Novitäten zu Baufachwissen

300 Seiten über Schimmel

3. Mai 2018
von Börsenblatt
Im Bauwesen gibt es Bücher zu jedem erdenklichen Thema. Neuerscheinungen dauern derzeit etwas länger: Durch den Bauboom kommen Praktiker kaum zum Schreiben.

Auf 30 Jahre kann der Verlag des Fraunhofer-Informationszentrums Raum und Bau (IRB) zurückblicken, das Stuttgarter Institut sogar schon auf 75 Jahre.

Zu den Neu­erscheinungen in diesem Frühjahr zählen unter anderem die "Ökologie und Ökonomie des Dämmens. Analyse und Bewertung von Dämmmaßnahmen in der Altbausanierung" herausgegeben von Tobias Steiner (306 S., 69 Euro), das erste Planungsbuch über "Infraleichtbeton" von Claudia Lösch und Philip Rieseberg (224 S., 59 Euro) – oder auch das umfassende Kompendium "Schimmel in Innenräumen" von Constanze Messal. Auf 304 Seiten (59 Euro) liefert Messal die entsprechende Sachkunde vom Schadensgutachten über relevante Untersuchungsverfahren bis zur Interpretation der Befunde. Sanierungsmethoden werden anhand von praktischen Beispielen erläutert. Dabei geht die Autorin auch auf "alternative Sanierungstechniken" ein, auf das hier besonders wichtige Thema Arbeitsschutz und auf die Schimmelprophylaxe bei Neu- und Wiederaufbau. Trotzdem ist es kein Praxisratgeber für private Bauherren, denn das Angebot des Verlags richtet sich vor allem an Bausachverständige, Bauingenieure und Architekten, wie Pressesprecherin Nadja Wondrich erklärt.

Daneben zählen Fachzeitschriften und Datenbanken zum Portfolio des Instituts sowie – historisch bedingt – viele Bauforschungsberichte. "In seinen Anfangsjahren war das Fraunhofer IRB die bautechnische Auskunftsstelle", sagt Wondrich. Heute habe man neben anderen Auf­gaben nach wie vor den Auftrag, "Baufachwissen zusammenzuführen" und der Allgemeinheit beziehungsweise der Fach­öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Zu den führenden Fachverlagen für Bauingenieure im deutschsprachigen Raum zählt seit über 150 Jahren auch Ernst & Sohn aus Berlin. Die Wiley-Tochter hat in diesem Frühjahr ihr Standardwerk "Baugruben" aus den 70er Jahren zum zweiten Mal nach 2010 grundlegend überarbeitet und neu aufgelegt (464 S., 89 Euro).

Daneben werden die jährlichen Kalender zu Mauerwerk (Schwerpunkt 2018: Brücken, Bauen im Bestand) und Bauphysik (Schwerpunkt 2018: Feuchteschutz und Bauwerksabdichtung, jeweils 149 Euro) fortgesetzt.

Weniger technische, dafür in der Baupraxis umso wichtigere Fragen behandeln zwei Neuerscheinungen bei Springer Vieweg: In "So funktioniert Mediation im Planen + Bauen" erklären Peter Hammacher, Ilse Erzigkeit und Sebastian Sage die "Praxis der Konfliktbearbeitung ohne Gericht" (August, 291 S., 54,98 Euro).

Um "Die vernetzten gesundheitsrelevanten Faktoren für Bürogebäude" geht es in einem von Werner Seiferlein und Christine Kohlert herausgegebenen Band (Juli, 215 S., 64,99 Euro). Eine kluge Planung von Büro- und Verwaltungs­gebäuden unter entsprechenden Gesichtspunkten ist letztlich nichts anderes als "geplante Gesundheit", so der Untertitel.

Überhaupt spielen zukunftsgerichtete Fragen eine große ­Rolle in der Bauwirtschaft. Aktuell ist "Building Information Modeling" (BIM), die digitale Simulation von Bauwerken von der Planung über die Bewirtschaftung bis zum Abriss, ein großes Thema und wird sich zunehmend auch in der entsprechenden Fachliteratur niederschlagen. Da die Bauwirtschaft permanent in Bewegung ist, müssen in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel bei Normenänderungen, Bücher aktualisiert werden. Doch das ist derzeit gar nicht so einfach, sagt Nadja Wondrich vom Fraunhofer IRB Verlag. "Unsere Autoren sind in der Regel keine Berufsautoren, sondern Praktiker in ihrer Fachdisziplin. Aufgrund des aktuellen Baubooms konzentrieren sich die meisten auf ihre beruflichen Kernkompetenzen und weniger aufs Schreiben."