Preise

Kurt-Wolff-Preis für Matthes & Seitz

14. März 2008
von Börsenblatt
Der 2004 von Andreas Rötzer in Berlin neu gegründete Verlag Matthes & Seitz hat heute im "Berliner Zimmer" der Leipziger Buchmesse den mit 26.000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Preis erhalten. Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis ging an den Verlag Ulrich Keicher.
Rötzer erhält den Preis, weil es ihm gelungen sei, aus dem beachtlichen, 1977 in München durch Axel Matthes und Claus Seitz gegründeten Verlag durch den Umzug nach Berlin und die Neugründung im Jahre 2004 einen "markanten jungen Verlag zu entwickeln, der durch ein exzellentes Gesamtprogramm und originelle Einzelprojekte auf das Schönste die Kriterien des Kurt Wolff Preises" erfülle. Ausgezeichnet werde auch die jedem einzelnen Titel angemessene Ausstattung der Bücher. Die Auszeichnung solle nicht nur zur Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit ermuntern, sondern "zugleich die Leser auf einen Generationswechsel hinweisen, mit dem es Andreas Rötzer gelungen ist, das Profil des Verlages zu wahren und mit besonderen Büchern eine Zukunft zu gewinnen." Ausgehend von der Frage, wieso Intellektualität in Deutschland nicht als "sexy" gelte, zeichnete Laudator Gregor Dotzauer vom Berliner "Tagesspiegel" die Entwicklung Rötzers nach, der mit seiner Mitarbeiterin Lucie Kortmann seit vier Jahren vom Berliner Helmholtzplatz aus die Republik mit seinen aufregenden Büchern versorge. Ulrich Keicher, der seinen kleinen Verlag mit großem Programm im Schatten seines Warmbronner Antiquariats führt, wird "für die typographische Sorgfalt und editorische Verlässlichkeit" ausgezeichnet, mit der er seit nunmehr fast 25 Jahren "Brücken schlägt zwischen der literarischen Moderne (etwa Karl Kraus und Alfred Döblin) und der Kunst und Literatur der Gegenwart von Richard Anders über Brigitte Kronauer bis zu Lutz Seiler". Besondere Anerkennung verdiene die Publikation der inzwischen auf 15 Bände angewachsenen „Bibliothek Janowitz“. "Als ich vor vier Jahren den Verlag übernahm, wußte ich nicht, was mich erwartet", sagte Rötzer in seinen Dankesworten. "Ich habe den Verlag als eigenwillige Person erfahren, mit der man erst umgehen lernen muß." Rötzer gehe es stets "um Bücher, die Lust am Denken bereiten, die manchmal schwer zu knacken" seien. Aber: "Es braucht Orte, an denen man Komplexität findet und verteidigt." Ulrich Keicher zeigte sich erfreut, dass "nicht ich, sondern meine Bücher Aufmerksamkeit erhalten haben". Hübsche Volte: Kurt Heinecke, einer von Keichers ersten Autoren, der zu einer Art "väterlichem Freund" für den Verleger wurde, erhielt 1918 mit einem Kurt-Wolff-Band den Kleist-Preis. Rainer Nitsche, Vorsitzender des LV Berlin-Brandenburg und "Zimmerkellner" des traditionsreichsten Messe-Forums, freute sich sichtlich über die Wahl eines "jungen Verlegers mit einer nicht mehr ganz jungen Backlist" - eine "neue Version der 68er-Legende", witzelte Nitsche, "bleibt uns so erspart". Neben den 31.000 Euro Preisgeld erhält die Kurt-Wolff-Stiftung seit zwei Jahren rund 42.000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit aus dem Etat des Kulturstaatsministeriums. Für Spenden sei die gemeinnützige Stiftung jedoch stets offen, warb Manfred Metzner augenzwinkernd. "Sie brauchen nicht nach Liechtenstein! Lassen sie ihr Geld bei der Kurt-Wolff-Stiftung! Von uns bekommen Sie fiskalisch astreine Spendenquittungen..."