In seiner Eröffnungsrede betonte Heinrich Riethmüller, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses, dass man stolz auf das Haus des Buches sei. Es schmücke die Branche und zeige, dass sie „quicklebendig und nicht dem Untergang“ geweiht sei. Das Haus des Buches als Zeichen des Aufbruchs sei bitter nötig, in Zeiten, „in denen schlechte Nachrichten über die Branche die großen Feuilletons beherrschen“. Riethmüller betonte, man glaube an das gedruckte Buch, „ohne die Chancen und Risiken der Digitalisierung zu leugnen“. Es werde weiterhin Buchhandlungen geben, große und ganz kleine Buchhandlungen und Verlage, Gewinner und Verlierer, langsame, die besonders geliebt werden, schnelle, die viel Geld verbrennen. Der Sortimenter plädierte für mehr Gelassenheit und dafür, „sich nicht kirre machen zu lassen von Journalisten und Analysten“.
Als Herausforderungen für die Branche benannte Riethmüller unter anderem die Bedrohung des Urheberrechts. Zudem sei die Preisfindung bei E-Books von „höchster Brisanz“, Ziel müsse es sein, dass der Markt nicht nur von den Giganten Amazon, Apple und Google beherrscht werde. In Richtung Verlage sagte Riethmüller, sie sollten das Sortiment weiterhin als wichtigsten Vertriebspartner zu behandeln. Nur ein dichtes Netz mache eine flächendeckende Distribution notwendig. Der Graben der Auseinandersetzung verlaufe nicht zwischen kleinen und großen Unternehmen, Verlagen und Buchhandlungen, sondern gegenüber den multinationalen Konzernen.
Verleger Matthias Ulmer (Ulmer Verlag) befasste sich in seiner Rede mit der Zukunft des Gremiums. „Beschämend ist die Zahl der Teilnehmer, langweilig die Themen, keine Impulse gehen vom Branchenparlament aus“, brachte er die Kritik auf einen Nenner. Warum das so ist, dafür lieferte er einige Erklärungsansätze: Der Vorstand und die Fachausschüsse hätten die Option, das Branchenparlament als beratendes Gremium einzubinden, viel zu selten genutzt. Die Möglichkeit, in diesem Organ klare Aussagen zum ordnungs-, kultur- und bildungspolitischen Standpunkt der Branche zu machen und Grundsatzpapiere zu verabschieden, sei nicht in Anspruch genommen worden. Oftmals seinen die Themen auf der Agenda wenig spannend oder in den Ausschüssen schon ausdiskutiert. Dagegen seien aber beispielsweise Themen wie das „Prinzip Buch“, in dem sich die Identität der Branche spiegle, nicht zur Sprache gekommen. Einen Appell richtete Ulmer vor allem an die Verlage, die bislang keine größeren thematischen Anstöße eingebracht hätten. „Da sind die Sortimenter viel aktiver.“ Offensichtlich gebe es bei den Verlagen ein „Beißhemmung“.
Ulmer erinnerte an die Herkunft des Begriffs Parlament: „Das kommt von parlare, sprechen!“ Wenn die Gewählten nicht sprechen würden, dann wolle er lieber andere dabeihaben. „Bei der Zukunftskonferenz etwa habe es viele junge Leute gegeben, die leidenschaftlich und engagiert diskutiert haben.“
Für die geringe Zahl der Teilnehmer am Branchenparlament hat Ulmer wenig Verständnis: „Ich kann nicht nachvollziehen, wie sich jemand wählen lässt, dann stumm da sitzt oder andauernd keine Zeit hat und erst gar nicht kommt. Wie verstehen diese Personen ihr Ehrenamt?“
Auch Bez stellte die Frage, warum das Interesse immer geringer werde: „Wollen sie nicht mehr dabei sein, sich engagieren, die Fragen und Probleme der Branche miteinander diskutieren und zu einer Lösung bringen, oder meinen sie, dass ihr Dabeisein zu wenig abwirft, im Sinne von Ertrag für die eigene Person und/oder das Unternehmen, das sie für die Sitzung freistellt?“
Vier Alternativen führte Bez an:
1. Das Branchenparlament ersatzlos zu streichen. Damit spare man erhebliche Kosten. Allerdings ging eine Klammer um die Sparten verloren.
2. Das Branchenparlament mit Entscheidungskompetenzen zu betrauen, es also wieder zu einem (wichtigeren) Organ zu machen.
3. Das Branchenparlament nur einmal jährlich stattfinden zu lassen.
4. Das Branchenparlament in Workshops aufzuteilen. „Dies halte ich jedoch eher für eine Notlösung.“