Thalia: Verleger-Veranstaltung in München

Der Preis der Bonuspunkte

11. März 2014
von Börsenblatt
Thalia rief – und die Verlage kamen. Der Filialist hat vergangene Woche bei einer Veranstaltung in München für seine Strategie und seinen Einstieg ins Payback-Programm geworben. Auch die Konditionenfrage schwang dabei mit.

Wie berichtet, erhofft sich Thalia von der Teilnahme am Payback-Programm (Bücher sind beim Punktesammeln ausgenommen) detailliertere Erkenntnisse über Kunden und Zielgruppen – und will Verlage mit ins Boot holen. »Wir können die Daten nicht direkt für uns nutzen, sondern nur über zu verabredende werbliche Aktionen mit Thalia«, bilanziert KV & H-Verleger Jürgen Horbach im Nachgang zur Münchner Veranstaltung – das sei für Verlage auch durchaus sinnvoll, weil sie Kunden so ohne Streuverluste erreichen könnten: »Hier müssen dann Werbegelder umgeleitet werden. Substitutionsmöglichkeiten gibt es ja viele bei jedem Kunden.«

Für dtv-Vertriebschef ­Rudolf Frankl ist »jeder Versuch, den Käufer besser kennenzulernen, begrüßenswert«. Das wichtigere Signal des Treffens war für ihn jedoch »die fortschreitende Genesung des größten Flächenbuchhändlers im deutschsprachigen Raum«.

Nach den Präsentationen der Thalia-Geschäftsführung klang in München noch ein Reizthema an: höhere Konditionen. Die Verlage halten sich dazu weitgehend bedeckt, aber immerhin: »Ich fand es gut, dass Thalia Strategie und Forderungen so offensiv vor den Verlagen dargelegt hat - auch wenn der damit verbundene Neuigkeitswert (einer muss die Strategie finanzieren) nicht gar so groß war«, meint Jürgen Horbach. Im Folgenden die beiden Brancheneinschätzungen aus Verlagen im Wortlaut.

Jürgen Horbach, Kalenderverlag KV&H

boersenblatt.net: Versprechen Sie sich von Thalias Payback-Daten eine neue Chance, um künftig Zielgruppen passgenauer zu erreichen? Und wie werden Sie diese Daten für sich nutzen?

"Thalia erhält dadurch ein besseres, anonymisiertes und werblich nutzbares Profil dessen, was Kunden oder Kundengruppen dort kaufen. Diese   Informationen können zu einer genaueren Kundenansprache führen, was in jedem Falle sinnvoll ist. Die Verlage können die Daten aber nicht direkt für sich nutzen, sondern nur im Zusammenhang mit zu verabredenden werblichen  Aktionen zusammen mit Thalia. Auch das ist  sinnvoll, weil man Kunden darüber unmittelbar ohne Streuverluste erreichen kann. Hier müssen dann Werbegelder umgeleitet werden. Substitutionsmöglichkeiten gibt es ja viele bei jedem Kunden."  

boersenblatt.net: Hat Thalia nun eine neue Runde in der Gestaltung der Konditionen eingeläutet?

Erst am Ende der Geschäftsführer-Vorträge wurde die eigene Vermutung bestätigt, weshalb die Verlage eingeladen worden waren: Selbstverständlich geht es um höhere Konditionen. Es ist nun nicht so, dass die Verlage es nicht gewohnt wären, damit umzugehen. Das ist tägliches Brot. Wie immer eine Gesamtkondition gestaltet ist, sie muss dem Händler und dem Lieferanten gleichermaßen nutzen. Auch das ist nicht neu.

Es kommt immer darauf an, was man gemeinsam für die eigenen Warengruppen an konkreten Maßnahmen verabredet. Ich fand es gut, dass Thalia seine Strategie und seine Forderungen so offensiv vor den Verlagen dargelegt hat, auch wenn der damit verbundene Neuigkeitswert (einer muss die Strategie finanzieren) nicht gar so groß war."

Rudolf Frankl, dtv

boersenblatt.net: Versprechen Sie sich von Thalias Payback-Daten eine neue Chance, um künftig Zielgruppen passgenauer zu erreichen? Und wie werden Sie diese Daten für sich nutzen?

"Das Wissen um die Bedürfnisse der eigenen Kunden ist und war immer schon ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Generationen von Buchhändlern haben sich bis heute auf der Grundlage solcher Erkenntnisse zum unverzichtbaren Berater ihrer Kunden gemacht. Die Nähe zum Kunden und ein fundiertes Wissen über Inhalte ersetzt für sachkundige und leidenschaftliche Händler jeden Algorithmus. Große Buchhandlungen mit hoher und wechselnder Frequenz brauchen dabei systematische Unterstützung. Es gibt viele Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Kundenkarten – auch in unserer Branche. Die Kollegen in Hagen haben die Zusammenarbeit mit Payback sicher sorgfältig abgewogen. Jeder Versuch dem Käufer besser kennen zu lernen und Autoren und Leser zusammen zu bringen ist begrüßenswert."

boersenblatt.net: Hat Thalia nun eine neue Runde in der Gestaltung der Konditionen eingeläutet?

"Das wichtigere Signal war doch die fortschreitende Genesung des größten Flächenbuchhändlers im deutschsprachigen Raum. Knapp zwei Monate nach der Insolvenz von Weltbild eine ermutigende Botschaft. Mit den in München präsentierten Maßnahmen befindet sich Thalia in guter Gesellschaft mit vielen Buchhandlungen, die ebenfalls beherzt und mit unternehmerischer Weitsicht ihre Buchhandlung für die Veränderungen der Zukunft vorbereiten wollen. In dieser Gesamtsicht gibt es natürlich ein gemeinsames Interesse, dass das Buch an möglichst vielen Standorten selbstbewusst sichtbar bleibt. Eine spezifische Ableitung, dass diese Zukunftssicherungsmaßnahmen in neue, das heißt zusätzliche Konditionenbestandteile münden, sehe ich nicht. Die Fülle gleichberechtigter Ansprüche aller unserer aktiven Handelspartner lässt solche Überlegungen schon im Keim ersticken. Nicht zuletzt deshalb, weil auch die Verlage vor der nicht minder aufwändigen Aufgabe stehen, sich auf die Zukunft vorzubereiten…"