Romina Ivanisevic, Rights Manager bei S. Fischer

"Ich darf Geschichten verkaufen!"

2. März 2015
von Börsenblatt
Ausdauer und Hartnäckigkeit sind von Vorteil - und natürlich Verhandlungsgeschick. Romina Ivanisevic arbeitet im Rahmen einer Elternzeitvertretung als Rights Manager im S. Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag in Frankfurt.

Wer sind Sie und was machen Sie? Ich arbeite im Rahmen einer Elternzeitvertretung als Rights Manager im S. Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag in Frankfurt am Main. Ich betreue in unserem Team die Lizenzverkäufe des Kinder- und Jugendbuchprogramms u.a. nach Skandinavien, Russland und Frankreich und außerdem einen Teil der Einkaufsverträge. 

Was ist für Sie im Job unverzichtbar? Der Lizenzverkauf ist ein langwieriges Geschäft, meistens benötigen die Lektoren einige Zeit, um sich für einen Titel zu entscheiden, daher ist Ausdauer und Hartnäckigkeit von Vorteil. Im Idealfall ist man sowohl der selbstbewusste Verkaufstyp als auch detailverliebt und sorgfältig, um mit dem hohen Verwaltungsaufwand zu Recht zu kommen. Daneben sollte man kein Problem damit haben, viele Fronten gleichzeitig zu bedienen: die Erwartungen der Autoren, die des eigenen Verlags und natürlich die der Lizenzkunden. 

Wie sieht ein typisches Jahr in Ihrem Arbeitsalltag aus? Ein typisches Lizenzjahr beginnt für uns mit der Vorbereitung der Buchmesse in Bologna, die wichtigste Buchmesse für Kinder- und Jugendliteratur. Hierfür werden die Titel, die bei uns im Frühjahr publiziert werden, mittels Foreign Rights Guide, Probeübersetzungen und Informationsblättern für die Kunden im Ausland vorbereitet. Auf der Buchmesse selbst ist Konzentration gefragt: in halbstündigen Terminen stellt man den Lektoren die neuen Titel vor und bespricht ggf. die bereits laufenden Projekte. Man sollte also neben Informationen zu den Büchern und Autoren auch die Chronik der bisherigen Geschäftsbeziehung sowie die laufenden Lizenzen für diese Sprache im Kopf haben. Im sogenannten Follow-Up wird nach der Messe Material verschickt und das Besprochene festgehalten. Wenn wir erfolgreich verhandelt haben und eine Lizenz gekauft wird, heißt dass für uns Verträge ausstellen, Rechnungen schreiben, Feindaten verschicken und schließlich die Abrechnungen der Lizenzkunden kontrollieren. 

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in den letzten Jahren verändert?  Seit meinen ersten Schritten im Lizenzbereich vor drei Jahren merke ich immer mehr, dass auch hier die digitalen Vertriebskanäle Diskussionen forcieren: Verträge laufen beispielsweise oft aus, wenn die ausländische Ausgabe für längere Zeit nicht mehr lieferbar ist. Ist dies aber auch der Fall, wenn zwar keine Print- aber eine E-Book-Ausgabe erhältlich ist? Ist es sinnvoll, E-Book-Lizenzen separat von Print zu vergeben und macht beispielsweise eine englische E-Book-Ausgabe unserem deutschen Produkt Konkurrenz? Gerade die Internationalisierung der Vertriebskanäle macht es auch fragwürdig, die Lizenz für eine App ins Ausland zu vergeben, wenn diese genau wie die eigene App im Google Play Store oder auf I-Tunes angeboten wird. Ich habe das Gefühl in einer Zeit zu leben, in der einige Standards für die Zukunft erarbeitet werden, eine sehr spannende Aufgabe! 

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften finden Sie besonders gut, um Ihren Job zu bewerkstelligen?  Begeisterungsfähigkeit und Verhandlungsgeschick. 

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften sind eher hinderlich?  Als Verkäufer ist es wirklich lästig, wenn man sich schwer Namen merken kann. 

Seit wann machen Sie Ihren Job bei S. Fischer? Seit dem 1. Juni 2013. 

Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?  Ich lernte die Personalerin der Fischer Verlage auf dem Recruiting Day 2013 kennen und bekam kurze Zeit später einen Anruf. 

Welche Ihrer beruflichen Stationen waren wichtig, um den Job zu bekommen?  Ich stehe noch ganz am Anfang, daher war für diesen Job besonders mein Volontariat in der Rechte- und Lizenzabteilung des Carlsen Verlags ausschlaggebend. Aber natürlich sind es zu diesem Zeitpunkt auch die "kleineren" Erfahrungen, mein kulturelles Jahr beim Arbeitskreis für Jugendliteratur zum Beispiel oder das Praktikum in der Londoner Lizenzagentur Andrew Nurnberg. 

Welche Ausbildung/welches Studium haben Sie gemacht?  Ich habe Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Anglistik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert (B.A.). 

War Ihre Ausbildung nötig, um Ihren jetzigen Job zu machen?  Es gibt wie so oft in der Buchbranche keinen Königsweg, um Foreign Rights Manager zu werden. Wenn man aber im Studium einen Überblick über Autoren, Epochen und Schreibstile bekommen hat, kann man Texte schneller analysieren und einordnen. In der vergleichenden Literaturwissenschaft wirft man außerdem einen Blick über den Tellerrand: Werke und Autoren aus den unterschiedlichsten Ländern bereichern dieses Studium genauso wie verschiedene Medien, zum Beispiel der Film. So fällt es einem etwas leichter, sich die Möglichkeiten (und Grenzen) eines Titels vorstellen zu können. 

Was treibt Sie an, jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen?  Ich darf Geschichten verkaufen! Man kann sich so herrlich streiten und begeistern, wenn es um Geschichten geht, Bücher sind ein unglaublich lebendiges Produkt. Und im Lizenzbereich kann man dem Werk helfen, sein volles Potential auszuschöpfen, es ist fantastisch am Ende der Arbeit ausländische Ausgaben, Hörbücher oder gar Filme in den Händen zu halten. 

Welche Aspekte Ihres Jobs machen Sie (un)zufrieden? 
Es ist bestimmt nicht die angenehmste Seite meines Jobs, die Einhaltung aller vertraglichen Konditionen beim Kunden durchzusetzen, z.B. die Einhaltung der Erscheinungstermine oder natürlich den Eingang der Zahlungen. Außerdem steckt genau so viel Arbeit in einer ertragreichen Lizenz nach Frankreich wie in einen kleineren Deal nach Osteuropa, wobei die letztere aber den Autor meistens genauso freut und seine Bindung an unser Haus stärkt. In meinem Job gefällt mir letztendlich die Abwechslung am besten: Einmal die stillen Tage, die man für Verträge, Abrechnungen oder die Recherche neuer potentieller Kunden nutzt, und dann wieder die laute Messe, die Termine mit den unterschiedlichsten Leuten aus aller Welt, Präsentationen und Werbematerialien entwerfen... Alles in allem einfach ein toller Job.