Twitter

Was machst du gerade ?

23. Juli 2015
von Börsenblatt
So lauten das Motto und die Aufforderung zum Schreiben bei Twitter.com. Dort kann man, ähnlich wie bei der Handy-SMS, Kurznachrichten (Status-Updates) versenden. Diese können dann von allen! registrierten Nutzern (Followers), verfolgt werden. Kaum ein Kommunikationstool ist geeigneter, Informationen so schnell zu verbreiten wie Twitter. Und Twitter ist erfolgreich. Eine Gebrauchsanweisung von Buchhändler Bernd Sommerfeld.
Überall auf dieser Welt tippen gleichzeitig Menschen ihre Gedanken in Twitter ein. Und das jede Sekunde. Berichte über diesen neuen Zeitvertreib findet man fast täglich in unserer Presse, meist im Zusammenhang mit  dem Konterfei von Sascha Lobo. Es ist nicht zu übersehen, dass in Zeiten von Internet und Web 2.0 "Social Networks" und Twitter eine wichtige Rolle übernommen haben. Und es dämmert uns langsam, dass diese Social Networks keine vorübergehende Erscheinung sind, sondern eine wesentliche Komponente des Alltags geworden sind. Sie sind die Knoten, welche die Teilnehmer verknüpfen und ihnen helfen, die für sie beruflich oder privat relevanten Informationen sichtbar und nutzbar zu machen.

Twitter verfügt über eine offene Schnittstelle. Und die darf jeder Programmierer anzapfen und auswerten. Dadurch lassen sich die Tweets, die Nachrichten in andere Netzwerke, zum Beispiel in Facebook, MySpace oder LinkedIn automatisch einbinden. Das macht den Echtzeit-Dienst auch für viele Unternehmen interessant. Dieses "social filtering" ist angesichts der Informationsflut heute dringend nötig. Und daher war es auch eines der Top-Themen der diesjährigen Cebit: Die "Webciety" twittert. Die Analysten von Gartner sehen Twitter als kommende grundlegende Kommunikationsform für Unternehmen. Die Einsatzmöglichkeiten reichen dabei von Intranet bis hin zum PR-Werkzeug und Kunden-Feedback. Und es ist motivierend, wenn es angesichts der Wirtschaftskrise auf einigen Gebieten noch traumhafte Zuwächse gibt. Wie kann Twitter uns als Buchhändler nutzen? Nur ein Versuch macht klug.

Das Faszinierende an Twitter ist seine Einfachheit: Das Mitmachen beginnt mit der geeigneten Namenswahl. Meine Buchhandlung nennt sich bei Twitter  natürlich http://www.Twitter.com/lehmanns - mein Name dort ist bso2000. Meine Empfehlung beim Registrieren: Einen griffigen Namen für das Login wählen und eine gute und ausführlichere Beschreibung in der Info-Zeile. Auch bei Phantasienamen will man doch wissen, welcher Zeitgenosse sich hinter dem gewählten Namen verbirgt, egal, ob das ein Unternehmen, eine Institution oder ein Pseudonym ist.
 
Hinweise zu einigen Einstellungen: Einen wichtigen Bereich findet man, nachdem das eigene Konto eröffnet wurde, oben rechts in der Menüleiste. Es handelt sich um die Settings, die Einstellungen, die jede Plattform bietet. Ein paar Einstellungen sollte man dort vornehmen, bevor es mit dem Twittern losgeht. Warum? Jeder Leser, der die Nachrichten mitlesen möchte, schaut sich erst einmal an, wie man sich auf Twitter präsentiert. Eine lieblose Gestaltung lässt leicht Rückschlüsse auf die Motivation zu.

Im Account werden zunächst Informationen zur Person eingetragen. Im Feld Bio trägt man kurze Infos ein: Wer bin ich / Was mache ich.  Dabei kann man gleich üben, mit 140 Zeichen auszukommen. In das Feld Location sollte man den Wohnort eintragen. Der ist wichtig für Twitterleser aus der Nachbarschaft und manchmal kommen sogar spontane Einladungen. Im Feld More Info URL kann man den Link zur eigenen Website oder Weblog eintragen.

Bei Design hat man diverse Möglichkeiten, den Hintergrund und die Farben der Schriften und der Tabellen zu verändern. Ein eigener Seiten-Hintergrund gehört zur schnellen Wiedererkennung. Das Designen damit macht Spaß und kann jederzeit geändert werden. Ein Photo auf Twitter ist sowas wie ein Markenzeichen. Das Bild, auch als "Avatar" bezeichnet, wird regelmäßig neben Ihren Nachrichten/Tweets erscheinen. Inzwischen zeigen fast alle festen Twitter-Nutzer ihr Gesicht in Form eines freundlichen oder originellen Porträtfotos.

