Sonntagsgespräch mit Dora Heldt

„Ich weiß, was die Lektoren zum Frühstück essen“

29. Mai 2011
von Börsenblatt
Die dtv-Vertreterin Bärbel Schmidt ist als Dora Heldt zur Bestsellerautorin geworden. Ein Gespräch über unterschiedliche Rollen, einen Verlag, der sich mehr traut und die Zufälligkeit des Erfolgs.
Der dtv hat sich enorm verändert, und der Verlag traut sich mehr. Ich glaube, vor 15 Jahren wären meine Bücher hier noch nicht erschienen, sondern eher bei Häusern wie Lübbe oder Heyne. Die Titel hätten auch im Buchhandel nicht eine solche Rolle gespielt. Als ich meine Lehre im Buchhandel machte, durfte man sich mit Frauenliteratur, so wie ich sie schreibe, nicht erwischen lassen, da war Alice Schwarzer angesagt.

Das Leseverhalten des Publikums hat sich grundsätzlich verändert. Vielleicht hat das mit Eskapismus zu tun, ich weiß es nicht. Für meinen Erfolg spielt der Zufall eine große Rolle: Es waren schlichtweg die richtigen Bücher zur richtigen Zeit

Der Verlag hatte einen unglaublichen Lauf im letzten Jahr. Ich arbeite bei diesem Verlag jetzt länger, als ich bei meinen Eltern gewohnt habe. Wenn ich zu Vertretersitzungen reise, wie Anfang dieser Woche, das ist wie ein Nach-Hause-Kommen. Es gibt eine große Vertrautheit: Ich weiß, was die Lektoren zum Frühstück essen. Ich mag diesen Job, er schafft Verbindungen, nur zu Hause sitzen und Texte schreiben, das wäre nichts für mich. Ich habe es nicht so gern, wenn so viel Gewese um mich gemacht wird. Aber klar, als erfolgreiche Autorin bekomme ich jetzt auch Blumen zum Geburtstag – das ist natürlich auch schön.