Online-Buchhandel

Business as usual oder rückläufige Umsätze?

27. Mai 2011
von Börsenblatt
Wie haben sich die ZVAB-Umsätze der Antiquariate seit der Anfang März angekündigten Übernahme der Plattform durch die Amazon-Tochter Abebooks entwickelt? Ergebnisse einer boersenblatt.net-Umfrage.

Ein Fazit, das sich aus der anonymen Online-Befragung ziehen lässt, vorweg: das Bild fällt uneinheitlich aus, wie zu erwarten. Insgesamt lässt sich jedoch eine eingetrübte Stimmung bei der Mehrheit der Umfrageteilnehmer feststellen, die allerdings teilweise nicht auf die ZVAB-Übernahme zurückgeführt wird, sondern auf allgemeine wirtschaftliche Umstände. Bemerkenswert: Für mehr als 50 Prozent der Befragten trägt das ZVAB trotz Konkurrenz durch Ebay, Booklooker, Amazon & Co. noch mehr als 30 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Die erste Frage "Wie haben sich Ihre ZVAB-Umsätze seit Anfang März entwickelt?" beantworten lediglich neun (9,7 Prozent) der 94 Umfrageteilnehmer mit "Positiv". 56 Teilnehmer (60,2 Prozent) geben an, ihre Umsätze über das ZVAB seien in diesem Zeitraum rückläufig gewesen. Bei einem knappen Drittel (30,1 Prozent) waren die Umsätze in den vergangenen Monaten "gleichbleibend".

Auf die zweite Frage "Im Zusammenhang der ZVAB-Übernahme durch Abebooks wurden unter anderem 'mehr Bestellungen' und 'bessere Funktionalität' versprochen. Haben Sie davon als Anbieter etwas bemerkt?" fallen die Antworten ganz eindeutig aus: 93,5 Prozent der Befragten sagen hier "nein". Dazu passt indirekt die Tatsache, dass in dem betreffenden Zeitraum auch keine nennenswerte öffentliche Kommunikation über realisierte oder geplante Veränderungen beim ZVAB stattfand (mit einer Ausnahme vielleicht: der Eurobuch-Reintegration des ZVAB im Zuge der Übernahme der Metasuche Eurobuch durch die Mediantis AG).

Natürlich stellt sich die allgemeine Frage, welche Marktbedeutung das ZVAB heute für die Antiquariate hat. Auf die entsprechende Frage "Welchen Anteil haben die ZVAB-Umsätze an Ihrem Gesamtgeschäft?" sagen 22,2 Prozent "Mehr als 50 Prozent". Bei "Mehr als 40 Prozent" liegen 17,8 Prozent der Befragten, bei "Mehr als 30 Prozent" 14,4 Prozent. 45,6 Prozent geben an, über das ZVAB weniger als 30 Prozent ihres gesamten Umsatzes zu generieren.

In einem freien Anmerkungsfeld finden sich unter anderem die folgenden Einschätzungen der Umfrageteilnehmer:

"ZVAB-Bestellungen wurden teils drastisch weniger. Hängt vermutlich mit mangelnder Werbung zusammen."

"Bisher haben wir keine Steigerung der Bestellungen bemerkt. Allerdings wurde im 'Ausgabe-Bereich' gespart! Es gibt z. B. kein Paketband und keine Lesezeichen mehr.... Man muss abwarten, was noch kommt."

"Tendenz fallend!"

"In meinen Augen substituiert sich das ZVAB selber…"

"Auf sämtlichen Plattformen gewaltige Einbrüche."

"Business as usual. Wetterbedingt leichter Rückgang (wenn die Sonne scheint sitzt nur der fleißige Antiquar am Rechner - der Kunde eher weniger) aber alles im grünen Bereich."

"abebooks-Umsätze Tendenz sinkend."

"Deutlicher, sonst unerklärbarer Einbruch der ZVAB-Bestellungen seit einigen Wochen."

"Umsätze vom 1.3. bis heute im Vergleich zum Vorjahr. ZVAB-anteil am Internet-Umsatz ziemlich genau 30%. In sachen 'Funktionalität' nur neue Auflagen - sonst auch zu kundenfreundlichkeit nichts sichtbar"

"Es kann nie gut gehen, wenn nur einer (lies: Amazon, denn ABE ist Amazon-Tochter) den Markt dominiert!"

"Gibt es denn Zahlen über die Jahresumsätze der letzten Jahre, bzw. durchschnittlicher Umsatz pro ZVAB Antiquariat?"

"Die spürbare Umsatzsteigerung wird eher auf die Listung bei eurobuch, als auf die Übernahme durch abebooks zurück zu führen sein."

"riding a dead horse"

"Schwer vorstellbar, dass sich das ZVAB-Geschäft durch die Übernahme von Abebooks und damit indirekt durch Amazon positiver entwickelt. Warum auch?"

"Nach einem Total-Einbruch im April scheint sich die Lage zu stabilisieren"

"Das ZVAB - Bestellaufkommen ist so schlecht wie immer! Mit und ohne Übernahme!"

"Mich hat bislang niemand gefragt, was denn zu tun sei, um meine Zufriedenheit zu erhöhen. Der Kunde des zvab ist immer noch der Antiquar."

"Die Umsätze im Internet sind seit dem Atomunfall in Japan und der Euro-"Krise" stark rückläufig. Das hat nichts mit der ZVAB-Übernahme zu tun."

"Wir haben seit dem Wechsel bessere Verkäufe über eBay, Booklooker und Buchfreund. ZVAB ist leider seit der Übernahme eher rückläufig."

"Ob der Umsatzrückgang auf die Übernahme zurückzuführen ist, wage ich zu bezweifeln – es hängt von der allgemeinen Wirtschaftslage ab und vor allem davon, was eingestellt wird, bei mir im März und April viel ebay- und booklooker-Ware"

Herzlichen Dank an alle Umfrageteilnehmer!