Transbook: Europäisches Netzwerk für Kinderliteratur

"Wir müssen am Puls des digitalen Wandels bleiben"

25. Juni 2018
von Nicola Bardola
Seit vier Jahren erforscht das europäische Projekt "Transbook – Children’s Literature On the Move" neue Trends im Kinder- und Jugendbuch, insbesondere im Bereich der Digitalisierung. Bei der Abschlusskonferenz in Paris wurden gemeinsam mit sieben europäischen Projektpartnern die Höhepunkte diskutiert.

Eines der Ziele von Transbook, die sich die Initiative in den Jahren 2014 bis 2018 gesteckt hat, wurde mit Sicherheit erreicht: Das Vernetzen von Verlegern, Illustratoren, Autoren und Institutionen bei den Veränderungen, die das Internet und die Digitalisierung für die Kinder- und Jugendliteratur mit sich bringen. Transbook will das Feld nicht Produzenten überlassen, die sich mit Gratisangeboten im Markt breit machen. Rund 170 Veranstaltungen wurden deshalb europaweit durchgeführt, u.a. auf der Fiera del libro per ragazzi in Bologna. Eine der herausragenden Wanderausstellungen heißt "The Rule and the Game: a sensory reading lab". Die Idee und die Reaktionen dazu sind auf der Webseite von Transbook dokumentiert: www.transbook.org

Rund 80 Illustratoren und Autoren waren vor allem in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Slowakei und Großbritannien involviert. Eine von ihnen ist die in Frankreich lebende Künstlerin Julie Stephen Chheng. Ihre Apps sorgen für Aufsehen, verbindet sie doch die Kreativität fördernde Kurzgeschichten auf dem Bildschirm mit Onlineangeboten. Sind der Laptop, das iPad oder das Smartphone mit dem Internet verbunden, weiß die App beispielsweise, wie das Wetter vor Ort ist und reagiert damit individuell auf die Eingaben des Kindes. Das dazu passende Buch "La plui à midi" ("Der Regen mittags") ist vergangenes Jahr bei Volumique erschienen. Es erweitert die Ereignisse auf dem Bildschirm und verleiht ihnen beispielsweise eine dritte Dimension, wenn man Figuren ausschneidet und mit den digitalen Animationen kombiniert. "Wir sollten aufhören, digitale Angebote als Konkurrenz zu traditionelle Geschichten in gedruckten Büchern zu sehen", so Chheng. "Es geht jetzt darum, das Beste der beiden Welten zusammenzubringen."

Gedanken zur Zukunft der digitalen Kinderliteratur

Organisatorisches Zentrum von Transbook ist die Kinderbuchmesse Montreuil. Direktorin Sylvie Vassallo ist es gelungen, Transbook auf allen wichtigen Buchmessen Europas bekannt zu machen. Wer wissen will, wie die Zukunft der digitalen Kinderliteratur aussehen könnte, wird bei Transbook fündig. Ziel für die nächsten vier Jahre ist es, die skandinavischen und osteuropäischen Länder stärker einzubeziehen. "Der Umgang mit Geschichten ändert sich. Die Sehgewohnheiten ändern sich. Bei alledem bleibt Lesen die Kernkompetenz. Wir müssen am Puls des digitalen Wandels bleiben, damit wir die Kinder und Jugendlichen für qualitativ hochwertige Erzählungen nicht verlieren", so Sylvie Vassallo.

Hintergrund

Transbook, gestartet 2014, ist eine europäische Initiative zur Förderung des digitalen Übergangs und der Internationalisierung des Verlagswesens für Kinder. Transbook wird vom Creative Europe Programm der Europäischen Union mitfinanziert und von sieben europäischen Partnern aus Kinderverlagen betrieben. Das Transbook European Project (Episode 1) endete 2018, die Abschlusskonferenz ("Transbook − children's literature on the move") fand am 11. Juni in Paris statt. Das Format soll fortgesetzt werden.