1927 als Sohn eines Schriftsetzers in Hamburg geboren, studierte Günther Stiller Gebrauchsgrafik an der späteren Akademie der Künste, damals noch Landeskunstschule Hamburg. Dank seiner Experimentierfreude entwickelte Stiller sich zu einem der bedeutendsten Buchkunst-Avantgardisten. In den 1960er-Jahren experimentierte er mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken; mit Holz- und Linolschnitten, Ätzradierungen und Offsetlithografien begleitete er Werke der Weltliteratur, vornehmlich für die Büchergilde Gutenberg.
In dieser Zeit wandte sich der Illustrator verstärkt der Kinderliteratur zu. Bei Beltz erschien im Jahr 1964 sein Bilderbuch "Träume oder Verkehrte Welt, die man am besten richtig stellt". Das Buch wurde von der Stiftung Buchkunst als eines der »Schönsten deutschen Bücher 1964« ausgezeichnet. Dieser Auszeichnung sollten noch viele folgen.
Mit der Gründung des Beltz & Gelberg-Programms im Jahr 1971 erschlossen sich ihm neue Möglichkeiten der Ausstattung. So entwickelte er neue Formen der Typographie und Fotografik. Gemeinsam mit Verlagsleiter Hans-Joachim Gelberg führte er die Programmfarbe Orange ein, die in leicht reduzierter Form bis heute das Erkennungszeichen des Programms darstellt.
"Günther Stillers Werk ist einzigartig in seiner Art", erklärt Hans-Joachim Gelberg. "Sein Blick auf die Wirklichkeit wirkt entlarvend. Er stellt das Schöne auf den Kopf und schüttelt es. Immer wieder werkt und wirkt er gegen das Verbindliche. Sein Werk ist zugleich Herausforderung und Freudenfeuerwerk. Stiller gehört zu den besonderen Buchgestaltern unserer Zeit. Wir können ihn nicht vergessen." Beltz teilt mit, die Verlagsgruppe trauere um einen Ausnahmekünstler, der die Gestaltung der Kinder- und Jugendbücher wesentlich beeinflusst habe.
