Schnellumfrage des Börsenvereins

Verleger zwischen Licht und Schatten

13. September 2013
von Christina Schulte
Seit neun Jahren schon klettern die Verlagsumsätze stetig nach oben. Doch 2012 stand den Mehreinnahmen eine zehrende Kostensteigerung gegenüber. Das zeigt die Schnellumfrage des Börsenvereins.

Die wirtschaftliche Situation der Verlage sah im vergangenen Jahr erneut besser aus als diejenige ihres Handelspartners, des Sortiments. Bereits zum neunten Mal in Folge konnten die Verlage ihre Umsätze steigern, auch wenn das Plus mit 0,8 Prozent vergleichsweise niedrig ausgefallen ist. 2011 beispielsweise gewannen die Umsätze noch 1,7 Prozent hinzu. Das geht aus der Schnellumfrage hervor, die der Verleger-Ausschuss des Börsenvereins einmal jährlich erhebt. Allerdings konnten nicht alle der rund 170 Umfrage-Teilnehmer ihre Einnahmesituation gleicher­maßen verbessern. Die Schwankungen reichen von minus 10,5 Prozent in der kleinsten Größenklasse (unter 125.000 Euro) bis zu plus 10,7 Prozent bei den Verlagen in der Umsatzkategorie zwischen 125.000 und 250.000 Euro.

Mehrumsätze verbuchten auch die oberen Größenklassen: Die Häuser, die im Schnitt 12,5 bis 25 Millionen Euro erwirtschaften, lagen 2,2 Prozent über Vorjahres­niveau, die Verlage, die mehr als 25 Millionen Euro umsetzen, erzielten ein Plus von 1,3 Prozent.

Pole Position für die Ratgeberverlage

Sortiert nach Spezialisierung, hatten die Ratgeberverlage mit einem Umsatzplus von 3,9 Prozent die Nase vorn. Belletristische Verlage arbeiteten sich um 2,8 Prozent nach oben. Die rote Laterne trugen die Kinder- und Jugendbuchverlage (minus acht Prozent); auch für die Produzenten religiöser Literatur lief es mit minus 4,6 Prozent schlechter als im Jahr zuvor.

Den Löwenanteil der Umsätze, 71,7 Prozent, erzielen die Verlage immer noch mit Büchern. Erfreulich: Der Buchumsatz legte um 0,6 Prozent zu − ein besserer Wert als in den beiden Vorjahren (jeweils plus 0,3 Prozent).

Am erfolgreichsten im Kerngeschäft zeigte sich die Größenklasse zwischen 125.000 und 250.000 Euro: Hier fielen die Zuwächse beim Buch mit 11,6 Prozent sogar zweistellig aus (Buchanteil: 83 Prozent). Am anderen Ende der Fahnenstange finden sich die Kleinstverlage, die fast zehn Prozent verloren haben. Ihr Buchanteil bewegt sich jetzt bei 87 Prozent.

Analysiert man die Entwicklung im Buchgeschäft ebenfalls nach Spezialisierungen, schnitten die Sachbuchverlage mit einem Plus von 3,9 Prozent am besten ab, gefolgt von den Ratgeberverlagen, die sich um 3,7 Prozent steigern konnten. Kinder- und Jugendbuchverlage bilden auch hier das Schlusslicht – mit einem Minus von 5,8 Prozent.

Taschenbücher haben 2012 im Portfolio der Verlage wieder ein Quäntchen mehr Gewicht bekommen − der Anteil stieg minimal von 29,5 Prozent auf 30,1 Prozent. Am höchsten ist er mit 42,2 Prozent bei den Belletristen, am niedrigsten mit 17,6 Prozent bei den Fach- und Wissenschaftsverlagen.

