Porträt

Hauptsache raus!

15. Januar 2012
von Börsenblatt
Um seine Heimat zu finden, hat Stephan Trudewind viele Reisen unternommen und den Orient studiert. Heute konzentriert sich der Edition Orient-Verleger vor allem auf Kinderbücher.

„Die arabische Literatur fristet heute in Deutschland längst nicht mehr das Schattendasein, das ihr noch in den 70er und 80er Jahren anhaftete": Diese tröstliche Botschaft überbringt Stephan Trudewind vom Berliner Ein-Mann-Verlag Edition Orient. "Sieht man genau hin, stellt man fest, dass hier sogar mehr Titel auf den Markt kommen als in Frankreich oder England."

Die durchaus begrüßenswerte Erweiterung der Programme zwinge ihn zu mehr Beweglichkeit, sagt der Sauerländer, dem es nach dem Abitur in der Heimat zu eng wurde: Bereits zum Studium zog es ihn in die Ferne, "möglichst weit weg", sollte es gehen. So kam er nach Wien, ins als klaustrophobisch empfundene Tübingen und schließlich ins bunte Berlin, wo er Wurzeln schlug und heiratete. Seine Frau, von Beruf Lehrerin, hilft auch im Lektorat aus.

In den letzten Jahren hat sich der 53-Jährige verstärkt der Kinderliteratur zugewandt, nicht ohne Schwierigkeiten: "Der moralische Impetus von arabischer Kinderliteratur trifft nicht immer den deutschen Geschmack". Auch die Zusammenarbeit mit arabischen Verlagen gestalte sich mitunter schwierig: Dort gebe es die Kämpfe gegen die Sittenwächter: So musste ein iranischer Kollege fünfmal eine harmlose Fabel den Zensoren vorlegen, in anderen Verlagen mangele es schlicht an Professionalität. Trudewind hat aber auch junge libanesische Verleger kennengelernt: Sie hätten ihn für die Behäbigkeit entschädigt, die er ab und an auf der Frankfurter Buchmesse bei manchen arabischen Kollegen erlebe.

Allein von seinem Verlag kann Trudewind nicht leben: »Ein Zusatzgeschäft habe ich mir als Importeur von Büchern aus der Türkei und als Dienstleister für arabischen Schriftsatz aufgebaut, etwa für die Adonis-Ausgabe des Amann Verlags oder Hotelbroschüren.