Sonntagsfrage

"Wie war Ihre erste Buchmesse als Ladeninhaber, Herr Klepp?"

14. Oktober 2012
von Börsenblatt
Frithjof Klepp (37) hat in Berlin Mitte vor wenigen Monaten die Buchhandlung ocelot eröffnet. Eine Übernachtung in Frankfurt war bei seiner ersten Buchmesse als Ladeninhaber nicht drin - zu viel Tagesgeschäft.

Als Ladeninhaber verändert sich die Sich natürlich. Auch wenn ich die letzten Buchmessen nie nur als Flaneur wahrgenommen habe, sind die Gespräche, die man führt wesentlich gehaltvoller und direkter. Über die lange Zeit, die ich in der Branche bin, haben sich aber viele Kontakte, Bekanntschaften und Freundschaften entwickelt, die unabhängig von meiner neuen Position einen fruchtbaren und herzlichen Austausch bieten.

Die Verlagsgespräche waren diesmal die wenigsten, ich habe dieses Jahr viele Unterhaltungen über technische Entwicklungen, Notwendigkeiten der Zusammenarbeit und mögliche eCommerce-Lösungen bzw. eBook-Geschäftsmodelle geführt. Hier sind die Rollen viel spannender verteilt als wenn man nur interessierter Beobachter oder potenzieller Gründer ist. Eine der Höhepunkte des diesjährigen Messebesuchs war das Treffen mit der iranischen Delegation zur Vorbereitung eines Workshops in Teheran, den ich im November mit Günter Strempel für die Messegesellschaft im Iran durchführen werde.

Wichtig und schön dann auch als Abschluss doch noch der Besuch der Halle 4.1, Ort vieler kleinerer Verlage und mir sehr vertrauter Menschen von z.B. Wagenbach, Kunstmann, Suhrkamp, Reprodukt und den binooki-Schwestern. Ich befinde mich in der glücklichen Lage, dass wir mit unserem ocelot-Konzept sehr freundlich von Presse und Kollegen bei Verlagen und Buchhandlungen begrüßt wurden. Sicher zahlt sich aus, dass vor der Gründung viele Gespräche geführt wurden, ich schon seit 1996 als Buchhändler Teil der Buchbranche bin und so viele verschiedene Erfahrungen sammeln konnte. Viele Verlage freuen sich über den entspannten Umgang von ocelot mit der Frage „Digital oder Print“ und dem sorgfältig aufgebauten Corporate Design.

Gelernt habe ich in Frankfurt, dass wir an einem Scheideweg stehen. Wenn wir die nächsten Jahre mitbestimmen wollen, sei es als Buchhändler, Verleger oder auch als Zwischenbuchhändler, sollten die Realitäten des sich bereits komplett gewandelten Konsum- und Medienverhaltens der Leser (auf die kommt es nämlich an) anerkannt und respektiert werden. Die sich abzeichnenden Märkte werden nur durch intelligente Investitionen in Menschen und Technik, Ideen und Inhalte zu erreichen sein.