Studie zu Investitionen im Einzelhandel

Deutsche Mittelstädte werden immer bedeutender

23. Mai 2016
von Börsenblatt
Die deutschen Top-Sieben-Standorte Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Düsseldorf, Köln und Stuttgart bekommen Konkurrenz, denn die Bedeutung der sogenannten B- und C-Standorte bei Transaktionen in 1a-Lagen nimmt weiter zu, wie eine Studie von Jones Lang Lasalle (JLL) zeigt.

Die deutschen B- (300.000 − 600.000 Einwohner) und C-Städte (mindestens 100.000 Einwohner − bis unter 300.000 Einwohner) werden laut JLL-Studie für Einzelhandelsinvestoren immer interessanter. Im laufenden Jahr sei der Anteil dieser Standorte mit rund 366 Millionen Euro mehr als dreimal so hoch wie die der sogenannten Big 7, die 2015 lediglich noch 22 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens im Einzelhandel in 1a-Lagen ausmachten.

Auch ein Blick auf die vergangenen Jahre bestätigt diesess Bild. Zwischen 2010 und 2015 stiegen die Investitionen im Einzelhandel in den Big 7 um 61 Prozent. Außerhalb dieser Spitzengruppe war das Wachstum mit 157 Prozent um ein Vielfaches höher.

"In den Metropolen können die Anfragen der Investoren, auch unabhängig von den in den Big 7 vorherrschenden Ankaufsrenditen, oft nicht mehr bedient werden. Zugleich sind die Finanzierungsmöglichkeiten durch das Zinstief grundsätzlich nach wie vor sehr günstig, so dass auch nicht-institutionelle Investoren deutlich aktiver sind. Diese kleineren Akteure agieren vor allem in den B- und C-Städten", sagt Berthold Becker, Head of Asset Management bei ACREST, einer Tochter von JLL.

Bei deutschen Städte jenseits der Big 7 – sowie Hannover, Leipzig und Nürnberg als weitere A-Städte –, zeichnet sich vor allem im dichtbesiedelten Ruhrgebiet eine hohe Investitionsbereitschaft ab. Bei der Addition der Volumina der Jahre 2014 und 2015 sowie dem ersten Quartal 2016 in den B- und C-Städten zusammengefasst, liegt Oberhausen mit 550 Millionen Euro deutlich vor Bochum mit 420 Millionen Euro, knapp dahinter Bremen (410 Mio. Euro). Auch Städte wie Hanau, Krefeld und Hürth, die in direkter Nachbarschaft zu einer der Big 7-Metropolen liegen, weisen eine vergleichsweise hohe Investitionsnachfrage auf.

Bei der Anzahl der Deals in dem Zeitraum ab 2014 hatte Lübeck die Nase vorn: 18 Objekte wechselten den Besitzer. Es folgten Wiesbaden (15) und Bonn (14).

Die Investoren achten laut Becker besonders auf Exklusivität: Etablierte Innenstadtlagen oder ein Einzelhandelszentrum, das durch Flächennutzungs- und Bebauungsplan gegen Konkurrenz abgesichert ist, sind die Vorraussetzung für die Investitionsbereitschaft. Auch internationale Investoren würden den deutschen Städten außerhalb der Big 7 seit 2012 "deutlich den Vorzug" geben.

Basis der Studie ist der "Einzelhandelsmarktüberblick", für den JLL Daten aus 185 deutschen Städten erfasst.