Umfrage im Buchhandel zum Branchen-Monitor Buch

Wie war Ihr Geschäftsjahr, was erwarten Sie für 2015?

3. März 2015
von Börsenblatt
Der Branchen-Monitor Buch des Börsenvereins für das Jahr 2014 ist erschienen. Aus diesem Anlass hat das Börsenblatt Buchhändler gefragt, wie sie das abgelaufenfe Geschäftsjahr für sie war − und was sie sich für die kommenden zwölf Monate erwarten.

Julia Claren, Geschäftsführerin Dussmann das KulturKaufhaus, Berlin:

"2014 war für uns ein gutes Jahr. Wir sind zufrieden mit der Umsatzentwicklung vor allem im English Bookshop und im Fachbuch. Im Musik- Bereich haben wir mit unserer Vinyl-Abteilung erneut zweistellige Zuwächse verzeichnen können. Anfang des Jahres haben wir auf ein neues, hochleistungsfähiges Kassensystem umgestellt. Die schnelleren, kundenoptimierten Kassiervorgänge waren sicher ein Grund dafür, dass unser Weihnachtsgeschäft in 2014 sehr gut verlaufen ist. Außerdem können wir auf erfolgreiche Marketing-Maßnahmen zurückblicken, vor allem in den Bereichen Außenwerbung und Social Media. Der neue Murakami, das Sachbuch 'Darm mit Charme' und 'Der ganze Film in 5 Sekunden' waren im Buch-Bereich besonders erfolgreich. Dieses Jahr wird sehr viele, positive Veränderungen für unser Haus bringen. Genaueres darüber werden wir in Kürze bekannt geben."

Antje Mielke, Bücher Karger in Templin:

"Ausruhen geht gewiss nicht – zum einen ist die Miete für die Buchhandlung erhöht worden, zum zweiten war der Sommer wegen der späten Schulferien sehr kurz, das merkt man. Und zum dritten ist das bislang kreisweit ausgeschriebene Schulbuchgeschäft vergangenes Jahr europaweit ausgeschrieben und das Gebiet auf gut 60 km erweitert worden − den Auftrag hat ein Händler aus München bekommen, und den fehlenden Auftrag spürt man schon. Dafür habe ich als Zusatzsortiment Wolle mit aufgenommen, und wenn die Nachfrage nach Büchern weniger wird, zieht die Wolle an − und umgekehrt. Insgesamt bin ich froh, wenn es so bleibt."

Christian Riethmüller, Osiander:

Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Sehr gut. Wir hatten in einigen Buchhandlungen in dieser Höhe nicht erwartete Umsatzzuwächse (insgesamt flächenbereinigt 5,6 Prozent mehr, mit den neuen Läden 10,6 Prozent mehr), und sind im E-Commerce um über 20 Prozent gewachsen, unsere Mulit-Channel-Strategie wird immer erfolgreicher: Wachstum stationär UND im Internet!

Zudem haben wir aufgrund des Wachstums wichtige strukturelle Veränderungen in die Wege geleitet (neues Organigramm, neue Osiander-Zentrale, Investition in eigenen Wareneingang und eigene Versandstelle, neue Strukturen im Hintergrund etc.), um damit die Voraussetzungen für weiteres bewußtes Wachstum bis 2020 zu schaffen. 

Was waren die Highlights des vergangenen Jahres?
Unsere Freiheitsaktion Ende des Jahres, wo wir die Kunden begeistert haben, weil wir Gutscheine und Bücher auch anderer Buchhandlungen angenommen und umgetauscht haben, und den Kindle kostenlos in unseren Pocketbook-Reader umgetauscht haben. Hierdurch haben wir deutschlandweit Aufmerksamkeit erregt und Kunden begeistert.

Weitere Highlights waren für uns die herausragende Bewertung durch unsere Kunden bei einer großen Kundenumfrage im Herbst sowie die hohe Mitarbeiterzufriedenheit mit Osiander, die bei einer Mitarbeiterbefragung im Sommer bestätigt wurde.

Wie ist der Ausblick auf das neue Jahr 2015?
Sehr positiv, wir freuen uns einfach auf ein neues spannendes Jahr und die neuen Osiander-Buchhandlungen, die dazukommen.