Der erste Eintrag kann nun erfolgen. Der Platz reicht nur für 140 Zeichen. Die veröffentlichten Botschaften aus dem Alltag heißen bei Twitter folgerichtig Tweets. Es genügt, täglich ein Tweet zu schreiben, es können aber auch mehr oder weniger sein. Nur wenn es die Leser nervt und sie zuviel lesen sollen, wird der Schreiber auch schnell geblockt oder entfollowed.

Jeder kann mitmachen: Regelmäßig sollte man nachschauen, wer auf eigene Nachrichten geantwortet hat um eventuell zu reagieren. Dann wird man sich integrieren können in diese manchmal etwas undurchschaubar wirkende Kommunikationswelt. Und so werden die Follower erkennen, dass man wirklich aktiv dabei ist. Hier entstehen dann vielleicht gewünschte, positive Mundpropagandaeffekte.

Zur Überraschung sind es die scheinbar banalen, kleinen Dinge, die die anderen Nutzer interessieren. Und mit etwas Humor und leichter Selbstironie geht alles besser. Langweiler oder Moralisten kann man auf Dauer nicht lesen. Hat man einmal etwas Ungeeignetes geschrieben - es kann einfach gelöscht werden. Symbol Papierkorb!

Ein Tweet hat etwa die Lebensdauer von 5 Minuten. Wenn ich etwas Orginelles finde, markiere ich das mit einem Klick auf "Favorites" macht es so unvergesslich. Schade, dass so viele Twitterer diese schöne Gelegenheit noch ungenutzt lassen. Seine Favorites sagen so viel über den Nutzer...

Wenn man den Nachrichten eines Nutzer lesen wollen, ruft man dessen Profil auf und klickt dort auf  “Follow”. Derjenige wird in diesem Moment eine E-Mail erhalten, dass man ihm “Followed”. Das bedeutet nicht, dass er nun auch automatisch zurück folgt. Er wird sich erst einmal kritisch das Profil und die letzten  Beiträge anschauen.
Immer wieder hört man, Twitter prickelt, belebt den Alltag, aber es kann sogar süchtig machen. Wir twittern, um am Puls der Zeit zu sein, was digitale Trends und Themen anbelangt, aber ich vermute, es ist auch eine Möglichkeit der Einsamkeit zu begegnen und auf diesem Wege am sozialen Leben teilzunehmen. Andere Menschen lehnen Twitter radikal ab- ich selbst am Anfang auch.

Wie findet man interessante Twitterkontakte? Es gibt viele Möglichkeiten. Erst einmal werden Freunde und Bekannte gesucht. Oder deren Freunde und Bekannte. Ich schaue z.B. gerne, wer sich auf Twitter für welche Fachzeitschrift interessiert.

Mit der neuen Twitter Suchmaschine recherchiert man quasi in Echtzeit. Eine Suche, die im Gegensatz zu Google mit richtigen Echtzeitergebnisse aufwartet. Wie man es von guten Suchmaschinen gewohnt ist, bietet auch Twitter eine erweiterte Suchfunktion. Dort filtert man Wörter aus der Suche, sucht nach exakten Wortkombinationen, Personen, in verschiedenen Sprachen etc. http://search.twitter.com/advanced

Auf lokaler Ebene kann man die wichtigen Schreiber bei "Twitter Grader" finden. Zunächst den eigenen Namen einstufen lassen. Auf der Ergebnisseite wird ein Link angezeigt zu den am besten beurteilten an Ihrem Ort. Berlin: http://twitter.grader.com/location/?Location=Berlin

Ein Account auf den Social Plattformen alleine reicht aber nicht aus, um erfolgreich zu sein. Vielmehr ist es wichtig, dass man dort auch in Gruppen o.ä. aktiv ist. Anders bekommt man nur schwer die gewünschte Aufmerksamkeit. Ich nutze z.B.  #Cebit  #Buchmesse etc. Jeder kann eine eigene Gruppe gründen...

Lesen Sie am Anfang erst einmal mit, was die anderen so schreiben und wie sie es tun. Und wenn Sie etwas dazu schreiben wollen, können Sie dem jeweiligen Nutzer  durch "Replies" antworten, öffentlich oder direkt. Bei Replies steht “@nutzername” am Anfang der Nachricht. Das bedeutet, dass diese Antwort dem Adressaten nicht nur optisch etwas anders angezeigt wird, sondern er findet sie auch auf der Profilseite im Bereich “Replies”. Das erspart das aufmerksame Scrollen durch alle ungelesenen Twitts. Das Besondere daran: Selbst wenn jemand Ihnen nicht folgt, Ihre Antworten wird er zumeist lesen können...

