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Warburgs unvollendetes Projekt

13. Mai 2011
von Börsenblatt
Claudia Wedepohl, Leiterin des Archivs im Warburg Institute in London, gibt am 17. Mai in der Marbacher Reihe "Zeitkapsel" Einblicke in unveröffentlichtes Material.

Der Hamburger Kunst- und Kulturhistoriker Aby Warburg hat sich ein Leben lang mit den Erinnerungszeichen magischer Kräfte beschäftigt. Claudia Wedepohl spricht am kommenden Dienstag in Marbach über ein Notizbuch Warburgs aus den Jahren 1923/24, das den Titel "Schicksalsmächte im Spiegel antikisierender Symbolik" trägt. Das Notizbuch enthält Aufzeichnungen, die als Vorarbeiten für das Konzept des unvollendeten Bilderatlasses "Mnemosyne" zu charakterisieren sind. Im Zentrum des Notizbuchs steht die Symbolik der Schicksalsmächte.

Die von Aby Warburg begründete Kulturwissenschaftliche Bibliothek in Hamburg umfasste zum Zeitpunkt seines Todes im Oktober 1929 etwa 60.000 Bände; 1933 wurden die Bestände vor den nationalsozialistischen Machthabern nach London in Sicherheit gebracht, die Bibliothek wurde dann 1944 der Universität London angegliedert. In der kürzlich im Literaturmuseum der Moderne eröffneten Ausstellung "Schicksal. Sieben mal sieben unhintergehbare Dinge" ist eine Leihgabe des Warburg Institute ausgestellt: Warburgs Nachzeichnung des Dürerschen Zahlenquadrats. In seiner Studie "Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten (1920) deutet Warburg die Zahlenkonstellation als magisches Bild des Glücksgottes Jupiters und damit als Gegenmittel der von Saturn ausgelösten Melancholie.

Die von Ulrich Raulff moderierte Veranstaltung findet am 17. Mai um 20 Uhr im Berthold-Leibinger-Auditorium (Literaturmuseum der Moderne) statt. Die Ausstellung "Schicksal. Sieben mal sieben unhintergehbare Dinge" wird an diesem Tag bis 20 Uhr geöffnet sein.