Poetikpreis für Barbara Köhler

Texte wie Partituren

23. Januar 2017
von Börsenblatt
Der mit 6.000 Euro dotierte Alice Salomon Poetik Preis geht an Barbara Köhler. Die Auszeichnung wird am 28. Januar im Rahmen des Neujahrsempfangs der Alice Salomon Hochschule Berlin überreicht.

Das teilt die Hochschule mit. Die Jury würdigte danach Köhler als "Sprachkünstlerin", die "mit empathischer Neugier, tief lotender Sprachlust, in Bildern, die eine Unschuld des Blickes hinterfragen (…) eine Kunst schafft, die sich konsequent unserer Zeit stellt." Sie verfasse "Sprachlandschaften und erkundet in ihnen die menschliche Existenz. Ihre Texte sind hochmusikalische Partituren. Ihre Bilder sind so genau wir ihr Blick. (…) Bei ihr wird Polizistanbul zu Resistanbul und schließlich zu Artistanbul – eine Beschwörung der Kunstfreiheit jenseits jeglicher politischer, sozialer oder ästhetischer Doktrin."

Barbara Köhler, geboren 1959 in der Nähe der sächsischen Ortschaft Amerika, lebt seit über 20 Jahren als freie Schriftstellerin in Duisburg. Nach ihrem Studium am Leipziger Institut für Literatur Johannes R. Becher arbeitete sie als freie Autorin in Chemnitz und veröffentlichte 1991 ihren ersten Gedichtband "Deutsches Roulette". Seitdem schrieb sie Texte für Kunstzeitschriften und Kataloge, Gedichte, Essays und Übersetzungen. Auch eigene Textinstallationen, Schriftbilder, Audio-Arbeiten sowie temporäre und ständige Arbeiten für öffentlichen Raum und private Gärten zählen zu ihrem umfassenden Werk. Die Kunststiftung NRW ernannte Barbara Köhler 2012 zur Thomas-Kling-Poetikdozentin und veröffentlichte drei Jahre später ihren Gedichtband "Istanbul, zusehends", für den sie 2016 mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet wurde. Zu ihren weiteren Werken zählen "36 Ansichten des Berges Gorwetsch" (2013), "Neufundland" (2012), "Niemands Frau. Gesänge zur Odyssee" (2007) und "Wittgensteins Nichte" (1999).

Mit dem Alice Salomon Poetik Preis zeichnet die Alice Salomon Hochschule Berlin seit 2006 Künstler aus, die durch ihre besondere Formensprache und Vielfalt zur Weiterentwicklung der literarischen, visuellen sowie akustischen Künste beitragen und dabei immer interdisziplinär arbeiten und wirken. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Gerhard Rühm, Michael Roes, Rebecca Horn, Valeri Scherstjanoi, Eugen Gomringer, Emine Sevgi Özdamar, Andreas Steinhöfel, Franz Hohler, Volker Ludwig und Elfriede Czurda.

Die Preisverleihung findet am 28. Januar, um 19 Uhr in der Berlinischen Galerie, Alte Jakobstraße 124−128, in Berlin statt. Die Veranstaltung wird durch das Haus der Poesie unterstützt.