Ein Buch - ein Twitt
Ein Buch, das immer eine Gemeinschaft von Lesern stiftet, sollte nicht mehr mit dem Buchrücken enden, sondern eine Eintrittskarte zu einem anderen Medium sein. Dabei spielen, glaube ich, Blogs und Twitter eine zentrale Rolle, nämlich als zusätzliche Verlagsdienstleistung zum gedruckten Buch. Damit haben Autoren gerade begonnen. Ich hatte das Buch "Geek-Altas" von O'Reilly in meinem Twitt vorgestellt - mit positiven Reaktionen. Der Autor/Verlag hat nun einen eigenen Acount für den Geek-Altas http://api.twitter.com/geekatlas eingerichtet. Und das funktioniert offensichtlich ganz gut...


Mit Twitter bekommt das Marketing eine soziale Komponente. Das haben nicht nur zahlreiche Medienunternehmen gemerkt, sondern auch Blogger, Journalisten und Autoren. Doch Vorsicht: auch das Schielen nach hohen Freundschaftszahlen scheint (wie bei allen Communities) zwar vordergründig ein Erfolgsbarometer, ist aber zumeist ein fataler Selbstbetrug. Und Twitter für plumpe Eigenwerbung einzusetzen wäre der größte Fehler, den ein Unternehmen machen könne. Bei der Flut anonymisierter Newsletter und Werbemails haben viele weder die Zeit noch die Nerven alles zu durchstöbern. Infos aus solchen Werbemedien landen häufig ungelesen im Papierkorb. Aber eine Empfehlung von Freunden und Gleichgesinnten enthält ein Versprechen - diese Information ist ausgewählt und lesenswert!

Damit sind Informationen und Empfehlungen per Tweet:

    * direkter als jede Werbung
    * schneller als jede Mail
    * mit 140 Zeichen kürzer als jedes Posting/Blogeintrag/Werbemail/Newsletter
    * zielgenau im Erreichen der Zielgruppe (Follower)
    * eigendynamisch (kann per Suchfunktion gefunden und weiterempfohlen werden)
    * kostenlos - die Verbreitung von Infos kostet Sie keinen Pfennig.

Den Charme des Microbloggings kann man vielleicht am eindruckvollsten bei den Twitter-Lesungen in Hamburg und Berlin erleben. Selbst so ein bekannter Autor wie Tilman Rammstedt las dort. Die letzte Lesung fand übrigens am 2. April im Rahmen der Bloggerkonferenz re:publica statt.

Chancen und Möglichkeiten Soziale Netzwerke sind auf dem Weg, zur dominanten Kraft im Internet zu werden. Keine andere Kategorie wächst so schnell, so dass schon zwei Drittel der Online-Bevölkerung jeden Monat ein soziales Netzwerk  besuchen. "Wer keine Social Networks nutzt, verspielt die Chancen und Möglichkeiten, die diese Medien bieten“, blickt Professor Schildhauer, Direktor des Institute of Electronic Business Berlin (IEB), auf die Zugkraft der Dienste, die spielerisch erlauben, Meinungen zu äußern und sich mit Dritten auszutauschen. Man spricht mit Twitter diekt in die Welt. Und weil es wahrscheinlich ist, dass ich in nächster Zeit weitere Leser für diesen Microbloggingdienst begeistern kann, entstand dieser kleine Artikel, in dem ich meine Erfahrungen weitergeben will. Selbstverständlich gibt es längst auch einige Bücher zum Thema, denn Twitter.com hat Anfang 2009 bereits 50.000 aktive Nutzer in Deutschland. Einer meiner ersten Followers war Nicole Simon, Autorin des Buches „Twitter – mit 140 Zeichen ins Web 2.0“. Ihre Blogs führen bereits Listen „twitternder“ Unternehmen.

Tipps:

Sarah Milstein schreibt gerade an einem Buch über das Phänomen Twitter

Man kann umfangreich in Twitter suchen unter http://search.twitter.com.

Sind Links zu lang, dann kannst man sie hier http://tinyurl.com kürzen.

Interessante Tweets leitet man weiter, indem man folgendermaßen zitiert: RT @name: Text

Verschlagworte mit Hashtags am Ende des Texts  #Schlagwort  http://hashtags.org)

Nützliche weitere Twitter-Hilfsprogramme findest du hier: http://search.twitter.com/apps.

Twitter.com verändert sich ständig. Info: http://blog.twitter.com/