Sonja Siol, Buchhändlerin bei Decius in Hannover

„Die Abwechslung macht Spaߓ

14. Juli 2014
von Börsenblatt
Sonja Siol (30) kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen: Sie ist Buchändlerin bei Decius in Hannover. Im Januar hat sie dort ihre Ausbildung beendet – als eine der besten Auszubildenden in ganz Niedersachsen, Bremen und Bremerhaven. Am Dienstag wird sie deshalb zusammen mit zehn weiteren Top-Azubis vom Landesverband Niedersachsen-Bremen in Hannover ausgezeichnet.

Glückwunsch, Sie haben in ihrer Buchhandelsprüfung spitzenmäßig abgeschnitten. Was hat Sie motiviert, sich so ins Zeug zu legen?Ich habe vor meiner Ausbildung studiert, deshalb weiß ich ganz gut, wie man lernt. Außerdem finde ich die Inhalte spannend – bis auf Rechnungswesen vielleicht.

Was hat Sie nach dem Studium in die Buchbranche geführt?Ich habe Germanistik, Geschichte und ein bisschen Philosophie studiert und nebenbei viel gejobbt, zum Beispiel in der Museumspädagogik im Historischen Museum. Dabei wurde mir klar, dass mir der Lehrer-Job nicht liegt. Und da ich schon von klein auf wahnsinnig gern gelesen habe, lag es nahe, Buchhändlerin zu werden.

Aber nur weil man gern liest, muss einem der Buchhändlerberuf nicht unbedingt Spaß machen...Mir macht er viel Spaß, denn er ist so abwechslungsreich. In jeder Abteilung hat man es mit anderen Kollegen, anderen Kunden und anderen Inhalten zu tun. Die Kunden verschaffen einem immer wieder Zugang zu Themen, mit denen man sich vielleicht bisher noch nicht auseinander gesetzt hat. Das ist unter Umständen sehr herausfordernd.

Und was gefällt Ihnen weniger gut?Manche Kunden haben eine enorme Erwartungshaltung, die sie zum Teil in recht scharfem Ton zum Ausdruck bringen. Da braucht man schon ein dickes Fell.

Zum Beispiel?Hin und wieder kommt der entrüstete Spruch zu einem bestimmten Buch: „Wie? Haben Sie das etwa nicht gelesen?" Ich habe mir darauf schon eine Antwort zurecht gelegt: „Jedes Jahr erscheinen 93.000 Bücher, da kann ich nicht alles kennen. Aber ich gebe mir Mühe, möglichst viel zu lesen."

Was lesen Sie denn am liebsten?Immer noch Kinder- und Jugendbücher und All-Age-Literatur. Deshalb freue ich mich immer besonders, wenn ich in der Kinder- und Jugendbuchabteilung arbeite, weil ich mich da gut auskenne.

Wo arbeiten Sie hauptsächlich?Je nach Bedarf in verschiedenen Abteilungen. Darüber hinaus bin ich an einem übergreifenden Projekt beteiligt, in dem es darum geht, für einige Filialen einen Web-Shop einzurichten. Das passt gut, denn ich habe mich in meiner mündlichen Prüfung mit E-Commerce befasst und schon während der Ausbildung die Website der zu Decius gehörenden Bernward Buchhandlung betreut.

Im Bewerbungsgespräch wird man gern gefragt, wo man in fünf Jahren stehen möchte. Wie würden Sie antworten?
Ich möchte im Buchhandel bleiben. Das Buch ist keine Ware wie jede andere, es ist ein Kulturgut und spielt deshalb eine besondere Rolle. Es stimmt immer noch, was Meg Ryan im Film „E-Mail für Dich" sagt: „Man ist, was man liest."