Thüringer Buchtage

"Jena ist für uns ein gutes Pflaster"

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Thüringer Buchtage, die Mitte September zum vierten Mal stattfanden, sollen den Verlagen der Region eine Bühne bieten. Helmut Stadeler zieht für den Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Bilanz - und wirft einen Blick nach vorn ins Jahr 2015.

3200 Besucher in zwei Tagen, knapp 40 beteiligte Verlage: Die Thüringer Buchtage im Volksbad Jena haben sich längst zur festen Größe im literarischen Leben des Freistaats gemausert. Organisiert werden Bücherschau und Rahmenprogramm vom Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen - in Kooperation mit der Ernst-Abbe-Bücherei / JenaKultur. Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit unterstützt das Projekt maßgeblich. Der Landesverbands-Vorsitzende Helmut Stadeler (Verlag Bussert & Stadeler, Jena) spricht im BÖRSENBLATT-Interview über Intentionen und das Erfolgsgeheimnis der Buchtage.

Mit dem Volksbad am Jenaer Bahnhof Paradies haben Sie eine paradiesische Location für Ihr Unternehmen gefunden. Was macht den Erfolg der Buchtage darüber hinaus aus?

Stadeler: Jena ist für solch eine Initiative ein gutes Pflaster - es gibt ein buchaffines Publikum, das sich - wenn man erfolgreich trommelt - auch mobilisieren lässt. Das gelingt uns von Mal zu Mal besser. Auch die regionale Presse begleitet die Buchtage inzwischen sehr intensiv - von MDR über private Sender bis zu den lokalen Zeitungen.

Mit welchen Intentionen sind die Thüringer Buchtage 2011 an den Start gegangen?

Stadeler: Wir wollten für unsere regionalen Verlage etwas tun, die es in der Regel schwerer haben, im Buchhandel sichtbar zu werden. Veranstaltungen wie die "Erfurter Herbstlese" ziehen vor allem große Namen von außerhalb nach Thüringen. Wenn man keine Stars einkauft, steht und fällt viel mit einem möglichst intelligenten Programm-Mix. Natürlich ist die Konkurrenz anderer Kultur-Angebote groß, man muss Aufmerksamkeit erregen, um gehört zu werden. Aber das Interesse an Themen aus der Region ist da! Letztlich geht es uns darum, eine Bühne für Verlage zu etablieren, die im Vergleich zu vielen Häusern aus den Altbundesländern noch immer Newcomer auf dem Markt sind.

Auf Seiten der Politik stießen Sie damit auf offene Ohren?

Stadeler: Thüringen hatte eine große Initiative zur Förderung der Kreativwirtschaft gestartet - und uns als eine der wichtigen und gut organisierten Teilbranchen erkannt. Aus den gemeinsamen Überlegungen mit dem Landesverband erwuchs etwa der Messeauftritt in Frankfurt - die so genannte "Thüringen Lounge", die nicht nur klassischen Verlage, sondern auch digitalen Start-ups ein Forum bietet. Und auch die Thüringer Buchtage wurden so möglich.

Erfurt hat das Unternehmen nicht nur maßgeblich gefördert; Politiker wie Kultusminister Christoph Matschie und Innenminister Jörg Geibert und andere üben den Schulterschluss mit der Branche - nicht nur in Wahlkampfzeiten wie eben jetzt...

Stadeler: Ich freue mich, wenn Politiker tatsächlich an den Stand gehen und sich auf die Bücher einlassen, sich Zeit für Gespräche nehmen. So ein Rundgang kann dann schon mal über eine Stunde dauern, wenn es nicht nur um Shake-hands und ein Kameralächeln geht – sondern um Inhalte. Der ein oder andere hat sogar Bücher gekauft...

Welches Publikum sprechen Sie an?

Stadeler: Die Buchtage beginnen bereits freitags, damit öffnen wir uns gezielt für Kinder und Jugendliche. Dank unseres Partners, der Ernst-Abbe-Bücherei, funktioniert das hervorragend. Zur Leipziger Buchmesse können wir sehen, wie sich ein jugendliches Publikum – vom Kindergartenalter an aufwärts – für Bücher und das Lesen begeistern lässt. Ein wenig haben wir uns dort von den Messemachern abgeschaut.

Wie geht es weiter? 2015 könnten Sie ja ein kleines Jubiläum feiern?

Stadeler: Wir gehen fest davon aus. Erste Gespräche mit dem Ministerium laufen, wir haben positive Signale bekommen und im Volksbad fürs zweite September-Wochenende wohlweislich reserviert (lacht). Ideen, die Veranstaltung noch attraktiver und zugkräftiger zu machen, gibt es reichlich - doch das wollen wir step by step angehen. Man muss solide aufbauen, um langfristig Erfolg zu haben. Das Pflänzchen will ordentlich gegossen werden - dann blüht und gedeiht es.