Porträt

Kapitän im Büchermeer

12. Januar 2012
von Börsenblatt
Lutz Schulenburg ist ein libertärer Freigeist. Gemeinsam mit Hanna Mittelstädt gründete er den MAD-Verlag, 1973 umbenannt in Edition Nautilus. Der Hamburger Verlag scheut keinen hohen Wellengang.
Neben der Weltrevolution hat Edition Nautilus-Verleger Lutz Schulenburg zwei weitere Steckenpferde, wie er freimütig bekennt: "Das genussvolle Faulenzen und die Gartenarbeit". Zwischen einer Durruti-Biografie und der Franz-Jung-Werkausgabe finden sich im Verlagsprogramm Titel wie Abbas Khiders Roman "Die Orangen des Präsidenten" oder Reportage-Bände des Journalisten und Islamwissenschaftlers Marc Thörner, die auch auf Schulenburgs Kollegen einen starken Eindruck gemacht haben. Die Zeiten, in denen er und seine Genossin Hanna Mittelstädt mit Schreibmaschine und Tippex bewaffnet selbstgeklebte Pamphlete produzierten, ist vorbei. Umso höher schlagen die Wellen von Skandal-Titeln wie "Der kommende Aufstand" (2010). Schulenburg, seit seiner Jugend in der Anarchoszene aktiv, durchschifft das Meer der medialen Aufregung gekonnt. Was interessiert den Globalismusgegner am Arabischen Frühling? "Wir erleben hier die Nachwehen des Kolonialismus" hebt Schulenburg an und skizziert in Windeseile Szenarien vom Sturz diktatorischer, vom Westen gestützter Polizeiregime, spürt den Schockwellen bis zu den Protesten 2011 in Madrid nach, berichtet über "weltweit gut verbundene revolutionäre Kräfte" – und gibt zu bedenken, der Ausgang des Kampfes in den Arabischen Ländern sei noch völlig offen: "Am schlimmsten wäre es, wenn die Bewegungen durch die Konterrevolution gestoppt werden würden"