Preis der Leipziger Buchmesse

Ausgezeichnet: Georg Klein, Ulrich Raulff, Ulrich Blumenbach

18. März 2010
von Börsenblatt
Soeben wurden in der Glashalle der Leipziger Buchmesse die Sieger im Rennen um den Preis der Leipziger Buchmesse bekannt gegeben. In der Sparte Belletristik wurde Georg Klein für sein Werk "Roman unserer Kindheit“ (Rowohlt) ausgezeichnet.

Ulrich Raulff siegte in der Kategorie Sachbuch mit "Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben“ (C.H. Beck). Ulrich Blumenbach erhielt den Preis für seine bereits viel gerühmte und prämierte Übersetzung von "Infinite Jest" von David Foster Wallace (deutsch:"Unendlicher Spaß", Kiepenheuer & Witsch).

Klein, der am Ende bei den Juroren knapp vor Lutz Seiler lag, freute sich überschwänglich, umarmte seine Lektorin und seinen Verleger Alexander Fest. Dann stürmte er regelrecht nach vorn, um den Preis entgegenzunehmen. Ohne die hartnäckige Ermutigung Fests wäre das Buch nicht entstanden, ohne das sorgfältige Lektorat wäre es schlechter geworden, sagte Klein. Sein innigster Dank aber gelte denen, "die als Figuren in den Roman eingegangen sind und heute nicht mehr leben".

Raulff kleidete seinen Dank in jene Eleganz, die auch sein Buch auszeichnet: Beim Schreiben habe er gedacht, dies sei ein Buch für "die happy few oder vielmehr die unhappy few" und außerdem ein Bastard. "Jetzt sagen Sie mir, ich habe mich geirrt. Damit werde ich leben müssen."

Die Jury-Vorsitzende, Verena Auffermann, hatte zuvor ein Statement der Jury zum Streit um das ebenfalls nominierte Buch von Helene Hegeman und der Aufforderung, die Nominierung rückgängig zu machen, abgegeben: "Die Jury mag fehlbar sein, aber sie ist nicht zu beeinflussen." Sie habe nach ästhetischen Kriterin entschieden, nicht nach juristischen Aspekten. Die mit dem Namen Hegemann verbundene Debatte sei längst eine Alibi-Diskussion. Tatäschlich gehe es um anderes und mehr. "Ich habe die Vermutung, dahinter steckt eine große Angst." Es sei die Angst, "im digitalen Konfetti" unterzugehen. 

Hier noch einmal die Nominierungsliste:

Kategorie Belletristik:

-    Jan Faktor: "Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder Im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch)
-    Helene Hegemann: "Axolotl Roadkill“ (Ullstein Verlag)
-    Georg Klein: "Roman unserer Kindheit“ (Rowohlt Verlag)
-    Lutz Seiler: "Die Zeitwaage“ (Suhrkamp Verlag)
-    Anne Weber: "Luft und Liebe“ (S. Fischer Verlag)

Kategorie Sachbuch/Essayistik:

-    Michael Hampe: "Das vollkommene Leben. Vier Meditationen über das Glück“ (Carl Hanser Verlag)
   Steffen Martus: "Die Brüder Grimm. Eine Biographie“ (Rowohlt Berlin Verlag)
-    Ulrich Raulff: "Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben“ (C.H. Beck)
-    Frank Schirrmacher: "Payback: Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen“ (Blessing Verlag)
-    Wolfgang Ullrich: "Raffinierte Kunst. Übung vor Repro-duktionen“ (Verlag Klaus Wagenbach)

Kategorie Übersetzung:


-    Ulrich Blumenbach: "Unendlicher Spaß“, aus dem Amerikanischen von Autor David Foster Wallace (Verlag Kiepenheuer & Witsch)
-    Christian Hansen: "2666“, aus dem Spanischen von Autor Roberto Bolaño (Carl Hanser Verlag)
-    Grete Osterwald: "Waltenberg“, aus dem Französischen von Autor Hédi Kaddour (Eichborn Verlag)
-    Rosemarie Tietze: "Anna Karenina“, aus dem Russischen von Autor Lew Tolstoi (Carl Hanser Verlag)
-    Hubert Witt: "Wilner Getto 1941-1944: Biographische Aufzeichnungen“, aus dem Jiddischen von Autor Abraham Sutzkever (Ammann Verlag)

Heute stellten sich tagsüber in verschiedenen Veranstaltungen die Autoren und Übersetzer der nominierten Bücher den Fragen des Publikums.

Der Preis der Leipziger Buchmesse wird in diesem Jahr zum sechsten Mal verliehen. Die Auszeichnung ehrt herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen. Dotiert ist er mit insgesamt 45.000 Euro.

Der Jury gehören an: die Vorsitzende Verena Auffermann, Jens Bisky ("Süddeutsche Zeitung"), Ina Hartwig, Kristina Maidt-Zinke ("Süddeutsche Zeitung"), Elmar Krekeler ("Die Welt"), Adam Soboczynski (Die Zeit) und Volker Weidermann ("Frankfurter Allgemeine Zeitung").