Transmediales Erzählen

Projektbeispiele: Vom Buch zum Film zum Game

21. September 2011
von Börsenblatt
Wie sieht die Zukunft des transmedialen Erzählens aus? Das fragen wir in unserem Börsenblatt-Spezial "Buchmesse 2011". Darin stellen wir bereits erfolgreich umgesetzte Projekte zum Thema "transmediales Erzählen" vor. Weitere Beispiele in denen ein Stoff oder eine Geschichte, über mehrere Medien hinweg genutzt wurden, gibt es hier:  
Projektbeispiel 1

Name des Projektes
The Waste Land

Medien / Medienformate
Buch (Lyrik) > App (iPad)

Umsetzungspartner und Beteiligte
Faber Digital London und Touch Press (Digital Publisher)

Kurze Beschreibung
Es geht darum einen sehr schwierigen, modernen Text wie „The Waste Land“ – dem ja bereits Kultstatus anhaftet – für ein anderes, innovatives Medium neu zu erfinden. Die digitale Version des T.S. Eliot Textes schafft es das „revolutionärste Gedicht der letzten hundert Jahre“ zum Leben zu bringen, durch eine Vielzahl an interaktiven Features (exklusive Audio-Lesungen, verfilmte Lesungen, Interviews mit Kommentatoren und Kritikern, Verlinkungen zu Zusatzinformationen und Erklärungen). Das neue Design und die neue Anwendungsform auf dem iPad zollen der Typographie und Ganzheitlichkeit des Original-Textes dabei den nötigen Respekt, lassen aber eben auch neue Wege zu Bedeutung, Charakter und Einfluss von „The Waste Land“ zu erleben. Ziel des Projektes ist einerseits die Reichweite von Eliots bedeutendstem Werk zu steigern und gleichzeitig eine neue Ebene des Verstehens und Erlebens von Lyrik im digitalen Raum zu ermöglichen. 

Erfolgsmessung
Etwa 20.000 verkaufte Apps weltweit - zu einem Preis von 13.99 US-Dollar.

 

 

Zitat von Jason Cooper, Director Faber and Faber
Was einzigartig an dem Projekt war? Wahrscheinlich die Verbindung und Übersetzung eines sehr speziellen Contents auf das iPad - in interaktiver Form - durchgeführt vom führenden iPad Publisher. Die meisten Inhalte sind so neu entstanden und exklusiv nur über das iPad zu haben. Unsere Learnings: Auf der einen Seite, dass sich Qualität und Exklusivität in diesem Markt doch auszahlen. Auf der anderen Seite auch der Bedarf nach offenen, flexiblen und wirklich gemeinschaftlichen Partnerschaften.

Links
http://www.faber.co.uk/
Youtube-Video zur App-Adaption: http://www.youtube.com/watch?v=rlhosnfP-Jw

 

 

 

 

Projektbeispiel 2

Name des Projektes
”D11B“ - Deutsche 11 Backstage in der Umkleide

Medien / Medienformate
Online/Internet > Print/Tageszeitung

Umsetzungspartner und Beteiligte
Scopas Medien AG, Axel Springer (Bild Zeitung)

Kurze Beschreibung
Idee: 30 sekündige Comedy-Spots
Stil: Karikierte Figuren mit imitierten Stimmen der Originale
Weiterverwertung: in der Tageszeitung Bild
Zeitpunkt: ab Sommer 2006

2006 war ganz Deutschland im WM-Fieber und jubelte und leidete mit der jungen Nationalelf unter einem nicht minder jungen Teamchef von Spiel zu Spiel. In Interviews und Kommentaren äußerten sich Spieler und Trainer zum Geschehen auf dem Platz – doch einige Fragen blieben hier offen!
Antworten bietet die Fußball-Comedy „Deutsche 11 Backstage“. 30-sekündige Sketche zeigen die beliebtesten „unserer Jungs“ als Karikatur-Animationspuppen (in der Technik von aktuellen Kino-Produktionen wie „Wallace & Gromit“ oder „Corpse Bride“, vertont von Stimmen-Imitatoren) – und zwar Backstage, in der Halbzeitpause!
Die Umkleidekabine offenbart ein unerwartetes Bild – Intrigen werden gesponnen, Streiche gespielt. Wie fühlt sich Oliver Kahn wirklich nach drei kassierten Treffern in der ersten Hälfte? Was treiben die beiden Schlitzohren „Poldi“ und „Schweini“ eigentlich, wenn keine Kamera dabei ist? Man darf gespannt sein …  

In 2006 hat die Bild-Zeitung die Produktion aufwändig begleitet und für das Medium Tageszeitung weiterverwertet. Ausgewählte Inhalte wurden als Printcomics gescribbelt und abgedruckt. Die gesamte Aktion wurde redaktionell intensiv betreut. Zudem hat die Bild-Zeitung die Online-Inhalte auch auf Ihrer Website mit eingebunden und beworben. 

Erfolgsmessung
10.000-20.000 Aufrufe pro Clip (bei fiktionalen Inhalten)
21 Millionen Aufrufe des Youtubekanals gesamt

 

 

Zitat von Thomas Schneider-Trumpp, Scopas Medien AG
In unserem Fall entwickeln wir eine digitale Marke – hier die „D11B“ – die man aber letztlich auf ganz verschiedenen Formaten ausgeben kann. Unsere Inhalte sind so produziert, dass sie auch im TV funktionieren, oder bei Video on Demand, in iTunes, oder vorab als Comic in Print. Zudem können wir die Inhalte, die Clips,  über sogenannte Aggregatoren auch noch weiter im Netz streuen ... auf weitere hunderte, ja tausende Seiten.
Ein großer Vorteil der Präsentation von Inhalten im Internet ist natürlich die Möglichkeit hier direkt eine „Call-to-Action“ abzuleiten: der Nutzer/Zuschauer kann direkt zum Kauf bewegt werden. Also konkret: ich hinterlege einen Link auf Amazon, wo man dann direkt das weiterführende Buch kaufen kann oder in anderen Shop wo passende Merchandising-Artikel zum Kauf bereit stehen. Hier liegt der absolute Vorteil vom Internet gegenüber beispielsweise TV, denn bei diesem Medium muss ich mir einen Link nicht merken, sondern kann ihn gleich anklicken. Das Vernetze ist perfekt beim Internet.
Ein letzter Vorteil unserer Arbeitsweise ist natürlich noch der Aufbau einer enormen Fanbase – wir machen das besonders über facebook und youtube. Transmedial oder crossmedial verstehe ich so: wo finde ich den User? In drei Jahren wird es ihn schließlich nicht mehr interessieren wo was läuft, sondern er wird einfach einen Suchbegriff – vielleicht ”D11B“ – eintippen (auf dem iphone im Internet oder wo auch immer) und seine Inhalte bekommen und wir können alles bedienen.

Links
http://www.youtube.com/stararena