Schnellumfrage

Die Geschäfte laufen rund

2. August 2012
von Börsenblatt
Das achte Umsatzplus in Folge melden die Verlage für 2011. Die Kosten steigen zwar auch – aber zehren das Polster nicht auf. Das zeigt die Schnellumfrage des Börsenvereins.
Die Verlage konnten sich im vergangenen Jahr von der rückläufigen Umsatzentwicklung im Buchhandel abkoppeln. Zum achten Mal in Folge verbuchten sie ein Plus bei den Einnahmen: 1,7 Prozent betrug es im Jahr 2011, 1,5 Prozent waren es in den zwölf Monaten zuvor (siehe Grafik 1). Das zeigen die Ergebnisse der Schnellumfrage, die der Verleger-Ausschuss des Börsenvereins einmal jährlich erhebt. Der Buchumsatz für sich genommen erreichte einen Zuwachs von 0,3 Prozent.

Freilich melden nicht alle der circa 180 Umfrageteilnehmer eine Aufwärtsbewegung. Die Abweichungen nach oben wie nach unten sind beträchtlich. Während Verlage der Größenklasse bis 125.000 Euro 15 Prozent weniger Einnahmen erzielten, gelang den Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 250.000 und 500.000 Euro ein Plus von 14 Prozent. Der zweitgrößte Zuwachs von zwei Prozent geht auf das Konto der Großverlage mit einem Jahresumsatz von 25 Millionen Euro und mehr.

Kinder- und Jugendbuchverlage, die seit vielen Jahren erfolgreich unterwegs sind, verzeichneten auch 2011 gute Geschäfte, wie sich am Umsatzwachstum von 1,4 Prozent ablesen lässt. Allerdings haben die Ratgeberverlage mit einem Mehrumsatz von 2,5 Prozent und die Fach- und Wissenschaftsverlage mit einem Anstieg von drei Prozent die Nase noch ein ganzes Stück weiter vorn. Verlierer sind die Herausgeber religiöser Literatur, die um 2,4 Prozent hinter den Werten des Vorjahres zurückgeblieben sind.

Bücher sind mit einem Umsatzanteil von durchschnittlich 76 Prozent nach wie vor wichtigstes Standbein der Verlage. Die Buchumsätze entwickeln sich konstant; bereits das zweite Jahr in Folge gewannen sie 0,3 Prozent hinzu. Auch hier sind es wieder die Verlage der Größenklasse zwischen 250.000 und 500.000 Euro, die besonders gute Zahlen vorlegen: Ihre Bucherlöse kletterten um 13 Prozent – und das bei einem Buchanteil von 96 Prozent am Gesamtumsatz. Das andere Ende der Skala besetzen die Kleinverlage mit 125.000 Euro Jahresumsatz. Sie blicken auf ein Minus von 16 Prozent im Kerngeschäft zurück – und erwirtschaften 97 Prozent ihrer Einnahmen mit Büchern.

Betrachtet man die Entwicklung im Buchgeschäft nach der Spezialisierung der Verlage, liefern auch hier wieder die Ratgeberverlage ein besonders gutes Ergebnis ab. Sie haben im vergangenen Jahr 2,3 Prozent mehr Umsatz mit Büchern gemacht, gefolgt von den belletristischen Verlagen, die sich um 0,8 Prozent steigern konnten. Die rote Laterne geht erneut an die Verlage mit religiöser Literatur (minus 1,9 Prozent) sowie an die Sachbuchverlage (minus 0,9 Prozent).

Nach wie vor setzen die Verlage auf das Taschenbuch, laut Schnellumfrage allerdings mit rückläufiger Tendenz beim Umsatz: Insgesamt lag der Anteil der Taschenbücher an den gesamten Einnahmen der Verlage bei 29,5 Prozent (2010: 34 und 2009: 36 Prozent). Die höchsten Einbußen im Taschenbuchgeschäft – von 35,7 Prozent auf 27,4 Prozent – registrierten Verlage mit weniger als einer Million Euro Umsatz.

