Presseschau

Gestern in Stockholm: Herta Müller erhielt den Literaturnobelpreis

11. Dezember 2009
von Börsenblatt
Die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller hat gestern in Stockholm den Literaturnobelpreis 2009 in Empfang genommen. Bei der feierlichen Zeremonie überreichte Schwedens König Carl Gustaf die mit umgerechnet 950 000 Euro dotierte Auszeichnung.

Felicitas von Lovenberg, "FAZ online":

"Als Herta Müller nach den Preisträgern in den Disziplinen Physik, Chemie und Medizin als zehnte an diesem Abend den Nobelpreis aus den Händen des schwedischen Königs entgegen nimmt, wissen schon alle, wie es geht. Herta Müller macht alles richtig. Das Publikum erhebt sich, die Schriftstellerin macht einige Schritte auf Carl Gustav zu. Dieser überreicht die Medaille in einer roten Lederschatulle und dazu eine rote Mappe. Die Kandidatin bedankt sich mit einer kleinen Verbeugung in Richtung der königlichen Familie, zu den Mitgliedern der schwedischen Akademien - die ebenfalls auf der Bühne sitzen -, und zum Publikum. Keiner der anderen 11 Preisträger erhält einen so langen und begeisterten Applaus wie Herta Müller. Zuvor hatte Anders Olsson, Mitglied der Schwedischen Akademie, Herta Müllers Literatur für ihre Entschlossenheit gewürdigt, die den Leser von der ersten Zeile an in den Bann zöge. Man spüre, hier stünden Dinge wie Leben und Tod auf dem Spiel. Herta Müller verdiene die Auszeichnung für den „künstlerischen Gehalt ihres Widerstands“ gegen provinzielle Unterdrückung und politischen Terror. Ihr Werk sei „ein Kampf der fortgeht und fortgehen muß, eine Form des unwiderruflichen Gegen-Exils“".

Ulrich Clauss, "Welt": 

"Die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller (56) hat am Donnerstag aus der Hand von Schwedens König Carl XVI. Gustaf den begehrtesten Literaturpreis der Welt in Empfang genommen. Bei der feierlichen Zeremonie im Stockholmer Konzerthaus hob der Sprecher der Jury, Anders Olsson, die Konsequenz heraus, mit der sich die seit 1987 in Berlin lebende Autorin gegen die Unterdrückung in der kommunistischen Diktatur ihres Geburtslandes Rumänien gewehrt hat: "Sie haben großen Mut gehabt und provinzieller Unterdrückung und politischem Terror kompromisslos Widerstand geleistet." Müller bekomme den Nobelpreis "für den künstlerischen Gehalt dieses Widerstands", sagte der Vertreter der Schwedischen Akademie. "In ihrer Prosa findet sich eine sprachliche Energie, die uns von Beginn an mit einbezieht. Es steht etwas auf dem Spiel, bei dem es um Leben und Tod geht.""

Bild Zeitung:

"Zierlich und klein, im bodenlangen schwarzen Kleid, stand die deutsch-rumänische Schriftstellerin vor dem Monarchen, der sie beglückwünschte und ihr die Hand drückte. Sie bedankte sich lächelnd und verbeugte sich, bevor sie wieder auf ihrem rot gepolsterten Stuhl im Konzerthaus in Stockholm Platz nahm. Nach Günter Grass 1999 und der Österreicherin Elfriede Jelinek 2004 wurde damit der bedeutendste Literaturpreis der Welt zum dritten Mal an einen Autor aus dem deutschsprachigen Raum vergeben."