Preisverleihung am 20. November in München

Geschwister-Scholl-Preis an Hisham Matar

5. Oktober 2017
von Börsenblatt
Für "Die Rückkehr − Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater" (Luchterhand Literaturverlag) wird der Autor Hisham Matar mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2017 ausgezeichnet. Es sei "ein Buch über die überwältigende Widerstandskraft des menschlichen Geistes", urteilte die Jury.

Die Jury formuliert in ihrer Begründung:"'Die Rückkehr' ist ein Buch über die überwältigende Widerstandskraft des menschlichen Geistes und über die Tugenden der Erinnerung, die dieser Erfahrung gerecht werden will: Beharrlichkeit, Sorgfalt und Vorsicht. Damit erinnert Hisham Matars Werk im weitesten Sinn an das Vermächtnis der Geschwister Scholl und ist geeignet bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben."

Hisham Matar war zwanzig Jahre alt, als sein Vater Jaballa Matar in Libyen verschwand und im berüchtigten Abu-Salim-Gefängnis in Tripolis eingesperrt wurde. In seinem Buch "Die Rückkehr" berichtet Matar davon, wie er 2012 nach der libyschen Revolution in sein Heimatland kam, um seinen Vater zu suchen − den er nicht mehr fand. "Von dem, was mit der Chiffre vom berüchtigten Gefängnis gemeint ist, bekommt der Leser eine erschütternd konkrete Vorstellung: von den Zerstörungen, die ein Gewalthaber anrichtet, der jedes Mittel einsetzt, um den Willen derer zu brechen, die er zu seinen Feinden erklärt", so die Jury. Dabei betrete Hisham Matar Abu Salim nicht – als wäre der Ort verflucht, als könnte er dort dem Gespenst des Vaters begegnen. Wie es dort aussah und zuging, setzt sich der Autor aus den Zeugnissen der Überlebenden zusammen, seiner Verwandten.

Zum Autor

Hisham Matar, Sohn libyscher Eltern, wurde 1970 in New York City geboren, wuchs in Tripolis und, nach der Emigration der Familie, in Kairo auf. Seit 1986 lebt Hisham Matar in England, studierte in London Architektur. Vor dem aktuellen Titel hat er die international vielbeachteten Romane "Im Land der Männer" (2006) und "Geschichte eines Verschwindens" (2011) verfasst.

Preisverleihung

Der Geschwister-Scholl-Preis wird im Rahmen des Literaturfests München (15. November bis 3. Dezember) vergeben. Die Preisverleihung findet am 20. November in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität statt. Am 21. November 2017 ist eine öffentliche Lesung in der Buchhandlung Lehmkuhl geplant.

Zum Preis

Der Landesverband Bayern im Börsenverein und die Landeshauptstadt München vergeben 2017 den Geschwister-Scholl-Preis zum 38. Mal. Sinn und Ziel des Geschwister-Scholl-Preises ist es, jährlich ein Buch jüngeren Datums auszuzeichnen, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.

Informationen zum Preisträger 2017 und das gesamte Archiv des Geschwister-Scholl-Preises finden sich auf der Internetseite www.geschwister-scholl-preis.de

Zu den Preisträgern zählten in den letzten Jahren unter anderem Garance Le Caisne, Achille Mbembe, Glenn Greenwald, Otto Dov Kulka, Andreas Huckele (Pseudonym Jürgen Dehmers), Liao Yiwu, Joachim Gauck, Roberto Saviano, David Grossman und Anna Politkovskaja.