Erstmals wurde 2011 nach der Struktur des Buchumsatzes gefragt, der sich in der Umfrage gliedert in gedruckte Bücher, Hörbücher und Hörspiel sowie E-Books. 136 Bögen konnten hierzu ausgewertet werden – mit folgenden Ergebnissen:
  • Gedruckte Bücher machten 2011 mit 82 Prozent den Löwenanteil des Umsatzes mit Büchern aus.
  • Das Audio-Segment kam auf ein Plus von 14,4 Prozent. Sein Beitrag zum Buchumsatz ist von 0,93 Prozent 2010 auf ein Prozent im Jahr 2011 gestiegen.
  • Einnahmen mit E-Books verzeichneten 50 von 136 Verlagen. Ihre Erlöse haben sich gegenüber dem Vorjahr fast verfünffacht (plus 378,5 Prozent). Zum Buchumsatz steuern elektronische Bücher einen Beitrag von 0,7 Prozent bei (2010: 0,15 Prozent).
  • Mit belletristischen Büchern werden 64 Prozent der Buchumsätze generiert, Fach- und wissenschaftliche Titel tragen 17 Prozent bei.
Online-Dienste stellen neben den E-Books das dynamischste Wachstumsfeld der Verlage dar. Um 14 Prozent arbeiteten sie sich 2011 nach oben. Damit schwächt sich die Steigerungsrate langsam ab (2010: 17 Prozent). Der größte Batzen der Online-Erlöse entfällt auf die Großverlage mit Einnahmen von 25 Millionen Euro und mehr. 5,3 Prozent ihrer Einnahmen erzielten diese Unternehmen digital. Differenziert nach Spezialisierung, ist dieses Geschäftsfeld für Fachbuch- und wissenschaftliche Verlage am wichtigsten (Umsatzanteil: 13,2 Prozent).

Die Freude der Verlage an den Mehrerlösen wird durch Kostensteigerungen gedämpft. Die gemeldeten Gesamtkosten weisen summa summarum ein Plus von 1,5 Prozent auf (2010: minus 0,7 Prozent). Größter Kostenblock sind die Herstellkosten, die 26 Prozent des Umsatzes aufzehren – und im Vorjahresvergleich um 1,65 Prozent zugenommen haben. Die Personalkosten schlagen mit 22 Prozent zu Buche, bei einer Veränderung von zwei Prozent (siehe Grafik 2).

Die höchsten Herstellkosten fallen mit 35 Prozent im Kinder- und Jugendbuch an, gefolgt vom Schulbuch mit 33 Prozent. Das meiste Geld in Mitarbeiter fließt bei religiösen Verlagen (39 Prozent), zehn Prozentpunkte dahinter rangieren die Fachbuchverlage. Die geringsten Personalkosten fallen mit 14 Prozent im Kinder- und Jugendbuch an.

Den höchsten Anstieg erlebten die Ausgaben für Mitarbeiter in der Größenklasse zwischen 250.000 und 500.000 Euro (plus zwölf Prozent). Gespart wurde in den Kleinverlagen – minus sechs Prozent lautet hier das Ergebnis. Autoren konnten sich vor allem bei kleineren Verlagen sowie in der Größenklasse von 2,5 Millionen Euro bis fünf Millionen Euro über eine höhere Vergütung freuen.

Die Digitalisierung ist nicht umsonst zu haben und fordert ihren Tribut, sichtbar unter anderem in den Kosten für die EDV. Die Verlage mit Einnahmen zwischen einer und 2,5 Millionen Euro sattelten hier satte 18 Prozent drauf, die 2,5-Millionen- bis Fünf-Millionen-Unternehmen sogar 25 Prozent.

Während Umsatz und Kosten bei der Schnellumfrage in absoluten Zahlen erfasst werden, erfolgt die Einschätzung des Jahresergebnisses qualitativ. Für das Jahr 2011 ergeben sich an dieser Stelle schlechtere Bewertungen als in den Vorjahren. Nur noch 31 Prozent der Verlage melden ein Ergebnis, das über dem des Vorjahres liegt (2010: 47 Prozent). 36 Prozent geben eine Verschlechterung des Wertes zu Protokoll (2010: 23,9 Prozent). Die positivste Einschätzung (50 Prozent) herrschte bei den Verlagen mit Einnahmen zwischen 125 000 und 250 000 Euro vor. Die verhaltendste (23,1 Prozent) bei jenen mit 500 000 bis unter einer Million Euro Umsatz.

Für das laufende Jahr sind die Verlage allerdings schon wieder optimistischer gestimmt. 37 Prozent gehen davon aus, dass sie 2012 ihre Umsätze steigern werden, lediglich 23 Prozent rechnen damit, dass sie den Wert des Vorjahres nicht erreichen können. Beim Jahresergebnis sehen die Erwartungen ebenfalls besser aus: 37 Prozent der Verlage nehmen an, dass sie ihr Ergebnis verbessern können, eine Verschlechterung geben 22 Prozent zu Protokoll.

Christina Schulte