Umfrage unter Unternehmensberatern

Haben Sie einen ultimativen Spartipp für Buchhandlungen und Verlage?

3. Januar 2017
von Börsenblatt
Diese Frage hat das Börsenblatt acht Beratern der Branche gestellt, die Partnermitglied im Börsenverein sind. Hier die Antworten - als Anregung zum Jahresauftakt.

Jörg Winter, Coaching und Beratung

"Die meisten Kosten lassen sich nicht in Größenordnungen senken, die wirklich relevant sind. Dennoch ist nüchternes wirtschaftliches Denken wie jedes Jahr gefordert: Welche Budgets stehen mir für die einzelnen Ausgabenpositionen zur Verfügung? Für Marketing und Werbung, fürs Team etc. Dazu braucht es eine Ertragsvorschau mit sicheren Daten und den Mut, Entscheidungen zu treffen. Um den einengenden Blick auf Kostenreduzierungen zu lösen, ist es oft wirksamer, auf die Suche nach Möglichkeiten zu gehen, an welchen Punkten des Tagesgeschäftes die Produktivität nachhaltig verbessert werden kann: Wie lässt sich der Umsatz je Mitarbeiterstunde erhöhen? Wie kann die Selbstbedienung optimiert und der Einkauf effektiv verändert werden?"

Gudula Buzmann, Unternehmensberatung Loesung

"Das Weihnachtsgeschäft war erfolgreich, dafür sehen die Regale jetzt leer aus. Bei den ersten Kundenbemerkungen nach dem Motto "Schließen Sie?" wird auch der beste Buchhändlervorsatz zur Lagerhaltung über Bord geworfen und es wird oft mehr bestellt, als angemessen wäre. Die Kosten für diesen Überbestand begleiten die Buchhandlung weit ins neue Jahr hinein. Wer den Laden von der Anordnung der Tische und der Aufteilung in den Regalen jetzt sichtbar anders gestaltet, verhindert, dass Kunden unbewusst die Warenbestände des Weihnachtsgeschäfts mit denen im Januar vergleichen können. Der Lohn: bessere Liquidität beziehungsweise gesparte Zinsen bei oft sogar steigendem Umsatz durch inspirierte Kunden.

Bernd Köster, Buchkontext Beratung

"Ein Tipp für den Verlagsbereich: Ein Controlling in Verlagen, das dazu führt,

  • dass Lektorate abgeschafft werden
  •  dass der Druck der Bücher so organisiert wird, dass nicht mehr gebündelt ausgeliefert werden kann
  •  dass wichtige Zielgruppen des Verlages nicht mehr erreicht beziehungsweise gepflegt werden

... kann man sich gewinnbringend sparen."

Dieter Durchdewald, Unternehmensberatung

"Die Einsparpotenziale bei inhabergeführten Buchhandlungen und Verlagen sind meiner Beobachtung nach weit­gehend ausgeschöpft und die Kostensituation ist allerorten angespannt. Wer trotz allem mutig und weitsichtig ist, investiert im kommenden Jahr in den entscheidenden Bereichen. Diese Bereiche haben sowohl beim Handel als auch beim Produzenten direkt oder indirekt mit der Optimierung der Kunden­beziehungen zu tun."

Joachim Merzbach, Merzbach Consulting

"Nahezu zwei Drittel aller Kosten entfallen auf die Personalkosten. Sollte gerade hier gespart werden, wo die inhabergeführten Buchhandlungen mit Beratungskompetenz (gegenüber Versandhändlern) punkten können? Eher nicht. Besteht die Möglichkeit beim zweitgrößten Kostenfaktor – den Raumkosten – zu sparen und auf Entgegenkommen der Vermieter zu bauen? Kaum. Aber: Laut "Buch und Buchhandel in Zahlen 2016" beträgt die Handelsspanne bei vielen kleinen und mittleren Buchhandlungen nur 28 bis 31 Prozent. Durch Einkauf über Verbünde (zum Beispiel eBuch, LG Buch, Nordbuch, Buchwert), aber auch durch entsprechende Angebote der Barsortimente lassen sich Verbesserungen um zwei bis drei Prozentpunkte vom Umsatz erreichen.

Klaus-W. Bramann, Bramann Verlag und Beratung

"Kostenfresser im Buchhandel? Bei den kleineren Marktteilnehmern, die ich überwiegend betreue, wird ohnehin jeder Euro umgedreht und an vielem gespart – leider auch am Marketing. In Erstaunen versetzt es mich aber trotzdem, dass manche Firma die Angebotspalette des Vorteilsprogramms Seitenreich des Börsenvereins immer noch nicht als "geldwerten Vorteil" begreift. So gibt es für mich nur ein Argument, das Stromangebot von Seitenreich nicht anzunehmen: Wenn der örtliche oder regionale Anbieter Kunde der ­Buchhandlung ist."

Rolf Reisinger, Reisinger Unternehmensberatung

"Sicherlich gibt es in jedem Unternehmen Potentiale, um Kosten zu senken. Allerdings wird damit nicht das Kernproblem der Branche gelöst. Gemeint sind die zu niedrigen Buchpreise und die oft nicht kostendeckenden Einkaufskonditionen. Besonders bei den kleineren Buchhandlungen ist der Wareneinsatz als Hauptkostenblock viel zu hoch beziehungsweise die Handelsspanne (Umsatz minus Wareneinsatz einschließlich Bezugskosten) viel zu niedrig. Aber auch Verlage und Barsortimente leiden unter zu geringen Margen. Dies liegt an den Titelpreisen, die von den Verlagen festgesetzt werden, und an den Konditionen, die die Verlage und das Barsortiment gewähren.

Das Preisproblem hat die Branche schon seit Jahrzehnten: Der Laden-Durchschnittspreis, der 14,59 Euro in 2015 betrug, ist niedriger als in 2002 (15,62 Euro) als der Euro eingeführt wurde und sogar niedriger als 1988 (14,76 Euro), als KNV damit begann jährlich den absatzgewichteten Buch-Durchschnittspreis zu ermitteln. Um den Rückgang des Durchschnittspreises und den inflationsbedingten Kaufkraftverlust auszugleichen, hätten seit 2002 die Buchpreise insgesamt um rund 30 Prozent steigen müssen, bezogen auf 1988 sogar um über 45 Prozent.

Insofern wünsche ich den Verlegern und allen Beteiligten, die in den Verlagen mit der Festlegung von Preisen und Konditionen zu tun haben, sowie allen Verantwortlichen in den Barsortimenten, die über Rabatte und Berechnungsstrukturen von Bezugskosten entscheiden, in 2017 und den daran anschließenden Jahren viel Mut und Kraft, die Bücherpreise sukzessive auf ein "inflationskonformes" Niveau anzuheben und auch den kleineren Buchhandlungen auskömmliche Konditionen zu gewähren.

Michael John, John Holding

"Eine einfache Lösung der Frage, welche Kostenfresser sich im Buchhandel (oder im Verlag) vermeiden lassen, ist von meiner Seite aus in ein paar Sätzen nicht möglich. In der kreativen Buchhandels- und Verlagsbranche ist jedes Unternehmen einzigartig und gleichzeitig komplex. Es bedarf daher bezüglich einer solchen Frage immer der exakten Ist-Analyse des Unternehmens. Erst nach einer solchen Analyse lässt sich fundiert sagen, an welchen Stellen man Kosten sparen oder eindämmen kann."