Verlagspreis NRW für Lilienfeld: Preisverleihung in Düsseldorf

"Wertschätzung, Ermutigung, Dank"

9. Dezember 2017
von Börsenblatt
Premiere für den Verlagspreis NRW: Viola Eckelt und Axel von Ernst sind mit ihrem Lilienfeld Verlag die ersten Preisträger der neuen Auszeichnung. Die Preisverleihung am Freitagabend war nicht nur eine Einzelwürdigung, sondern eine Feier unabhängiger Verlage.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis Gabriele Schinks Idee zu diesem Preis umgesetzt war. Seit Oktober ist die langjährige Regionaldirektorin des Börsenvereins in NRW im Ruhestand, jetzt sprach sie als "Veteranin" zum Publikum, das gekommen war, um den Lilienfeld Verlag zu feiern. Schink zog ein positives Fazit: Ihr Anliegen, mit einem Preis die Buchbranche in Nordrhein-Westfalen zu unterstützen, sei im Kulturministerium engagiert aufgegriffen worden - "und hat sich jetzt zu einer runden Sache entwickelt." Dass der Preis mit 20.000 Euro vergleichsweise hoch dotiert ist, würdige die Arbeit der unabhängigen literarischen Verlage.

Während der zweijährigen Entstehungsgeschichte der Auszeichnung hat die Landesregierung gewechselt, die neue ist erst seit Juni im Amt. Dass sie jedoch voll und ganz hinter dem Preis steht, brachte Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen deutlich zum Ausdruck. Ganz bewusst werde der Preis nicht vom Wirtschafts-, sondern vom Kulturministerium vergeben - weil es darum gehe, Verlage als kulturelle Institutionen zu fördern.

39 Verlage waren im Rennen

Die Jury hat den Lilienfeld Verlag aus 39 Bewerbern ausgewählt, weil die beiden Inhaber seit der Gründung im Jahr 2006 ein eigenes literarisches Profil entwickelt haben: Ihr Schwerpunkt liegt auf besonderen Büchern, die im Lauf der Zeit vergessen wurden oder nicht den Weg bis nach Deutschland gefunden haben. Die Lilienfelder würden aber nicht nur literarische Schätze heben, sondern sich auch für die "Hotlist der unabhängigen Verlage" und damit für die Branche engagieren, betonte die Ministerin. Der Preis sei "Wertschätzung, Ermutigung, Dank" für diese Leistungen.

Die Laudatio toppte die Würdigung durch die Ministerin noch, gehalten wurde sie von einem "gemischten laudatorischen Doppel": von der Lyrikerin Barbara Köhler und dem Publizisten Ulrich Faure ("Buchmarkt"). Von Barbara Köhler ist bei Lilienfeld in der Schriftenreihe der Kunststiftung NRW das Buch "Istanbul, zusehends" erschienen, das mit dem Peter-Huchel-Preis 2016 ausgezeichnet wurde. Ulrich Faure ist ausgewiesener Branchenkenner, der den Lilienfeld Verlag seit seinen Anfängen begleitet.

An der Grenze zur Selbstausbeutung

Wie die Rednerinnen vor ihnen feierten auch die beiden Laudatoren das Buch als Kulturgut und die Bedeutung unabhängiger Verlage. Doch auch wenn die Freude über den Preis und die beiden Preisträger im Düsseldorfer Heinrich Heine Institut im Vordergrund standen, ging es ebenso um die wirtschaftliche Seite des Buchs - und darum, dass die meisten unabhängigen Verlage an der Grenze zur Selbstausbeutung arbeiten.

In seiner Dankesrede nahm Lilienfeld-Verleger Axel von Ernst darauf Bezug und sprach die beiden Aspekte an, die er bereits vorher im Börsenblatt-Interview thematisiert hatte. Zum einen die Diskussion um die VG Wort: Sie habe große Defizite offenbart, was das Wissen um die Arbeit und die Bedeutung unabhängiger Verlage angehe. "Ich wünsche mir, dass es gelingt, mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, was diese Verlage leisten und welche Opfer damit verbunden sind", so Axel von Ernst. Zum anderen plädierte er für eine Verlagsförderung nach dem Modell des Deutschen Buchhandlungspreises.

Dabei wandte er sich direkt an seinen Kollegen Stefan Weidle, der zur Preisverleihung nach Düsseldorf gekommen war: Der Bonner Verleger hat sich lange für den Buchhandlungspreis eingesetzt, der inzwischen jedes Jahr von der Bundesregierung verliehen wird. Ein Pendant für unabhängige Verlage mit auf den Weg zu bringen, hat sich Axel von Ernst für die nächste Zukunft auf die Fahnen geschrieben. Ein Motor dafür: die Auszeichnung mit dem Verlagspreis NRW.