Treffen der Region Norddeutschland des Börsenvereins

Respekt vor der kreativen Leistung

26. April 2010
von Börsenblatt
Am 24. und 25. April fand in Kiel die diesjährige Hauptversammlung der Region Norddeutschland des Börsenvereins statt. Neben den üblichen Regularien waren das Fachprogramm und eine Podiumsdiskussion zum Urheberrecht Höhepunkte des Verbandstreffens.
Ralf Alkenbrecher (kaufmännischer Leiter des Aufbau Verlags und Verlagsberater) hielt im Rahmen des Fachprogramms am Samstag Nachmittag einen Vortrag zu Entwicklungsstand und –perspektiven bei E-Büchern. Die Teilnehmer aus allen drei Sparten folgten ihm gleichermaßen interessiert.

Am Sonntag stand nach der Mitgliederversammlung eine Podiumsdiskussion zum Urheberrecht auf dem Programm. Susanne Barwick (Rechtsabteilung des Börsenvereins), Klaus Humann (Geschäftsführer Carlsen Verlag), Konstantin von Notz (innenpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion) und Klaus-Peter Stegen (Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der Oetinger Verlagsgruppe) gingen der Frage nach, ob im Netz alles kostenlos sein darf, nur weil es technisch möglich ist. Moderiert wurde die Runde von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.

Bei der in Teilen kontroversen Diskussion ging es weniger darum, Antworten zu finden, als die Positionen darzustellen und – im besten Falle – Lösungskorridore zu öffnen, um dem Problem des illegalen Downloads im Netz zu begegnen. Mit Spannung wurden die Wortbeiträge des innenpolitischen Sprechers der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, erwartet, der den Reformvorschlag des Hamburger Justizsenators Till Steffen unterstützt. Steffen hat einen Vorschlag für ein nutzerorientiertes Urheberrecht zur Diskussion gestellt. Das Papier sieht vor, dass neben Urhebern und Verwertern die Position des Nutzers als gleichberechtigte in das Urheberrechtsgesetz übernommen wird.

Für Widerspruch bei den Verlegern auf dem Podium sorgte die Überlegung, das tatsächliche Verhalten von Internetnutzern zum Maßstab für Gesetzesänderungen zu machen. Klaus Humann warnte davor, den Respekt vor dem Urheberrecht zu schwächen und geistiges Eigentum zu einem öffentlichen Gut zu erklären. Klaus-Peter Stegen gab zu bedenken, dass eine Aufweichung des Urheberrechts den professionellen Autoren die wirtschaftliche Grundlage entziehen könnte. Die Frage der Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen wurde uneinheitlich beantwortet. Während von Notz sich gegen eine Kriminalisierung der Nutzer wandte, verwies Barwick auf die unterschiedlichen Aktivitäten, die der Börsenverein entfaltet hat, um gegen mangelndes Unrechtsberwusstsein und gegen illegale Downloadangebote vorzugehen.

Bei der eigentlichen Hauptversammlung am Sonntag war die von Nordrhein-Westfalen angestoßene Verbandsdiskussion nur Nebenthema – schließlich hatte man bereits vor sechs Jahren sowohl das Zusammengehen mit Niedersachsen als auch das Aufgehen im Bundesverband geprüft und sich damals dagegen entschieden. Man beobachte interessiert, ob der neue Versuch bessere Ergebnisse bringe, sagte der Vorsitzende Thomas Gruß. Ausführlicher wurde über die Aktion „Eine Stadt liest ein Buch“ berichtet, die der Verband seit drei Jahren mit je 15.000 Euro fördert. Die Berichte von Ulf Hansen über Flensburg  und Jens Finger über Wolgast zeigten die große Bedeutung der Aktion für das kulturelle Leben einer Stadt – mehr noch in einer kleineren wie Wolgast als in einer größeren.