Carsten Saenger, Lengfeldsche Buchhandlung, Köln:

"Die Bilanz für das vergangene Jahr fällt bei uns sehr positiv aus. Wir konnten eine deutliche Umsatzsteigerung verzeichnen, auch weil wir immer auf unsere eigenen Bestseller gesetzt haben. Ein Highlight des vergangenen Jahres war unsere Langzeitlesung 'Das Buch der Unruhe', gelesen von Helge Heynold, die erfolgreich im September gestartet ist und die wir in diesem Jahr fortsetzen werden. Gelesen wird zweimal im Monat. Die Resonanz darauf war und ist hervorragend. Für das laufende Jahr hoffe ich, dass sich die erfolgreiche Entwicklung weiter fortsetzen wird."

Stefan Bellin, Das Internationale Buch, Potsdam:

"Wir sind zufrieden mit dem vergangenen Jahr, auch wenn die finalen Zahlen der Inventur noch nicht vorliegen. Man freut sich jedes Jahr, wenn man wieder seine Fahne auf dem Dach hissen kann und es mit der eigenen Buchhandlung weitergeht. Höhepunkte des Jahres waren der Gewinn des Buchpreises durch Lutz Seiler mit 'Kruso', der selbst ein Kunde unseres Lades ist und der eine besondere Geschichte aus der DDR erzählt hat. Ein weiteres Highlight war die 'Pfaueninsel' vom Thomas Hettche, die in unserer unmittelbaren Umgebung spielt. Für das kommende Jahr hoffen wir, dass Bücher weiter im Gespräch bleiben und dass die Leseleidenschaft sich erhält. Der Buchhandel hat sich gefestigt und das wird sich hoffentlich auch so weiterentwickeln."

 

Andreas Wolfisberg, Buchhandlung Hirschmatt, Luzern:

"Das vergangene Jahr war nicht schlecht für uns, damit können wir zufrieden sein. Es gab zwar einen leichten Rückgang im Vergleich zum sehr starken Vorjahr, aber wir sind nach wie vor auf einem guten Niveau. Bei den Titeln war ähnlich wie wohl auch in Deutschland 'Darm mit Charme' einer der meistverkauften Titel, daneben gab noch verschiedene kleinere Highlights. Für das laufende Jahr sind wir vorsichtig optimistisch und hoffen, dass wir den Umsatz von 2014 halten können. Auf diesem Niveau können wir gut leben."

Tommy Egger, Buchhandlung im Volkshaus, Zürich:

"Das Jahr 2014 fällt sehr gut aus, wir haben so viele Bücher verkauft wie noch nie. Leider sind auch die Preise drastisch gesunken, so dass wir wieder da sind, wo wir vor vier oder fünf Jahren waren. Das Highlight war, dass wir es trotz aller Probleme geschafft haben, die Lücke zu schließen. Wir haben das gute Gefühl, dass die Kunden wieder mehr in die Buchhandlung kommen und weniger online einkaufen. Was das Jahr 2015 angeht, sind die Aussichten wie immer ungewiss. Wir sind aber trotzdem zuversichtlich, das muss man im Buchhandel auch sein. Ein Problem ist allerdings, dass unsere Buchgenossenschaft, das Schweizer Buchzentrum, die Remittendenregelung so verschärft hat, dass auf uns mehr Verwaltungsaufwand und damit auch mehr Kosten zukommen."

Petra Hartlieb, Hartliebs Buch, Wien:

"Das Jahr über war das Geschäft bei uns eher schwach, was auch daran liegt, dass das E-Book gerade für die Urlaubslektüre an Bedeutung gewonnen hat. Wir konnten aber im November dank starker Titel noch sehr gut aufholen. Ein Höhepunkt des Jahres war mein eigenes Buch, das wir hundertfach verkaufen konnten. Der Ausblick für das laufende Jahr fällt mir noch etwas schwer, da gerade mal der erste Vertreter bei uns vor Ort war und unser Geschäft sehr von guten Titeln abhängt. Aber ich rechne damit, dass das Geschäft durch die E-Books über das Jahr wieder schwächer sein wird und dass wir dann im Herbst wieder aufholen müssen."