Schlanker und schärfer im Profil

Piper setzt den Berlin Verlag auf Diät

2. Mai 2016
von Börsenblatt
Das Taschenbuch geht zu Piper nach München, das Hardcover-Programm wird gestrafft: Der Berlin Verlag steht vor harten Einschnitten. Derzeit wird intern über einen Sozialplan verhandelt. Verlagsleiter Georg M. Oswald soll als Teil des Kernteams an Bord bleiben. 

Dass der Berlin Verlag nach wie vor in den roten Zahlen steckt, ist in der Branche ein offenes Geheimnis. Nun zieht die Bonnier-Tochter Piper, zu der der Berlin Verlag seit gut vier Jahren gehört, die Notbremse. "Der Schritt war unumgänglich", so Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg gegenüber boersenblatt.net. In den kommenden Monaten solle der Zuschnitt des Verlags neu definiert werden. "Mit dem Betriebsrat sprechen wir jetzt über einen Sozialplan, danach können wir Details nennen."

Danach – das ist möglicherweise erst in sechs bis acht Monaten. Ein Grobkonzept allerdings gibt es bereits. Die wichtigsten Punkte daraus:

  • Ziel des Kurswechsels ist es, Kosten zu sparen und gleichzeitig das Profil des Verlags zu schärfen – nach dem Vorbild von Rowohlt Berlin und Hanser Berlin.
  • Der Berlin Verlag konzentriert sich künftig allein auf Hardcover, wobei die Zahl der Novitäten deutlich sinken soll: Statt 15 bis 18 Hardcover-Novitäten pro Halbjahr gibt es künftig noch 10 bis 12 (minus 25 bis 30 Prozent). Von Lovenberg betont, dass es ihr nicht nur darum gehe, etwas gegen den Kostendruck zu tun − sondern auch etwa für das Profil des Verlags. Von seinem Zuschnitt her möchte sie ihn wieder stärker auf Premium-Kurs bringen – Literatur soll im Fokus stehen (zwei Drittel des Titelvolumens; plus Sachbuch). 
  • Parallel zum Titelvolumen schrumpft auch die Zahl der Mitarbeiter; von den aktuell rund 20 Angestellten müssen in Berlin möglicherweise – je nachdem, wie die Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat verlaufen – drei Viertel gehen. Im Moment sieht es so aus, dass am Standort Berlin lediglich das Lektorat weiterarbeitet, unter der Führung von Georg M. Oswald (Verlagsleiter seit Oktober 2013). Auf der Kippe stehen die Abteilungen Marketing, Herstellung und Vertrieb. Diese Aufgaben soll nach ersten Plänen künftig Piper zentral erledigen. In Berlin soll eine Stelle für Presse verbleiben.
  • Das Taschenbuchprogramm wird am Standort Berlin aufgegeben und wandert zu Piper nach München.
  • Das Herbstprogramm erscheint wie geplant; greifen sollen die Veränderungen bis Frühjahr 2017.