Schweizer Lyriker

Kurt Marti ist tot

14. Februar 2017
von Börsenblatt
Der Schriftsteller Kurt Marti ist am 11. Februar im Alter von 96 Jahren in Bern gestorben. Er gehört zu den bedeutendsten Schweizer Lyrikern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts; von seinem Gedichtband "Leichenreden" (1969) wurden mehr als 50.000 Exemplare verkauft.

Im Hauptberuf Pfarrer, war Marti Lyriker, Erzähler, Essayist, Kolumnist, Tagebuchschreiber, Prediger – "und ein Mentor: seinen Einfluss auf die jungen Autoren der 60er- bis 80er-Jahre kann man gar nicht hoch genug einschätzen", meint Nagel & Kimche-Verlagsleiter Dirk Vaihinger. Marti habe die Dialektdichtung befeuert, die konkrete Poesie mitgestaltet, und er hat in politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen Partei ergriffen. "Als Dichter ist er seinem aufmüpfigen Sprachwitz gefolgt und als Theologe immer seinem protestantischen Gewissen", so Vaihinger.

Kurt Marti wurde am 31. Januar 1921 in Bern geboren, Er studierte zunächst zwei Semester Rechtswissenschaft, dann Theologie in Bern und in Basel, wo ihn Karl Barth maßgeblich prägte. Er war Pfarrer in Leimiswil, Niederlenz und von 1961 bis 1983 an der Nydeggkirche in Bern. Als Autor begann Marti in der Übertragung und Nachdichtung französischer Surrealisten nach dem Krieg, als Prediger war er vor allem in Bern ein prominenter Kämpfer für Offenheit, Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit. Kurt Marti hat die Menschenrechtsorganisation Erklärung von Bern mitgegründet sowie die Gruppe Olten.

Sein Werk wurde mit vielen Preisen geehrt, darunter zweimal mit dem Literaturpreis der Stadt Bern, dem Großen Preis für Literatur des Kantons Bern, dem Johann-Peter-Hebel-Preis und dem Tucholsky-Preis für literarische Publizistik.