinungsbeitrag für boersenblatt.net (im Archiv: Einkauf nach Plan). "Das Einzige, was in solchen Situationen hilft, ist der Einkauf beim Barsortiment – "ich bin froh, dass wir diese Möglichkeit haben!"

Barsortimente empfehlen sich als erste Adresse

Die Barsortimente werden das sicher gern hören, denn letztlich sind sie es, die für sie – ihre vielen Kunden aus dem unabhängigen Sortiment – einen Großteil der Risiken schultern. Zudem liefern sie ihnen mit ihren Katalogen und Datenbanken eine Art Suchmaschine.

"Alle Non-Books sind in unserer Datenbank gelistet und können dort recherchiert werden", berichtet zum Beispiel Oliver Voer­s­ter, geschäftsführender Gesellschafter bei KNV. Das ist auch bei den Wettbewerbern Libri und Umbreit üblich. Mit umfangreichen Angeboten versuchen insbesondere KNV und Umbreit, sich als erste Adresse beim Einkauf zu empfehlen (Libri äußerte sich dazu nicht im Detail).

KNV präsentiert sich als Riese – kann über Nacht fürs Zusatzgeschäft knapp 35.000 Produkte liefern: etwa 15.000 Nonbooks, 10.000 PBS-Artikel und noch einmal genauso viele Spiele und Spielwaren. Bei Bedarf hat das Unternehmen nach eigenen Angaben auch noch Zugriff auf 95.000 weitere Produkte (überwiegend Puzzles) – eine Menge. Dabei haben selbst Zwischenhändler solcher Größe bei Herstellern manchmal einen schweren Stand. Voerster: "Produkte kaufen wir von allen Lieferanten ein, die verstanden haben, wie wichtig unsere Funktion für den Einzelhändler ist – und das tun längst nicht alle. "Viele Händler bedauern es sehr, dass es immer noch Lieferanten gibt, die nicht mit dem Großhandel zusammenarbeiten, sodass unnötig Umsätze auf der Strecke bleiben" (Beispiele nennt er nicht).

Voerster bekommt es trotzdem hin, das Thema auszureizen und ist davon überzeugt, dass es gerade für kleinere Händler gar keine Alternativen gibt, um kurzfristig und bei geringem Risiko "ihre Buchhandlung als Erlebnisraum zu inszenieren und damit neue Zielgruppen anzusprechen." Die Vorteile des Barsortimentsbezugs sprächen für sich, darunter die Anbietervielfalt, der Verzicht auf Mindestmengen, die regalfertige Lieferung und die Unterstützung beim Marketing.   

Umbreit tritt mit den gleichen Argumenten an, bewegt sich jedoch auf einer anderen Ebene. Das Unternehmen hat aktuell 7.000 Non-Books und PBS-Artikel am Lager, außerdem rund 3.000 gefragte Spiele. Einkaufsleiterin Ingrid Stratmann zufolge können fast alle dieser Artikel einzeln bezogen werden. "In der Regel geben wir darauf einen Rabatt zwischen 30 Prozent und 40 Prozent, Basis ist die unverbindliche Preisempfehlung." Um dabei die Risiken klein zu halten, versucht das Unternehmen im Einkauf möglichst schnell zu reagieren. Denn, so Stratmann: Im Bereich Non-Book gebe es häufig nur temporäre Angebote, auch um Überbestände zu vermeiden.

Entdeckungen wagen, Messen als Einkaufsorte nutzen  

Damit der eigene Erfolg nicht nur von dem abhängt, was Zwischenhändler anbieten, raten Berater wie Angelika Niestrath unbedingt dazu, sich auch selbst auf die Suche nach den besten Zusatzprodukten zu machen. "Eine Messereise ist immer ein Gewinn", findet sie. Ihr Tipp Nummer eins: "Die höchste Konzentration buchhandels­kompatibler Produkte und Informationen bietet das Frankfurter Messetrio Paperworld, Christmas- & Creativeworld im Januar."

Spielwarenmesse kommt nach Frankfurt

Interessant für alle, die sich auf dem großen Feld der Spielwaren umschauen wollen, dürfte aber auch die Spielwarenmesse in Nürnberg sein. Sie öffnet den Buchhändlern jetzt noch weitere Türen. Wie berichtet, richtete die Messe in diesem Jahr erstmals "Toys meet Books" ein, eine Sonderfläche für den Buchhandel – und kommt mit dem Konzept auch zur Buchmesse nach Frankfurt.

Christian Ulrich, Marketingchef der internationalen Megamesse mit insgesamt einer Million Produkten, trommelt kräftig für die Kooperation mit den Frankfurtern: "Aufgrund des kombinierten Know-hows der Partner, das auf den jeweiligen Sonderflächen umgesetzt wird, können die Fachbesucher beider Messen neue spannende Segmente erschließen." Geplant ist, dass sich die Spielwarenmesse auf dem neuen Areal "Kids Stage" im Foyer zwischen den Hallen 5.1 und 6.1 präsentiert – das ist dort, wo bisher das "Blaue Sofa" stand (das Format zieht um in Halle 3.1). Der Non-Book-Marktplatz in Halle 4.0 existiert unabhängig davon weiter.

Bessere Metadaten: IG Pro entwickelt Formblatt

Je intensiver sich der Buchhandel für Zusatzprodukte interessiert, umso drängender werden auch Fragen der Abläufe. Geschenkartikel, Papeterieprodukte und Spielwaren einzukaufen und in die eigene Warenwirtschaft zu integrieren, das komplette Handling, kostet Zeit, Geld und Nerven: Bis heute gibt es keinen allgemeinen Metadatenstandard, mit dessen Hilfe sich die Prozesse für alle klug rationalisieren ließen – jeder, ob Buchhändler oder Zwischenbuchhändler, macht bislang sein eigenes Ding. Die Folge: Mehraufwand.

"Die Unternehmen merken, dass unzählige Sonderschleifen gedreht werden müssen, um Non-Books in der Organisation und den eigenen Strukturen abzubilden", beschreibt zum Beispiel Bernd Weidmann die Lage. Er ist Geschäftsführer der Verlagsauslieferung Die Werkstatt, engagiert sich zudem seit Jahren in der Börsenvereins-Interessengruppe Prozesse, Rationalisierung, Organisation, kurz IG Pro. Und weil nicht nur er die Handling-Probleme bei Non-Books kennt, sondern viele, setzten sich die Räder schließlich in Bewegung.

Seit gut einem Jahr arbeitet die IG Pro daran, wie sich die Prozesse begradigen lassen, als Datenspezialist der Branche sitzt auch die MVB mit am Tisch. Weidmann zufolge sind unterschiedliche Lösungen denkbar, große wie kleine, wobei eine davon aktuell besonders viel Aussicht auf eine Umsetzung habe. Es gehe darum, möglichst schnell und ohne größere Umwege Fakten zu schaffen, und zwar im Wortsinn: "Zunächst wollen wir erreichen, dass Metadaten bei den Herstellern einheitlich erhoben und von Händlern auch einheitlich erfasst werden können", erklärt Weidmann – schon bald soll es losgehen: Zusammen mit Detlef Bauer, Datenmanager bei Libri, arbeitet Weidmann derzeit an den Details, greifen soll der neue Branchenstandard ab 2019.

Mehr zum Thema lesen Sie im Börsenblatt Spezial Non-Book, PBS & Spielwaren, das am 9.August erschienen ist. Außerdem auf boersenblatt.net zu finden:

  • So schmeckt Hessen, ein Bericht darüber, warum die Buch­handlung Frühauf in Bad Sooden-Allendorf neben Büchern auch regionale Delikatessen