Preisetiketten auf Büchern

Klebt wie Pech und Schwefel

21. Juni 2018
von Börsenblatt
Aufgedruckte Preise oder Etiketten, die sich nicht ablösen lassen: Sollen Bücher verschenkt werden, wird beides für Buchhändler zum Ärgernis. Es gibt tatsächlich Kunden, die wollen, dass der Preis eines Buchs auf dem Umschlag zu sehen ist – damit der Beschenkte auch sicher weiß, was er dem anderen wert ist. Deutlich öfter hören Buchhändler allerdings einen ganz anderen Kundenwunsch: »Ist der Preis auch wirklich ab?«

Beim Aufdruck hilft nur: überdecken. Und beim Klebeetikett müssen Buchhändler manchmal ganz schön lange knibbeln, um die Preisangabe abzulösen – vor allem im Weihnachtsgeschäft bleibt dafür eigentlich keine Zeit. »Im schlimmsten Fall beschädigen wir das Geschenk, wenn das Etikett partout nicht abgehen will«, ärgert sich Buchhändlerin Silvia Horn (Buchhandlung Horn, Grünwald bei München). Preise kurzerhand mit Edding zu schwärzen, ist für Silvia Horn und viele andere Sortimenter keine Option. Schließlich muss der Kunde die Möglichkeit haben, das Geschenk wieder umzutauschen. Manche Käufer überdecken den Preis zu Hause selbst mit Klebe-Sternchen – die allerdings auch nicht gut abgehen, wenn ein Exemplar zurückgeht. »Ich nehme das Buch in solchen Fällen trotzdem an, muss es dem Nächsten aber günstiger verkaufen«, sagt Horn.

Eine gute Alternative: Buchhändler können die Preise auch selbst überkleben – und zwar eleganter, als Kunden das in der Regel tun. Sabine und Ute Gartmann halten das so in ihrer Schatulle im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck. »Wir benutzen anderthalb mal fünf Zentimeter große Aufkleber mit unserem Logo, die leicht wieder abzulösen sind«, erklärt Ute Gartmann. Das hauseigene Markenzeichen hat zudem den Vorteil, dass für den Umtausch kein Kassenbon erforderlich ist. Eine andere Lösung hat Annaluise Erler in ihrer Buchhandlung Findus im sächsischen Tharandt gefunden: Sie bietet Aufkleber mit Schmetterlingen oder Marienkäfern an, die sich ebenfalls leicht wieder entfernen lassen.  

Zusätzlicher Aufwand ist mit allen Varianten rund ums Preisetikett verbunden. Dass Buchhändler das läs­tig finden, kann John Dieckmann, Vertriebsleiter bei Thienemann-Esslinger, gut nachvollziehen. Der Stuttgarter Verlag habe daraus Konsequenzen gezogen: »Wir verwenden einen Kleber, der sich gut lösen lässt.« Sollte es doch mal nicht klappen (wie beim »Dr. Brumm-Superbuch«), sei das eine ungewollte Ausnahme. »Ich bin der Erste, der sich ärgert, wenn sich Preisaufkleber nicht von einem Buch trennen lassen«, sagt auch Bassermann-Produktmanager Gerald Hanke. Komme es dennoch vor, dann habe vermutlich die Druckerei einen falschen Kleber verwendet, was nicht immer zu verhindern sei. Manchmal sorgt auch der Zeitfaktor dafür, dass Aufkleber so hartnäckig sind, so wie wohl bei einem Buch, über das sich Silvia Horn besonders ärgert: »Maria Callas. Die Lieblingsrezepte der Göttlichen«, erschienen 2014. Im Lauf der Jahre könne sich die Konsistenz des Klebers verändern, erläutert Hanke das Phänomen.
Nicht nur von Thienemann und Bassermann, auch aus anderen Verlagen ist zu hören, dass ihnen das Problem im Buchhandel bewusst, es aber nicht immer zu vermeiden sei. Buchhändler sollten deshalb einen Plan B haben, insbesondere für das stressige Weihnachtsgeschäft.