Umfrage zu Selbstkäufen bei Kindern

Junge Leser in der Buchhandlung

8. Februar 2018
von Börsenblatt
Ab welchem Alter kommen Kinder und Jugendliche selbstständig in die Buchhandlung? Und welche Unterstützung brauchen sie bei ihrem Einkauf? Erfahrungswerte aus dem Sortiment.

Monika Trapp, Buchhandlung in der Villa Herrmann, Ginsheim-Gustavsburg
 
"Die Kinder der Region kennen unser Haus, da wir für Schulen und Kitas regelmäßig Lesungen und Führungen anbieten, außerdem haben wir einen Leseclub gegründet, damit sich die Kinder mit Gleich­gesinnten austauschen können. Die Wünsche, die sie äußern, geben wir als Tipps gern an die Eltern und Großeltern weiter. Viele der Kinder und Jugendlichen kennen wir seit Jahren, veranstalten ihre Geburtstage oder haben die Lieblingsbücher zum Durchblättern vorrätig, obwohl sie eigentlich vergriffen sind."

Dörte Hamann, Buchhandlung Lilliput, Altdorf
 
"Die Jugendlichen, die sich für Serien wie 'Warrior Cats' oder 'Gregs Tagebuch' interessieren, kaufen diese Bände eigenständig nach und nach, Mädchen ab 14 bevorzugen Romantasy-Serien. Wir merken oft: Sobald ein Schüler ein Buch mag, will es die ganze Klasse. Wenn Eltern ein pädagogischeres Buch vorziehen, greife ich manchmal ein, die Haupt­sache ist ja, dass Kinder lesen. Und manche Kids flitzen auch nur rein, um schnell auf die Plastikrutsche zu springen, die direkt am Eingang steht."

Tana Bagarić, Buchhandlung am Bebelplatz, Kassel
 
"Wir sind eine kleine Stadtteilbuchhandlung mit vielen Stammkunden, darunter viele Familien. Während die Eltern bei uns stöbern, in Nachbargeschäften shoppen oder beim Italiener um die Ecke einen Kaffee trinken, erforschen ihre Kinder autark unsere Buchhandlung. Neben unserem Kinderbuchbereich ist die brainstore-Abteilung mit ihren intelligenten und außergewöhnlichen Denk- und Knobelspielen besonders beliebt. Ab ungefähr acht Jahren kommen die Kinder allein vorbei, um ihre Schulbücher zu bestellen. Zudem organisieren wir Vorlesestunden, Spielevormittage und Veranstaltungen zum Welttag des Buches."

Bettina Heuer, Buchhandlung WortReich, Heidelberg
 
"Je buchaffiner die Eltern, desto mehr kleine Persönlichkeiten haben wir in unserer Buchhandlung. Unser Geschäft ist überschaubar und zur Hälfte verglast, da trauen sich schon die ganz jungen Kinder alleine rein, die sich für die Pixis interessieren. Auch Klassenbesuche haben positive Effekte: Innerhalb einer Stunde werden die Kinder zu Buchhandlungsprofis, was ihnen Sicherheit gibt. Übrigens: In fortgeschrittenem Alter fordern wir zu E-Mail-Bestellungen auf – und das sind häufig die höflichsten Mails, die wir bekommen!"

Anna Morlinghaus, Buchhandlung Krumulus, Berlin
 
"Krumulus gibt es erst seit knapp vier Jahren, deswegen kann ich mich zu Entwicklungen noch nicht äußern. Für mein Empfinden kaufen aber recht häufig Kinder bei uns ein, die jüngsten Kunden sind dabei etwa acht Jahre alt. Die Kids, die zu uns kommen, sind mit dem Laden durch Besuche bei unseren Lesungen, Druckkursen oder anderen Veranstaltungen schon sehr vertraut. Ich denke, gerade als Kind besucht man gern Orte, die man bereits gut kennt. Und im Gegensatz zu den Erwachsenen wissen die Kinder und Jugendlichen meist sehr genau, was sie suchen – und sogar, wo sie es im Laden finden können."

Tanja Eger, Mäx und Moritz, Baden-Baden
 
"Ich bin froh, dass wir junge Selbstkäufer haben. Wie traurig wäre es, diese Zielgruppe nur aus zweiter Hand zu kennen? Bei uns kaufen Kinder ab neun Jahren ein, den größeren Anteil bilden aber Jugendliche ab zwölf. Die meisten Kinder möchten im Angebot stöbern oder kommen in Grüppchen, um sich gegenseitig auszutauschen. Eine ausführliche Beratung von uns suchen sie nicht, sie sind 'stillschweigend' zugespielten Büchern gegenüber aber durchaus aufgeschlossen. Wir haben in einer Schülerzeitschrift eine Anzeige geschaltet, außerdem kooperieren wir mit mehreren Schulen und sind gerade dabei, einen Leseclub zu gründen."

Anne Patz, Buchhandlung Patz, Bienenbüttel
 
"Wir haben wenige Selbstkäufer, das hat sich im Laufe der Jahre auch kaum verändert –
die Kinderbücher kaufen nach wie vor die Erwachsenen. Seit diesem Jahr haben wir einmal im Monat eine neue Veranstaltungsreihe, mit der wir Kindern den Zugang zu Büchern neu ermöglichen beziehungsweise den Kontakt intensivieren wollen. Wir planen ein Bilderbuchkino, einen Bastelnachmittag, gemeinsames Lesen und die Präsentation von Lernhilfen. Und wir wollen Grafiker einladen, die ihre Bücher und Bilder vorstellen. Ein ganz buntes Programm!"

Annekatrin Grimm und Daniela Weiß, Buchhandlung Montag, Berlin
 
"Bei uns kommen Kinder ab acht Jahren ohne Begleitung ihrer Eltern zum Bücherkaufen oder -bestellen. Unsere Buchhandlung besteht seit drei Jahren – da ist es eine natürliche und wirklich positive Entwicklung, dass die Kinder unserer Kunden mit uns wachsen und uns weiterhin besuchen. Auffällig ist übrigens, dass sich die Kinder größtenteils ganz andere Bücher aussuchen, als die Eltern es für sie tun würden. Sie trauen sich auch, ganz von alleine auf uns zuzukommen. Wir freuen uns sehr, wenn sich die Kids oder Jugendlichen mit ihren Freunden bei uns zum Büchergucken und -kaufen verabreden."