Umwandlung stockt

Wo Weltbild draufsteht, ist LesensArt drin

1. Juni 2015
von Börsenblatt
LesensArt schließt Filialen, Weltbild Retail eröffnet neue - und zahlt noch weiter Mieten für an LesensArt verkaufte Filialen. Da die Umfirmierung nicht vorankommt, hängen vielerorts immer noch die alten Weltbild-Schilder an den LesensArt-Läden.

Wie die "Süddeutsche Zeitung" heute berichtet, hat Weltbild Retail soeben die Neueröffnung "einer Handvoll weiterer Filialen" beschlossen. Auf Anfrage von boersenblatt.net bestätigte eine Weltbild Retail-Sprecherin die "grundsätzliche Planung" von Neueröffnungen, wollte jedoch noch keine Details verraten: "Da diese Themen wettbewerbsrelevant sind, werden Sie verstehen, dass wir die Standorte erst verkünden, wenn es konkret wird und die Eröffnung unmittelbar bevorsteht."

In der vergangenen Woche hat die Lesensart GmbH die zwei Filialen in Rostock und im württembergischen Balingen geschlossen, wie boersenblatt.net berichtet hat. Zudem wurde die Filiale im westfälischen Lengerich weiterverkauft, wie Olaf Keith, der Sprecher des Gesamtbetriebsrats, auf Anfrage bestätigt. Einen Käufer könne er nicht nennen, da es bislang keine Informationen der Geschäftsführung darüber gebe. Andererseits habe die Geschäftsführung den GBR über weitere gefährdete Standorte informiert, "aber die Sachlage hier ist unsicher", so Keith. "Daher kann ich keine konkreten Filialen benennen."

Laut der "Süddeutschen" hat das Arbeitsgericht Bocholt am vergangenen Freitag den Eilantrag des Gesamtbetriebsrats der Lesensart GmbH zurückgewiesen, mit dem durch eine einstweilige Verfügung die Schließungen verhindert werden sollten. Das Gericht sah keine Eilbedürftigkeit gegeben. Der GBR wollte die einstweilige Verfügung erwirken, so Keith, weil die Geschäftsführung mit dem GBR für die betroffenen Filialen keinen Sozialplan geschlossen habe. "Eine schriftliche Urteilsbegründung steht noch aus", fährt Keith fort. Aber: "Durch den Vollzug der Schließungen hat der Arbeitgeber bereits Fakten geschaffen."

Der GBR sei zu jeder Zeit zu konstruktiven Gesprächen mit der Geschäftsführung bereit, betont Keith. "Leider werden unsere Gesprächsangebote entweder ignoriert oder abgelehnt", so der GBR-Sprecher. Der GBR berate sich derzeit intensiv und prüfe alle möglichen Optionen.

Zum immer größeren Problem werden die Mietverträge. Erklärtes Ziel von LesensArt war, die Mieten herunterzuhandeln; nur haben offensichtlich die Vermieter wenig Interesse, vorzeitig die Mehrjahresverträge zu beenden. Denn noch zahlt Weltbild in vielen Fällen die Miete, da LesensArt nur die Mitarbeiter und die Einrichtungen übernommen hat. "67 Weltbild Plus Filialen wurden an Herrn Wenk/Buchhandlung Lesensart verkauft", sagt eine Weltbild Retail-Sprecherin gegenüber boersenblatt.net, "und laufen unter seiner Regie. In diesem Zuge muss noch ein Teil der Mietverträge übertragen werden." Um der Überlegung, die Mietzahlungen seien Teil des Verkaufsdeals der 67 defizitären Weltbild-Läden an die Lesensart GmbH von Rüdiger Wenk gewesen, entgegenzuwirken, betonte Weltbild Retail: "Zur Geschäftstätigkeit von Herrn Wenk gibt es keinerlei Berührungspunkte."

Der "Süddeutschen" zufolge führt dies zu der absurden Situation, dass Vermieter die Umfirmierung von Weltbild in LesensArt  durch neue Schilder verbieten würden. Kunden erwarteten das Weltbild-Sortiment, das LesensArt aber gar nicht führt und verließen enttäuscht die Läden.