Sonntagsfrage

"Besuch von weissbooks.w – womit können Buchhändler rechnen, Frau Schutzbach?"

20. Januar 2017
von Börsenblatt
Der Frankfurter Verlag weissbooks.w belebt ein altes Veranstaltungsformat neu: die beiden Verleger Rainer Weiss und Anya Schutzbach besuchen Buchhändler und erzählen allerhand Geschichten und Anekdoten aus dem Verlagsalltag. Wie das abläuft, erklärt Anya Schutzbach.

"Wir müssen ausschwärmen!" Dieser Motivationsruf Siegfried Unselds, den er uns, die wir um den kleinen Tisch der Suhrkamp’schen Postkonferenz saßen, entgegenschleuderte, mit beiden Pranken die Tischkanten der Stirnseite umklammernd, diese "Marketing-Idee", wie er es nannte, die klingelt Rainer Weiss und mir heute noch im Ohr.

Und in der Tat, es ist etwas dran an dieser so genialen wie simplen Idee – die Unseld ja nicht erfunden hat. Denn viele Verlage veranstalten, zusammen mit engagierten Buchhändlern, immer schon Verlagsabende. Auch als wir vor knapp zehn Jahren weissbooks.w gründeten, war die Präsentation eines neuen Verlags mit sehr eigenwilliger Covergestaltung Teil dessen, was man "Kommunikationsstrategie" nennen könnte.

"Verdoppelter Tagesumsatz"

Über die Jahre, ersaufend in Arbeit, haben wir das allerdings immer weniger getan. Ein Fehler!, denn Kundenbindung kann kaum so schnell, so nachhaltig und mit so viel Spaß an der Sache erzielt werden wir durch diese Besuche. Anlass, den Faden wieder aufzunehmen, war die Neueröffnung einer Buchhandlung in meiner Heimatstadt. weissbooks.w "schenkte" dem Gründerpaar einen Verlagsabend, das Geschäft war brechend voll, unser Programm war präsent, der Umsatz des Abends verdoppelte den Tagesumsatz, die Buchhändler berichten von Folge-Nachfragen nach weissbooks.w-Titeln noch über Wochen danach. Bis heute stehen wir mit dieser Buchhandlung in ständigem persönlichen Austausch. Aber auch für die Buchhändler ist das eine Kundenbindungsmaßnahme – und so kann man, um noch einen dieser fürchterlichen Begriffe zu verwenden, von einer WIN-WIN-WIN-Situation sprechen, denn auch der Endkunde hatte einen vergnüglichen Abend und geht bereichert nach Haus.

Es waren dann unsere Vertreter, die uns wieder an die alte Idee erinnerten: Bietet doch eure Verlagsabende in der Vorschau an! – denn sie selbst können im Verkaufsgespräch nicht auch noch die Verleger mit verkaufen. Die Resonanz auf die Anzeige in eigener Sache ist wunderbar: Viele, vor allem kleinere Buchhandlungen melden sich, und wir vereinbaren fleißig Termine.

"Warum sind die Bücher so weiß?"

Summa summarum waren wir bisher 20 Mal im Einsatz, mal allein, mal zu zweit, mal mit einem Autor im Gepäck. Mal abends, mal zu einem Bücherfrühstück Sonntags um 11. Und dann erzählen wir Geschichten. Und jedesmal ist das Publikum begeistert; es werden so viele Fragen gestellt, dass oft die angepeilte eine Stunde weit überzogen wird. Besonders interessant scheint zu sein, wie man Autoren findet, aber auch das Thema Covergestaltung bewegt die Gemüter So ist zum Beispiel die Frage, warum unsere Bücher so "weiß" sind eine der beliebtesten… Aber die Antwort darauf werde ich hier nicht verraten!, die funktioniert, wie jede gute Anekdote, nur mündlich.

Manchmal bringen wir auch Bücher mit, die außer der Reihe laufen: Bibliophile Ausgaben, die wir in limitierten Editionen und nur direkt über den Verlag anbieten. Oder Bücher, die als vergriffen gelten aus den frühen Jahren des Verlags: Liebhaber- und Sammlerstücke.

Zum Schluss noch ein Zukunftstraum: Ich würde furchtbar gern einmal die Buchhandlung im Schloss Elmau besuchen. Hundertfach wird mir vorgeschwärmt vom exquisiten Sortiment der Frau Dr. Prager – bislang hat sie uns aber noch nicht erhört… Wer weiß? Vielleicht liest sie ja diese Sonntagsfrage!