Sitzungswoche im Börsenverein: Sortimenter-Ausschuss

Stärkere Positionierung in der Branche

12. November 2015
von Börsenblatt
Eine Bilanz der gemeinsamen Sitzung aller drei Fachausschüsse, die SoA-Strategie der Jahre 2015-2018, Direktvertrieb der Verlage, die Zwangsabgabe auf Plastiktüten im Handel – unter anderem darüber haben die Buchhändler am Donnerstagnachmittag diskutiert.

Bei ihrem Zusammentreffen haben die Sortimenter ein positives Fazit zur gemeinsamen Sitzung der drei Fachausschüsse gezogen, die heute erstmals stattfand. Franziska Bickel (Buchhandlung Vogel, Schweinfurt) bezeichnete die Sitzung als „sehr belebend und erfrischend“, sie sei kein Vergleich zum Branchenparlament und der Verlauf habe bewiesen, dass es gut gewesen sei, sich dafür zu entscheiden. Auch Thalia-Chef Michael Busch zeigte sich zufrieden: "Super vom Ablauf, gut moderiert", lautete seine Bilanz.

SoA-Strategie 2015- 2018

Thomas Wrensch, Vorsitzender des Ausschusses, erinnerte nochmals daran, dass sich der SoA in der Branche klarer positionieren wolle. Gerade die gemeinsamen Sitzungen aller Fach-Ausschüsse böten Raum, sich früher und unmittelbarer als bisher in den Meinungsbildungsprozess einzubringen.

An dem Papier „Was Buchhändler leisten“ werde derzeit noch gearbeitet. Darin soll beschrieben werden, welche Aufgabe der Buchhandel innehat, darunter auch solche, die von den Kunden auf den ersten Blick nicht gleich erkannt werden.

Die Verkehrsordnung bekannter zu machen - auch das ist Teil der Strategie. Dazu soll es eine Informationskampagne geben, etwa ein Dummy-Buch zur Verkehrsordnung und eine Serie im Börsenblatt, die zeigen, wie die Zusammenarbeit zwischen Buchhandel und Verlagen funktioniert und welche Regeln in der Verkehrsordnung festgeschrieben sind.

SoA-Geschäftsführerin Kyra Dreher betonte, dass die Buchhändler sich auch im Bibliotheksgeschäft stärker positionieren müssen. So werde man das Land Sachsen, den Springer Verlag und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) um Stellungnahmen bitten, wie sie die Folgen von Exklusivvereinbarungen zwischen Verlagen und Bibliotheken einschätzen. Es stelle sich die Frage, welchen Auftrag öffentliche Bibliotheken heute hätten und wie sich die Informationsinfrastrukturen ändern könnten, wenn künftig noch mehr Exklusivverträge geschlossen würden.

Detlef Büttner (Lehmanns) hält es für wahrscheinlich, dass immer mehr Bundesländer Verträge auch mit Schulbuchverlagen abschließen würden und das Sortiment weiter aus dem Geschäft gedrängt werde. Landes- oder gar Nationallizenzen würden „massiv in unsere Infrastruktur eingreifen“, meinte Büttner. Man müsse hier Lobbyarbeit leisten und das Thema auf politischer Ebene vorantreiben.

Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller sieht hier auch die Landesverbände des Börsenvereins in der Pflicht, die ihr politisches Gewicht einbringen müssten: „Die Landesverbände sind viel näher an den Ländern dran und müssen in diesem Punkt aktiv werden.“

Direktvertrieb der Verlage

Dieter Dausien (Buchladen am Freiheitsplatz, Hanau) brachte das Thema Direktvertrieb der Verlage auf den Tisch. Nicht mehr nur Amazon sei großer Konkurrent des Buchhandels, sondern es seien auch die Verlage selbst mit ihrem Direktvertrieb, der bei fast 20 Prozent des Buchhandelsumsatzes liege. Einig war man sich im SoA, dass man zur grundlegenden Diskussion darüber alle drei Sparten an einen Tisch bringen müsse. Beantwortet werden müsste dann vor allem die Frage, wie die Branche den  Kunden ein so attraktives Angebot machen könne , dass dies eine echte Alternative zum Direktvertrieb der Verlage werde. Eine wichtige Rolle könne das Gemeinschaftsportal buchhandel.de spielen, wenn die Plattform in ein für die Kunden attraktives Angebot umgewandelt würde, sagte Veit Hoffmann (Buchhandlung Hoffmann, Achim).

Zwangsabgabe auf Plastiktüten im Handel

Eine EU-Richtlinie macht es auch im Einzelhandel notwendig, den Verbrauch an Plastiktüten zu senken. Man kenne das bereits aus dem Lebensmittelhandel, wo bereits seit einigen Jahren Plastiktüten nur noch gegen eine Gebühr abgegeben würden, erläuterte Kyra Dreher. Um der Pflicht nachzukommen, gebe es zwei Wege: Eine Selbstverpflichtung des Handels, wie sie der HDE gerade erarbeite, oder eine gesetzliche Regelung, die eine Bepreisung der abgegebenen Tüten vorsieht. Die Sortimenter erachten eine gesetzliche Regelung als besser, da andernfalls Interpretationsspielräume bestünden und den Kunden schwer zu vermitteln sei, warum eine Gebühr erhoben wird.

Die Buchhändler sehen in der Abgabe für Plastiktüten jedoch einen Nachteil gegenüber dem Online-Handel, „weil es nur eine geringe praktische Chance gebe, dass der Versender mit in das Gesetz einbezogen wird“, so Dreher. Der Sortimenter-Ausschuss werde an gegebenen Stellen auf diese Benachteiligung des stationären Handels hinweisen und Konsequenzen fordern.