Platen Literaturpreis 2017 an Natascha Wodin

Ausgezeichnet für "Sie kam aus Mariupol"

21. Juli 2017
von Börsenblatt
Natascha Wodin erhält den mit 5.000 Euro dotierten August Graf von Platen Literaturpreis 2017. Der Sonderpreis geht an Thomas Medicus. Die Preisverleihung ist für den 6. November angesetzt, teilt die Stadt Ansbach mit.

Die in Fürth geborene Natascha Wodin erhält den Preis für ihr Werk "Sie kam aus Mariupol" (Rowohlt, "ein faszinierendes, glänzend recherchiertes Buch über das Schicksal einer ukrainischen Zwangsarbeiterin, das in der deutschsprachigen Literatur gefehlt hat", so die Mitteilung weiter. Halb Roman, halb Dokumentation mache Wodin die Wirkungen von Geschichte und totalitären Diktaturen am Schicksal ihrer Mutter deutlich. Niemals anklagend, aber immer eindringlich und einfühlsam.

Wodin sei eine bedeutende Autorin, die schon mehrere hervorragende, häufig autobiographisch konnotierte Bücher geschrieben hat. Das Spektrum ihrer sowohl inhaltlich als auch sprachlich beeindruckenden Romane reiche von ihrem Erstling "Die gläserne Stadt" (ars vivendi), der das Fremdsein thematisiert, über "Nachtgeschwister" (Antje Kunstmann), in dem ihre problematische Ehe mit dem Büchner-Preisträger Wolfgang Hilbig erzählt wird, bis zu "Alter, fremdes Land" (Jung und Jung)  über das Thema Lust und Einsamkeit im Alter.

Sonderpreis an Thomas Medicus

Der zweite Platen-Preis, der diesmal kein Förder-, sondern ein Sonderpreis (1.500 Euro) ist, geht an den Autor und Journalist Thomas Medicus, in Anerkennung seines 2014 erschienenen und viel beachteten Buches "Heimat. Eine Suche" (Rowohlt Berlin). Der Text sei "eine grandiose Mischung aus Reportage, Essay und biographischem Bekenntnis". Er betreibe eine Heimatkunde ganz eigener Art, indem er am Beispiel des fränkischen Gunzenhausen, dem Herkunftsort des Autors, verschwiegene Verstrickungen in den nationalsozialistischen Judenmord aufdeckt und mit der sensiblen Archäologie einer Familiengeschichte verbindet. "Verdrängte Geschichte wird so auf beklemmende Weise wieder lebendig, mit dem kathartischen Effekt eines wiedergewonnenen Heimatbezuges, jenseits aller Sentimentalität und beschönigender Verklärung", heißt es.

Zum Preis

Der August Graf von Platen Literaturpreis wird von der Stadt Ansbach, dem Kulturverein Speckdrumm, die Hilterhaus-Stiftung, dem Lions-Club Ansbach und der VR-Bank Mittelfranken West eG alle zwei Jahre vergeben.

Die Jury − bestehend aus je einem Teilnehmer der Sponsoren, der Stadt Ansbach, des Kulturvereins Speckdrumm, je einem Vertreter der überregionalen Presse, der Universität Erlangen, des Bayerischen Rundfunks und dem vorherigen Preisträger − wählt aus den zehn Autoren des Ansbacher LeseLust-Festivals der jeweils letzten zwei Jahre die Preisträger aus.