Presseschau

Neue Väter-Literatur, Kinderbuchreihe bei Kookbooks

5. September 2007
von Börsenblatt
"Deutsche Autoren entdecken ihr Vaterglück, als würden sie vom Familienministerium dafür bezahlt", meint Jörg Magenau, der in der "taz" über neue Väter-Literatur schreibt. Ebenfalls Thema: die Kinderbuch-Reihe aus dem Kookbooks Verlag.
"Seid fruchtbar und schreibt drüber" - Jörg Magenau hat sich für die "taz" in der Männerliteratur umgesehen: Neue Kinder braucht das Land, neue und vor allem viel mehr Kinder. Denn die Deutschen sterben aus, und bevor sie aussterben, werden sie immer älter. ... In der Literatur hat die ideologische Offensive schon deutlichere Spuren hinterlassen. Deutsche Autoren entdecken ihr Vaterglück, als würden sie vom Familienministerium dafür bezahlt oder hätten demnächst eine Auszeichnung mit dem Vaterkreuz zu erhoffen. Dabei entsteht eine Männerliteratur der besonderen Art, die in ihrer Fortpflanzungsfreude und Familienseligkeit an die 50er-Jahre erinnert - auch wenn es mit der Fruchtbarkeit nicht immer zum Besten bestellt ist. Dirk von Petersdorff, bisher vor allem als Lyriker hervorgetreten, meldet in "Lebensanfang" die Geburt von Zwillingen und glaubt, dass das ein Ereignis von allgemeinem Interesse sei. Petersdorff ist Jahrgang 1966, als Vater also eher spät dran. Umso größer ist seine Feierbereitschaft. Max und Lisa heißen die beiden Kleinen, die sich einigermaßen erwartungsgemäß entwickeln: Sie haben Hunger, schreien in der Nacht, bekommen erste Zähne, brabbeln vor sich hin, freuen sich, wenn sie auf Papas Schulter sitzen dürfen, und so weiter und so fort. Papa ist so begeistert davon, dass er alles aufschreibt, als wäre er der Erste, der so etwas erlebt. ... Burkhard Spinnen stellt in seinem Roman "Mehrkampf" gleich mehrere Männer im mittleren Alter vor, die mit ihrem Leben hadern und als Ausgleich heftige Kinderwünsche produzieren. ... Weniger reaktionär und sehr viel interessanter ist John von Düffels Roman "Beste Jahre", der auf andere Weise die Kostbarkeit des Samens besingt und von kinderlosen Menschen in jenem Alter handelt, in dem "jeder Zyklus, der ohne Empfängnis vorbeiging, eine unwiederbringlich verpasste Chance darstellte". "Muscheln essende Hähne" - die "NZZ" schreibt über die Kookbooks' neue Kinderbuch-Reihe: Kookbooks, einer der erstaunlichsten und erfolgreichsten jungen deutschen Verlage, hat mit einer Kinderbuchreihe begonnen, die es anspruchsvollen Eltern ermöglicht, ihren Kleinen Kunstobjekte in die Hände zu geben: zum Blättern und Staunen, zum ersten Lesen, zum Nachsprechen, ja Inszenieren. Von nichts sind diese neuen Bücher weiter entfernt als von pädagogischer Korrektheit und ästhetischem Biedersinn. Das Konzept geht von der Buchgestaltung aus, was konsequent ist in einem Verlag, dessen Schwerpunkt bei der Lyrik liegt. Im Gedicht ist das Wort immer zugleich das Bild von Wort und Rhythmus – ein Phänomen, das sich ebenso klanglich wie grafisch vermittelt. Aus dieser Koinzidenz von Inhalt und Form entwickeln die Kookbooks-Kinderbücher ein glückliches Zusammenspiel von Geschichte und Illustration.