Nürnberger Spielwarenmesse (29.1. bis 3.2.)

Neue Tech-Toys im Zeichen der Tradition

29. Januar 2014
von Börsenblatt
Ein Megatrend der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg: digitale Ideen, die den Klassikern des Genres neues Leben einhauchen. Eine Sonderrolle auf dem Markt spielen literarische Vorlagen.

Die Nürnberger Spielwarenmesse ist die weltweit wichtigste Leitmesse für die Branche, sie wächst und gedeiht. In diesem Jahr wurde das Messegelände mit der neuen Halle 3A sogar noch einmal erweitert; dort feiern Baby- und Kleinkindartikel ihren Einstand. Gleichzeitig sorgen sie für einen neuen Rekord: Mit 170 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird die Spielwarenmesse 2014 die größte sein, die es je gab – rund 73 500 Fachbesucher aus aller Welt werden erwartet (Termin: 29. Januar bis 3. Februar).

Auf der Suche nach den Mega­trends der Messe hat eine internationale Expertenrunde bereits im Vorfeld vier herausgefiltert, die den Spielwarenmarkt antreiben. In den nächsten Tagen werden sie in der neuen Trend-Gallery in Nürnberg (Halle 3A) groß vorgestellt: Dazu zählen Spiele, die fit fürs Leben machen, was von handwerklichen Fähigkeiten bis zu einem besseren Gesundheitsbewusstsein reicht. Weitere Megatrends sind Spiele, die Retro-Ideen frisch beleben und bekannte Helden mit neuen Raffinessen präsentieren, die kompakt daherkommen und sich mobil nutzen lassen (Trend: "Mini is King") – und die mit technischen Finessen ausgestattet sind.

Technik trifft auf Tradition

Bei den sogenannten Tech-Toys trifft Technik auf Tradition, werden klassische Spiele um digitale Elemente ergänzt (alle Trends: siehe Kasten rechts). "Innovationen finden sich aber in sämtlichen Produktgruppen der Spielwarenmesse", sagt Messe-Sprecherin Kyra Mende – was nicht verwundert. Denn: "Rund 60 Prozent der Branchenumsätze werden mit Neuheiten gemacht, die einen Lebenszyklus von 1,5 Jahren haben."

Besonders viele Ideen, meint Mende, würden zurzeit in Kombination mit technischen Anwendungen entwickelt. Was sich auch bei Ravensburger zeigt. Der Spieleverlag ist einer der großen Anbieter (Inlandsumsatz, Spiele und Spielwaren 2013: 122,3 Millionen Euro) und auf diesem Feld mit tiptoi & Co. seit Jahren unterwegs – ohne dabei jedoch übers Ziel hinauszuschießen. "Angesagt ist, was Spaß macht und die Menschen zusammenbringt", weiß Michael Tiesler, Geschäftsführer des Spieleverlags, doch das kann eben vieles sein: Klassiker wie Memory genauso wie Brettspiele mit elektronischen Effekten, die weitere Spiel- und Erlebnismöglichkeiten bieten. "Bei Ravensburger sind auch Lernideen für zu Hause gefragt, mit denen die Kinder den Lernstoff aus Kindergarten und Grundschule spielerisch vertiefen", so Tiesler.

Gesellschaftsspiele in riesiger Auswahl

Ein wichtiges Segment bleiben  auch 2014 die Gesellschaftsspiele – in einer riesigen Auswahl. "Die Spieleszene ist so vielfältig, dass Jahr für Jahr immer wieder Neuheiten aus allen denkbaren Spielarten hinzukommen", erklärt Fritz Gruber von der Fachgruppe Spiel. "Es gibt diesmal eine bunte Themenvielfalt, bei der exotische Spiel-Schauplätze im Mittelpunkt stehen – etwa Indien im neuen Mattel-Spiel ›Bania‹ oder mittelalterliche Szenarien wie bei ›Francis Drake‹, das bei Huch & friends erscheinen wird."

Dauerbrenner für Kinder sind einmal mehr Tiere, Geister und Piraten – "je nachdem, welches Thema zum Spielablauf passt und was die jeweilige Zielgruppe eines Spiels anspricht", so Tiesler für Ravensburger. Aus Sicht des Günzburger Spieleverlegers Hermann Hutter ist auch die Nachfrage nach traditionellen Karten-, Brett- und Würfelspielen recht stabil. "Die Umsatzzahlen bei nicht-elektronischen Gesellschaftsspielen legen die Vermutung nahe, dass viele, die gern am Computer spielen, durchaus auch ein schönes, geselliges Spielerlebnis am Tisch mit Freunden zu schätzen wissen."

Zugenommen hat nach Auskunft der Fachgruppe Spiel die Bedeutung literarischer Vorlagen für Gesellschaftsspiele – was Verlagen Lizenzgebühren garantiert und dem Buchhandel erhöhte Aufmerksamkeit sichert. Die Liste der Autoren, deren Werke in Spiele übersetzt werden, wächst von Jahr zu Jahr: Internationale Stars wie Ken Follett, Umberto Eco und Jostein Gaarder stehen darauf, aber auch Klassiker wie J. R. R. Tolkien, Jules Verne oder Antoine de Saint-Exupéry oder deutsche Autoren der Gegenwart wie Cornelia Funke, Bastian Sick oder Wolfgang Hohlbein. Der Buchhandel jedenfalls kann sich über solche Spiele nur freuen. Schließlich ergänzen sie sein eigenes Sortiment aufs Schönste.

Themenschwerpunkte der Spielwarenmesse Nürnberg 2014
  • Fit4Life, Spielwaren mit Lerneffekt (Gärtnern, Handwerken, Kochen etc.)
  • Retromania, Spielwaren und Helden, die Erwachsene aus ihrer Kindheit kennen
  • Mini is King, Miniaturisierung (damit Spielwaren transportabler werden)
  • Tech-Toys, traditionelle Spiele digital erweitert 

BBE Handelsmarketing zum Spielwarenmarkt

Jeder erwachsene Deutsche gibt pro Jahr laut BBE Handelsberatung ("Der Spielwarenmarkt in Deutschland", 2014) im Schnitt knapp 72 Euro für Spielwaren aus – fast zwei Drittel davon für klassisches Spielzeug (Multimedia-Spielwaren: ca. 27 Euro). Obwohl Internetshops deutlich zulegen, bleibt der Fachhandel für den Kunden die Nummer 1 (siehe Grafik).