Straelener Übersetzerpreis 2015 an Gerrit Bussink

"Technische Virtuosität und sprachliche Eleganz"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der niederländische Literaturübersetzer Gerrit Bussink erhält den mit 25.000 Euro dotierten Straelener Übersetzerpreis 2015 der Kunststiftung NRW. Der Förderpreis geht an Anne Folkertsma.

In der Begründung der Jury heißt es: "Seit Anfang der 1970er Jahre hat Gerrit Bussink ein eindrucksvolles, immer noch anwachsendes Œuvre mit mehr als 150 Übersetzungen deutschsprachiger literarischer Werke des 20. und 21. Jahrhunderts hervorgebracht. Jeder Text zeichnet sich durch technische Virtuosität, sprachliche Eleganz und große Sensibilität für unterschiedliche Stile und Stimmen aus." Seine hervorragende Übersetzung von Uwe Timms Roman "Vogelweide" (De macht van begeerte) stehe exemplarisch für seine Arbeiten, die durch Klarheit und Präzision bestächen und Bussinks Talent für überzeugende unorthodoxe Lösungen offenbarten. Er hat unter anderem Werke von Thomas Bernhard, Karen Duve, Hans Magnus Enzensberger, Wilhelm Genazino, Thomas Glavinic, Peter Handke, Siegfried Lenz, Peter Stamm und Christa Wolf übersetzt. "Darüber hinaus hat Bussink auch durch die Übertragung etlicher Theaterstücke einen bedeutenden Beitrag zur Vermittlung deutscher Literatur und Kultur in den Niederlanden geleistet", so die Jury.

Gerrit Bussink, 1944 geboren, studierte Germanistik in Amsterdam. Er arbeitete als Hochschuldozent, Literaturkritiker und Redakteur bei Funk und Fernsehen, bevor er sich ganz auf die Tätigkeit als literarischer Übersetzer konzentrierte.

Mit dem Preis wird die außergewöhnliche Lebensleistung eines Übersetzers gewürdigt, so die Pressemitteilung, der mit großem Engagement und auf konstant hohem Niveau zahlreiche wichtige Bücher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einem niederländischen Publikum zugänglich gemacht habe.

Förderpreis an Anne Flokertsma

Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis 2015 der Kunststiftung NRW geht an die 1964 in Amsterdam geborene Anne Folkertsma für ihre Übertragung des Berliner Cliquenromans "Blutsbrüder" von Ernst Haffner (Walde und Graf Verlag, 2013) ins Niederländische, 2014 in den Niederlanden unter dem Titel "Bloedbroeders" (Verlag De Bezige Bij, 2014) erschienen.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: "Mit großer Sorgfalt und Genauigkeit überarbeitete sie verschiedene ältere Übersetzungen von Romanen Hans Falladas. Anschließend übersetzte sie aus dem ursprünglichen Manuskript gestrichene Passagen aus 'Jeder stirbt für sich allein' und veröffentlichte 2013 eine rundum überzeugende Übersetzung von 'In meinem fremden Land: Gefängnistagebuch 1944'. 2014 folgte die Übersetzung von 'Blutsbrüder: Ein Berliner Cliquenroman' (Bloedbroeders) von Ernst Haffner. Ihre souveräne Übertragung dieses Romans über eine Jugendbande im Berlin der späten 1920er Jahre lässt eine bemerkenswerte Stilsicherheit erkennen und ein feines Gespür für die adäquate Wiedergabe von Zeitkolorit, Jargon und Milieu."

Der Preis soll Anne Folkertsma ermutigen, so die Kunststiftung NRW, sich verstärkt dem Übersetzen zu widmen und ihre vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang mit Texten in diese Arbeit einfließen zu lassen.

Der Jury gehörten 2015 an: Gregor Seferens (Bonn), Barbara Honrath (Amsterdam) und Ton Naaijkens (Utrecht) .

Die Preisverleihung findet am 18. Juni im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen durch den Präsidenten der Kunststiftung NRW, Fritz Behrens, überreicht. Die Laudatio hält der Autor Uwe Timm.