Zum zweiten Mal wurde im Jahr 2012 die detaillierte Struktur des Buchumsatzes untersucht. 105 Bögen flossen hier in die Wertung ein. Und das ist dabei herausgekommen:

82,7 Prozent des Buchumsatzes werden mit gedruckten Büchern erzielt. E-Books tragen 3,5 Prozent bei, wobei nur etwa die Hälfte der befragten Verlage diese Produkte überhaupt im Programm hat. Gleichwohl ist die Steigerung, ausgehend von einem niedrigen Niveau, erheblich: 2011 lag der Anteil noch bei 1,1 Prozent.Bei Hörbüchern / Hörspielen hat sich nicht allzu viel getan: 2,5 Prozent statt bislang 2,3 Prozent lautet das Ergebnis.

E-Book- und Online-Erlöse im Aufwind

Dynamisches Wachstum gab es nicht nur bei den E-Books, sondern auch bei den Online-Erlösen, wie die Steigerung von 14,5 Prozent zeigt. Damit bleibt die Wachstumsrate nahezu auf dem gleichen Wert wie 2011 (14 Prozent). Durchschnittlich werden 5,6 Prozent der Einnahmen online generiert. Den größten Anstieg von 22,5 Prozent verzeichneten die Verlage mit Einnahmen zwischen 2,5 und fünf Millionen Euro. Als einzige Größenklasse verbuchten die Unternehmen mit 12,5 bis 25 Millionen Euro Jahresumsatz sinkende Online-Erlöse (minus 3,3 Prozent).

 

Die Kosten legen weiter zu

Die Kostenseite ist gleichfalls auf Anstieg programmiert − wie schon im Vorjahr. Zum Leidwesen der Verleger, die mit 1,7 Prozent höheren Gesamtkosten leben mussten (2011: 1,5 Prozent). Die größte Komponente bilden die Herstellkosten, die ein Viertel des Umsatzes absorbieren. Allerdings konnte für diese Position ein Rückgang von knapp einem Prozent erreicht werden (siehe Tabelle links). Im Gegenzug sind die Personalkosten, das zweite Kos­tenschwergewicht, um einen Prozentpunkt auf 23 Prozent gestiegen.

Die höchsten Herstellkosten fallen mit rund 39 Prozent in den Kinder- und Jugendbuchverlagen an. Und das trotz eines Rückgangs um fast zehn Prozent. In den Sachbuchverlagen sind es beinahe 36 Prozent, obwohl auch dort ca. zehn Prozent gespart worden sind.

Die höchsten Aufwendungen für Personal verbuchen Fachbuch- und wissenschaftliche Verlage. Die Quote dort beträgt 33,2 Prozent. Die geringsten Personalkos­ten ergeben sich in Kinder- und Jugendbuchverlagen mit gerade einmal 13 Prozent. Am stärksten gestiegen sind die Personalkosten  in den Häusern der Umsatzkategorie 12,5 und 25 Millionen Euro (plus acht Prozent). Auch die Autoren konnten sich über mehr Geld freuen. Um 4,4 Prozent haben sich ihre Honorare verbessert.

Eine sehr disparate Entwicklung gibt es weiterhin bei den EDV-Kosten: Um das digitale Geschäft zu forcieren, legten einige Verlage in Sachen IT kräftig nach − 33 Prozent mehr waren es beispielsweise in der zweitniedrigsten Größenklasse oder fast elf Prozent mehr in der zweithöchs­ten Klasse.

Leichte Stimmungsaufhellung bei den Verlagen

Die Gesamtbilanz für 2012 − wie fällt sie nun aus? Bei dieser Einschätzung zeigen sich die Verlage etwas optimistischer als 2011. Mehr als ein Drittel beurteilt das Jahresergebnis besser als im Jahr zuvor. Immerhin 41 Prozent schätzen es jedoch schlechter ein.

Was das Jahr 2013 angeht, sind die Verlage recht positiv gestimmt. Gut ein Drittel rechnet mit Umsätzen, die über denen von 2012 liegen, mehr als 40 Prozent gehen von gleichbleibenden Einnahmen aus. Beim Ausblick auf das Jahresergebnis ist die Zuversicht sogar noch ein wenig größer. Mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verbesserung bei dieser Kennzahl, mit einer Verschlechterung rechnet hingegen nur ein Fünftel.