Studie von Börsenverein und GfK Panel Services Deutschland

"E-Books sind nicht mehr exotisch"

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Knapp 10 Prozent ihres Umsatzes erwirtschafteten Verlage 2012 durch E-Books, und haben damit ihre Erwartungen übertroffen. Sortimenter dagegen spielten 0,5 Prozent durch digitale Bücher ein, für 2013 werden 1,1 Prozent prognostiziert. Das zeigt die aktuelle E-Book-Studie von Börsenverein und GfK Panel Services Deutschland, die heute auf der Wirtschafts-Pressekonferenz des Verbands präsentiert wurde.

"Das E-Book ist auf dem deutschen Buchmarkt schon länger nichts Exotisches mehr, es ist eine von mehreren Editionsformen − eine mit Zukunft", so Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins auf der Wirtschafts-Pressekonferenz. In den letzten drei Jahren sei der E-Book-Anteil am Publikumsbuchmarkt von 0,5 auf 2,4 Prozent gestiegen. Potenzial nach oben sei da: Über die Hälfte der Verlage haben E-Books im Programm, 54 Prozent der Novitäten sind als E-Book erhältlich. Und auch der Buchhandel vor Ort sieht das Angebot von E-Books und E-Readern als Möglichkeit, Kunden zu binden. 73 Prozent der Sortimenter haben beides oder eines von beiden im Angebot.

Das E-Book in Deutschland: dynamische Entwicklung

Der E-Book-Markt in Deutschland entwickelt sich dynamisch, teilt der Börsenverin mit. Das zeigt auch die heute vorgestellte, breit angelegte E-Book-Studie für Deutschland, die der Börsenverein Anfang dieses Jahres zum dritten Mal gemeinsam mit GfK Panel Services durchgeführt hat. "Der E-Book-Markt ist mittlerweile ein relevantes Segment in Deutschland", sagt Steffen Meier, Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein. "Die Umsatzerwartungen von Verlagen und stationärem Sortiment driften allerdings auseinander. Sehen Verlage mit E-Books eine gute Umsatzmöglichkeit, befürchtet der Buchhandel vor Ort wegen der dynamischen E-Book-Entwicklung zu einem Großteil Umsatzrückgänge im Printgeschäft."

Mehr als jede zweite Buchhandlung geht in der Umfrage von einem Umsatzrückgang im klassischen Sortiment bis 2015 aus. Durchschnittlich wird dabei ein Rückgang von 16 Prozent erwartet. Das nicht ohne Grund, denn die E-Book-Entwicklung ist besser als angenommen. So stieg der Umsatzanteil von E-Books am Gesamtumsatz der Verlage 2012 stärker als von den Verlagen geschätzt. Er lag bei 9,5 Prozent, erwartet worden waren lediglich 7,2 Prozent. Für 2013 prognostizieren die Verlage 10,6 Prozent.

 

E-Books fester Bestandteil in Verlagsprogrammen

Bei den meisten Verlagen gehört das E-Book fest zum Verlagsprogramm, 84 Prozent werden künftig am E-Book-Markt teilnehmen, lediglich 16 Prozent planen weiter ohne E-Books. Nachholbedarf gibt es vor allem bei der Backlist − werden 54 Prozent aller Novitäten bereits als E-Book angeboten, so stagniert die Entwicklung der E-Book-Backlist bei 29 Prozent. "Deutlich wird die Entwicklung des E-Books vom Fachbuch- hin zum Publikums-Schlager", sagt Meier. So ist im E-Book-Angebot der Anteil des Publikumssegments im Jahr 2012 von 33 Prozent (2010) auf 49 Prozent angestiegen.

Im Sortimentsbuchhandel stagnierte 2012 der durchschnittliche Umsatzanteil von E-Books am Gesamtumsatz der Sortimente bei 0,5 Prozent. Für 2013 wird ein Anstieg auf 1,1 Prozent erwartet. Die Prognosen sind zurückhaltend, allerdings bleiben E-Books und E-Reader für den Buchhändler vor Ort ein wichtiges Thema: 68 Prozent bieten E-Books an, 54 Prozent E-Reader. Nur noch 14 Prozent der Buchhändler planen zukünftig ohne E-Books oder E-Reader.

Risikofaktor: Konzentration der Online-Buchhändler

Das größte Risiko im Zusammenhang mit dem wachsenden E-Book-Geschäft sehen Verlage und Buchhandlungen in der zunehmenden Konzentration der Online-Buchhändler. Die Gegenstrategie des stationären Buchhandels lautet: Kundenbindungsmaßnahmen durch Veranstaltungen, Intensivierung der Beratung und Spezialisierung im Sortiment.

Zur E-Book-Studie

Die aktuelle Studie "Von der Perspektive zur Relevanz − Das E-Book in Deutschland 2012", Juni 2013, ist die dritte gemeinsame Studie vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels zusammen mit GfK Panel Services Deutschland. Sie besteht aus mehreren Teilen: Für die Studie wurden Anfang des Jahres 2011, 2012 und 2013 jeweils eine Auswahl aus den Mitglieds-Buchhandlungen und -Verlagen befragt. Die Netto-Stichprobe lag im Jahr 2013 bei 554 Sortimenten und 361 Verlagen.

Die Hochrechnung der E-Book Absätze und Umsätze stammen jeweils aus dem GfK Verbraucherpanel mit insgesamt 25.000 Personen, die monatlich zu ihren Bucheinkäufen befragt werden. Sie ist repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ab zehn Jahren, für insgesamt 67,8 Mio. Deutsche. Die Konsumentenbefragung zum Thema E-Books basiert jeweils auf Befragungen von 10.000 Endverbrauchern ebenfalls jeweils zum Jahresanfang und ist ebenso für die deutsche Wohnbevölkerung ab zehn Jahren repräsentativ.

Die Studie "Von der Perspektive zur Relevanz: Das E-Book in Deutschland 2012" wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben. Sie ist ab 20. Juni 2013 bei der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH erhältlich. 

Hier geht's zum Interview mit Steffen Meier, Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein.