Schweiz

Auslieferer wollen die Bücherpreise senken

16. Juli 2010
von Börsenblatt
Weil der Schweizer Franken immer teurer wird, steigen auch die Preise für Bücher. Das Schweizer Buchzentrum hat diese Woche nun zum Rotstift gegriffen – und den Euro-Referenzkurs für Barsortiments-Titel deutlich gesenkt. Andere Auslieferungen wollen jetzt dem Beispiel folgen.
Dem Branchendienst „Schweizer Buchhandel“ zufolge wollen ab August auch die AVA Verlagsauslieferung AG (Affoltern) und die B+M Buch- und Medienvertriebs AG (Schaffhausen) ihre Umrechnungstabellen nachbessern: Die AVA plane, den Umrechnungskurs Schweizer Franken/ Euro im Schnitt um zwölf Prozent zu drücken; B+M orientiere sich am Vorschlag des Schweizer Buchzentrums. Was bedeutet: Hier soll der Referenzkurs ebenfalls von 1,52 Euro auf 1,38 Euro sinken.  

Ob diese Pläne tatsächlich greifen, steht allerdings noch in den Sternen. Denn Verlagsauslieferungen können zwar vorschlagen, den Referenzkurs und damit die Bücherpreise zu senken – brauchen für die Umsetzung aber in jedem Fall die Zustimmung ihrer Kunden, der deutschen Verlage. 

Was das Schweizer Buchzentrum unabhängig davon tun konnte, wurde indessen gemacht: Das zum Unternehmen gehörende Barsortiment korrigierte den Euro-Referenzkurs diese Woche nach unten (auf 1,38 Euro). Sortimente zahlen für Über-Nacht-Bestellungen folglich etwa zehn Prozent weniger als bisher. Das dürfte zwar dazu beitragen, die Lage zu entspannen, gelöst ist das Problem damit allerdings nicht: Bei ihren Verlagsbestellungen via Auslieferung ändert sich für Sortimenter vorerst nichts.

Zum Hintergrund:

Die Währung der Schweizer ist auf dem Höhenflug, während der Euro weiter Richtung Rekordtief trudelt. Anfang des Jahres bekam man noch 1,48 Schweizer Franken für einen Euro, vor einem Jahr, im Juli 2009, sogar noch 1,52 Euro. Jetzt bewegt sich der Börsenkurs zwischen 1,32 und 1,35 Euro – und liegt damit rund zwölf Prozent niedriger als vor Jahresfrist. Allein im Juni ging es um sechs Prozent abwärts.

Der Haken an der Sache: Je teurer der Schweizer Franken an den Börsen wird und je weiter sich der Umrechnungskurs für Bücher von dieser Marke entfernt, umso weiter öffnet sich auch die Preisschere zwischen Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz.

Die Lösung für dieses Dilemma könnte dabei hier wie da ansetzen: Entweder heben deutsche Verlage die Euro-Preise an, was sie, wenn auch aus anderen Gründen, in geringem Umfang auch tun – oder aber die Franken-Preise müssen runter. Und das aus Sicht der kleineren Sortimente möglichst rasch: Bevor sich ihre Kunden noch häufiger an den Computer setzen, um bei Amazon.de zu ordern; bevor sie noch öfter jenseits der Grenze einkaufen; und bevor sie in noch größerer Zahl zu den Filialisten abwandern, die dank anderer Volumina und Einkaufsmodalitäten (unter anderem Bezug aus Deutschland) nach wie vor mit Rabatten zwischen 30 und 50 Prozent werben können.

Die kleinen Händler stecken also besonders tief in der Klemme. Und das auch, weil sie ihren Kunden kaum mit Preissenkungen entgegenkommen können; ihre Margen gerieten zu sehr unter Druck. Ohnehin ist die wirtschaftliche Lage für viele derzeit schwierig: Der Umsatz im ersten Halbjahr liegt im Vergleich zum Vorjahr bei minus 2,8 Prozent (Vertriebskanäle Sortiment und E-Commerce; Branchen-Monitor Buch).