Schweiz

Andreas Grob: "Die Preise für Bücher sind viel zu hoch"

8. Juli 2010
von Börsenblatt
Während der schwache Euro die deutsche Exportwirtschaft beflügelt, bringt er den Buchhandel in der Schweiz in Bedrängnis. Warum das so ist und wie sich das Problem aus Sicht der Eidgenossen lösen ließe? Ein Interview mit Andreas Grob, Geschäftsführer des genossenschaftlich getragenen Schweizer Buchzentrums.

Die Schweizer Buchbranche stöhnt über den schwachen Euro. Müsste der Tiefstand beim Euro für Sie nicht eher eine günstige Gelegenheit zum Einkauf sein?
Grob: Doch, natürlich kann das auch eine gute Gelegenheit zum Einkauf sein. Nur sichern wir als Importeur uns natürlich über sechs bis zwölf Monate ab – und wenn der Euro ruckartig und so stark fällt wie in den letzten paar Wochen, wird es für uns teuer, weil wir unseren Währungsbedarf höher abgesichert haben und demzufolge auch zu einem höheren Preis einkaufen müssen.

Wenn die Kunden zur Konkurrenz jenseits der Grenze abwandern – können Sie die Umsatzverluste für Ihre beiden Unternehmen oder auch für die Branche in Zahlen festmachen?
Grob: Nein, das ist noch zu früh. Klar ist nur: Je länger das dauert umso mehr fließt ab.

Ist das Problem wirklich neu? Schließlich hat der Euro auch früher mal geschwächelt. Gibt es einen Wechselkurs-Stand, ab dem es besonders schmerzhaft wird?
Grob: So hat der Euro noch nie geschwächelt – dabei ist der Wechselkurs an sich gar nicht das Problem. Das Problem sind die Buchpreise, die durch das starke Absinken viel zu hoch sind.

Hat das Schweizer Buchzentrum Möglichkeiten, seine Kunden an sich zu binden, trotz verlockender Kursgewinne bei der deutschen Konkurrenz?
Grob: Wir schütten unseren Kunden einen Währungsbonus aus – im Rahmen unseres Jahresergebnisses. Mehr können wir leider nicht machen.

Was würden Sie sich von den deutschen Verlagen wünschen?
Grob: Die oberste Priorität hat die Verringerung der Differenz zwischen der Euro-Umrechnung  und den Buchpreisen in Schweizer Franken. Dies läuft auf tiefere Franken-Preise raus. Am liebsten wären uns allerdings höhere Euro-Preise. Schön wäre, wenn wir einen höheren Anteil unseres Einkaufs in Euro tätigen könnten; im Moment liegt die Quote lediglich bei 40 Prozent. Und was wir uns auch wünschen ist, dass wir die Preise automatisiert an die Währungsentwicklung anpassen können.

Höhere Euro-Preise – ist dieser Wunsch denn realistisch?
Grob: Aus unserer Sicht spricht da gar nichts dagegen – und unsere Schweizer Kunden, auch die Großen, würden sich ebenfalls freuen. Die Verlage haben dazu leider oft eine andere Meinung.

Wenn es die Schweiz ein Preisbindungsgesetz hätte – was wäre dann anders? Oder würde Ihnen der feste Ladenpreis in dieser Lage nicht weiterhelfen, etwa bei den grenzüberschreitenden Online-Verkäufen?
Grob: Nein, eben nicht. So, wie das Gesetz im Moment aussieht, wäre der Online-Handel von den festen Preisen ausgenommen. Konkret heißt das, dass der inländische Online- und Versandhandel massiv diskrimiert würde.

Wären Sie in diesen Tagen gerne Teil der Euro-Zone – oder lieber nicht?
Grob: Angesichts der volkswirtschaftlichen Probleme, die in der Euro-Zone gelöst werden müssen – lieber nicht. Außerdem haben wir Schweizer traditionell eine Abneigung gegen so große Gebilde – hat wohl auch mit der "Kleinheit" unseres Landes zu tun.